zurück
Marktheidenfeld
"Denn mit warmen Füßen stirbt es sich leichter": Lesung mit Schauspielerin Petra Frey in Marktheidenfeld
Schauspielerin Petra Frey las in Marktheidenfeld aus ihren Büchern, in denen sie ihre Erfahrungen als Sterbebegleiterin humorvoll und berührend schildert.
Foto: Ernst Dürr | Schauspielerin Petra Frey las in Marktheidenfeld aus ihren Büchern, in denen sie ihre Erfahrungen als Sterbebegleiterin humorvoll und berührend schildert.
Ernst Dürr
Ernst Dürr
 |  aktualisiert: 15.11.2024 02:39 Uhr

Es war wirklich eher schwere Kost, um die es am vergangenen Freitag auf Einladung des Hospizvereins Main-Spessart im Pfarrheim Marktheidenfeld ging, doch eine traurige Veranstaltung wurde die Lesung von Petra Frey dann ganz und gar nicht. Die Autorin las vor rund 180 Zuhörern aus ihrem Buch "SterbeMund tut Wahrheit kund". Darin schildert sie berührend und mit viel Humor ihre Erfahrungen als Sterbebegleiterin und gibt einen erstaunlichen Einblick in das Tabuthema Sterben und Tod. Nicht nur Kindermund spreche die Wahrheit, begründet Frey den Titel, auch Sterbende würden meist geradeheraus sagen, was ihnen auf der Zunge liegt, "denn viel Zeit bleibt ihnen nicht mehr".

Beruflich ist Frey Schauspielerin und spielte unter ihrem Künstlernamen Petra Auer in TV-Produktionen wie Rosenheim Cops oder Forsthaus Falkenau. Positiv erlebte sie die Sterbephase ihrer Mutter, die vor ihrem Tod kompetent und liebevoll betreut wurde. "Wenn's schon sein muss, dann so", meinte die Münchnerin und ließ sich in der Folge neben ihrer Schauspielkarriere zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin ausbilden. Das war die "Lizenz zum Händchenhalten", wie ein weiterer Buchtitel von ihr lautet.

Begleiterin auf dem letzten Weg und Koordinatorin auf einer Palliativstation

Seit fast fünfzehn Jahren begleitet sie nun Sterbende ambulant auf ihrem letzten Weg und ist zusätzlich Koordinatorin auf einer Palliativstation. Mit den ungewöhnlichen Geschichten, die ihr dabei begegneten, eröffnete sie den Gästen eine eher unbekannte Seite der Hospizarbeit. Frey erzählte von den anderen Momenten in der Sterbebegleitung, die durchaus auch lustig sein können. Die Autorin teilte rührende Anekdoten mit einer lebensfrohen Sicht, dabei tiefgründig und immer mit einer aufrichtigen Wertschätzung für das Leben in all seinen Facetten.

Heribert Zeller, Vorsitzender des Hospizvereins Main-Spessart, dankte Frey für den humorvollen und berührenden Abend.
Foto: Ernst Dürr | Heribert Zeller, Vorsitzender des Hospizvereins Main-Spessart, dankte Frey für den humorvollen und berührenden Abend.

Für die Anwesenden gab es zudem "todsichere Tipps für den eigenen Abgang". "Denn Hand aufs Herz: Wir wissen doch alle, dass wir sterben, aber die wenigsten glauben, dass es tatsächlich passiert." So bekamen die Gäste Ratschläge für ihre "Reise in eine besondere Zeit, in der auch Sie einmal die Reiseleitung sein werden". Frey warb für Patientenverfügungen, in die man auch ganz persönliche Wünsche aufnehmen sollte. So hat sie in ihrer eigenen verfügt, dass sie Socken anhaben möchte. "Denn mit warmen Füßen stirbt es sich leichter" drückte sie es auf ihre heitere Weise aus.

Die Gäste erlebten einen Abend, der bei manchem sicher lange nachhallen wird. Die Lesung zeigte stets respektvoll, wie wertvoll das Leben ist und wie wir alle lernen können, den Tod als Teil dieses Lebens zu akzeptieren. Frey gelang es, nicht nur sehr einfühlsam über ihre ernste Arbeit als Hospizhelferin im Ehrenamt zu berichten, sondern dabei auch noch bestens zu unterhalten. Als Profi-Schauspielerin beherrschte sie gekonnt Mimik und Gestik und band das Publikum spielerisch sicher ein. So war ihr Vortrag sowohl inhaltlich als auch von der Art der Darbietung vom Beginn bis zum Ende spannend und kurzweilig. "Sie werden lachen, es geht um den Tod", hatte sie zu Beginn angekündigt und machte das auch wahr. Begeisterter Schlussapplaus zeigte es deutlich.

Zum Vortrag hervorragend passte die besinnlich-meditative musikalische Umrahmung durch Manuel Ehlich am Marimbaphon und an der Handpan, zwei sehr ungewöhnlichen Instrumenten, mit einer ganz eigenen raumfüllenden Klangakustik. Heribert Zeller, Vorsitzender des Hospizvereins Main-Spessart, dankte der Erzählerin für ihren humorvollen Blick auf Tod und Sterben und dem Publikum für das zahlreiche Erscheinen. Viele Gäste nutzten die Chance, sich im Anschluss an die Lesung ein Buch signieren zu lassen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Marktheidenfeld
Ernst Dürr
Hospizvereine
Publikum
Sterbebegleiter
Tod und Trauer
Wahrheit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top