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Marktheidenfeld
Deportation aus Marktheidenfeld: Es geschah im April 1942
Neun jüdische Bürger wurden am 23. April 1942 aus Marktheidenfeld deportiert. Obere Reihe von links: Willi Adler, Rosa Adler, Bernhard Freimark, Getta Freimark; untere Reihe von links Samuel Guttmann, Rosa Guttmann, Leopold Levy, Regina Levy. Von Regina Freimark ist bislang kein Foto aufgefunden worden. (Fotos: Staatsarchiv Würzburg, LRA Mar 4310).
Foto: Martin Harth | Neun jüdische Bürger wurden am 23. April 1942 aus Marktheidenfeld deportiert. Obere Reihe von links: Willi Adler, Rosa Adler, Bernhard Freimark, Getta Freimark; untere Reihe von links Samuel Guttmann, Rosa Guttmann, ...
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:56 Uhr

Der 23. April 1942 gehört zu den dunkelsten Tagen in der Marktheidenfelder Stadtgeschichte. Aus dem Anwesen des Viehhändlers Bernhard Freimark, wo sie seit geraumer Zeit gezwungen waren, isoliert in qualvoller Enge zusammen zu leben, wurden neun jüdische Menschen mit dem Bus nach Würzburg gebracht. Schon seit Jahren waren sie in der NS-Diktatur aus dem wirtschaftlichen und öffentlichen Leben gedrängt worden.

Dies waren der Händler und letzte Vorsitzende der jüdischen Gemeinde William "Willi" Adler und seine Frau "Rosa" Regina (geb. Freimark), die ledige Damenschneiderin Regina Freimark, der Viehhändler Bernhard Freimark und seine Frau Getta (geb. Bierig) sowie der ledige Textilhändler Gustav Levy und seine Schwester Regina. Den Viehhändler Samuel Guttmann und seine Frau Rosa (geb. Löwenstein) brachten die Behörden wegen dessen schlechten Gesundheitszustands auf "eigene Kosten" mit einem Mietauto nach Würzburg.

852 Menschen aus Würzburg deportiert: Keiner überlebte

Dort wurde im Veranstaltungslokal "Platz’scher Garten" an drei Tagen die größte Deportation jüdischer Menschen aus dem damaligen nationalsozialistischen Gau Mainfranken zusammengestellt. Unter unwürdigen Bedingungen wurden 852 jüdische Menschen erfasst und der wertvolleren Teile ihrer letzte Habe im knappen Reisegepäck beraubt. Am 25. April trieb man die Gefangenen zur Verladung zum Güterbahnhof Aumühle.

Der Zug setzte sich mit dem Ziel der Kreisstadt Krasnystaw im Distrikt Lublin im besetzten Ostpolen in Bewegung. Dort kamen die Deportierten am Morgen des 28. April an, ehe sie zu Fuß weiter in das 15 Kilometer entfernte Transitghetto Krasniczyn laufen mussten. Die dorthin geschleusten jüdischen Menschen sollten, soweit sie bis dahin überhaupt überlebten, bis zur Liquidation des Ghettos durch die Deutschen im Juni 1942 in den beiden nahe liegenden Vernichtungslagern Sobibor und Belzec durch Auspuffgase in Gaskammern ermordet werden. Keiner der 852 im April 1942 aus Würzburg deportierten Opfer überlebte.

Den neun aus Marktheidenfeld deportierten jüdischen Bürgerinnen und Bürger ist seit 1985 am Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewalt auf dem Mainberg ein namentliches Gedenken gewidmet. Seit kurzer Zeit erinnern "Stolpersteine" in der Innenstadt an diese Menschen, ebenso eine Koffer-Skulptur des unterfränkischen Denkorts Deportationen am Oberen Mainkai.

Bald weitere Stolpersteine

Weitere Juden, die in Marktheidenfeld längere Zeit gelebt hatten oder dort geboren wurden, fielen dem Nationalsozialismus zum Opfer. Das städtische Mahnmal erinnert auch an den Eisenwarenhändler Albert Heimann und seine Frau Helene (geb. Löwenstein). Das Ehepaar war 1939 nach Frankfurt gezogen und wurde vermutlich nach einer Deportation im Jahr 1942 ebenso in den Vernichtungslagern im Raum Lublin ermordet. Die Schneiderin und Kurzwarenhändlerin Hermine Freimark (geb. Adler) emigrierte 1938 in die Niederlande und wurde von dort wie die Familie ihres Sohns Friedrich deportiert. Sie wurde 1943 in Sobibor ermordet. Für sie sollen demnächst weitere Stolpersteine an ihren letzten freiwilligen Marktheidenfelder Wohnorten am Marktplatz und in der Oberen Gasse verlegt werden.

 
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