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Steinfeld
Denkmal unter der Erde in den Fels geschlagen: Ein einzigartiger Gewölbekeller erzählt 400 Jahre Geschichte
Die Brauerei und Wirtschaft trägt auf diesem Foto aus den 1890er Jahren noch den Namen von J.G. Herrmann, der die Brauerei 1823 gegründet hatte. Nach der Übernahme der Brauerei durch Theodor Schmitt 1899 hieß sie Schmitt-Bräu.
Foto: Herbert Schmitt | Die Brauerei und Wirtschaft trägt auf diesem Foto aus den 1890er Jahren noch den Namen von J.G. Herrmann, der die Brauerei 1823 gegründet hatte.
Martin Loschert
 |  aktualisiert: 10.09.2023 03:02 Uhr

Von alter Braukunst erzählt der einzigartige Gewölbekeller der ehemaligen Brauerei Schmitt in Steinfeld. Der Handwerksbetrieb wurde vor genau 200 Jahren im Jahr 1823 gegründet. Am oberen Kirchplatz in Steinfeld befindet sich die riesige Gewölbe- und Felsenkelleranlage, ein unterirdisches Denkmal, das sogar viele Einheimische noch nicht kennen. Die Inschrift am Kellereingang mit der Jahreszahl 1600 lässt vermuten, dass der Keller zumindest in Teilen schon über 400 Jahre alt ist.

Auf ausgetretenen Sandsteinstufen geht es in die Steinfelder Unterwelt, durch die uns Herbert Schmitt, der letzte Wirt der Gaststätte, und Braumeister Thomas Schmitt führen. Die Kellerräume erstrecken sich über eine Länge von 40 Metern und sind komplett in Stein gehauen. "Früher wurde hier unten nur bei Kerzenlicht gearbeitet", weiß Thomas zu berichten. Heute leuchten Lampen die Räume aus.

Helmut Schmitt zwischen Maischbottich und  Sudkessel. Er stellte in seinem Einmannbetrieb drei Sorten von Bier her: Export, helles Vollbier und ab Martini bis Ostern das Bockbier.
Foto: Prof. Dr. Martin Oswald | Helmut Schmitt zwischen Maischbottich und Sudkessel. Er stellte in seinem Einmannbetrieb drei Sorten von Bier her: Export, helles Vollbier und ab Martini bis Ostern das Bockbier.

Als Brauerei, Wirtshaus und Bauernhof bis in die 1990er Jahre noch in Betrieb waren, wohnten und arbeiteten hier die kinderreichen Familien der Brüder Theodor und Engelbert Schmitt. Theodor führte die Gaststätte, Braumeister Engelbert betrieb die kleine Brauerei.

Der Tiefbrunnen ist aus gehauenem Stein und 20 Meter tief.  Früher wurde das Wasser zum Kühlen benutzt, später für Reinigungsarbeiten. Heute ist ein Gitter angebracht, damit niemand hineinfällt.
Foto: Martin Loschert | Der Tiefbrunnen ist aus gehauenem Stein und 20 Meter tief. Früher wurde das Wasser zum Kühlen benutzt, später für Reinigungsarbeiten. Heute ist ein Gitter angebracht, damit niemand hineinfällt.

Stolz leuchtet Herbert mit einer Lampe in den Tiefbrunnen. "Er ist aus gehauenem Stein, 20 Meter tief und führt immer Wasser." Früher wurde es zum Kühlen benutzt. Im Keller muss man sich manchmal bücken, denn er ist zum Teil recht niedrig. Die Räume unter dem Gasthaus dienten als Lager für Kartoffeln und Rüben. Das Gebäude war, so Herbert, ursprünglich ein Bauernhaus.

Professor Dr. Martin Oswald, der in Karlstadt aufwuchs, befasste sich in seiner Zulassungsarbeit 1984 mit dem alten Brauhandwerk. Dazu wählte er die Brauerei Schmitt als "traditionellen Kleinbetrieb" aus. Die Brauerei mit ihren zahlreichen alten Geräten führte damals Braumeister Helmut Schmitt. Er stellte in seinem Einmannbetrieb drei Sorten von Bier her: Export, helles Vollbier und ab Martini bis Ostern das Bockbier. 500 Hektoliter Bier betrug der Jahresausstoß der Brauerei 1984. Sie gehörte damit zu den kleinsten Brauereien in Bayern. Da der Brauerei damals noch ein Bauernhof und ein eigenes Wirtshaus angeschlossen waren, hatte sich laut Oswald "der fast einmalige Fall" ergeben, dass mit Helmut Schmitt bis 1990 "derselbe Mann die Grundbestandteile anbaut, daraus sein Bier braut und es noch dazu im Wirtshaus selbst ausschenkt".

Die Kellertür neben dem Eingang der ehemaligen Gaststätte Zur Brauerei - von den Steinfeldern früher Bierhaus genannt-   führt den Besucher auf ausgetretenen Sandsteinstufen in die Steinfelder Unterwelt. Die Inschrift mit der Jahreszahl 1600 über dem Türbogen des Eingangs weist daraufhin, dass der Keller zumindest in Teilen schon über 400 Jahre alt ist.
Foto: Martin Loschert | Die Kellertür neben dem Eingang der ehemaligen Gaststätte Zur Brauerei - von den Steinfeldern früher Bierhaus genannt- führt den Besucher auf ausgetretenen Sandsteinstufen in die Steinfelder Unterwelt.

Über weitere Steintreppen geht es in den Malzkeller. Thomas erlernte wie seine Vorfahren den Handwerksberuf des Brauers. Er erzählt, dass sein Großvater Engelbert bis 1970 Malz selbst hergestellt hatte. Über dem Malzkeller und der Darre thront heute noch der typische Bauernschlot mit der Wetterfahne.

An der Treppe, die vom Brauereikeller zum Hof führt, erkennt der Besucher, dass der Keller mühsam mit den Hand in den Fels geschlagen wurde.
Foto: Martin Loschert | An der Treppe, die vom Brauereikeller zum Hof führt, erkennt der Besucher, dass der Keller mühsam mit den Hand in den Fels geschlagen wurde.

Je tiefer man auf blankem Fels in die Kellerräume steigt, desto mehr wird dem Besucher bewusst, wie mühsam es für die Vorfahren war, eine solche Kelleranlage nur mit Muskelkraft aus dem Fels zu schlagen. Weiter geht es durch den Gärkeller an zwei Gärbottichen vorbei zum Lagerkeller. Damit das Bier nicht sauer wird, muss es kühl gehalten werden. Da kleine Brauereien sich keine Kühlmaschinen leisten konnten, waren daher noch bis in die 1960er Jahre hinein schwere Vorarbeiten im Winter nötig, um das Bier im Keller auch im Sommer kühl halten zu können., gemäß dem Spruch: "Mit Eis stopf' deine Keller voll, wenn dir dein Bier gelingen soll!".

Blick aus der Scheune zur Wirtschaft und dem Tanzsaal im Mittelgebäude. Herbert Schmitt war der letzte Wirt. Hier in Brauerei, Wirtshaus und Bauernhof  wohnten und arbeiteten die kinderreichen Familien der Brüder Theodor und Engelbert Schmitt. Unter der Scheune befindet sich der Eiskeller.
Foto: Martin Loschert | Blick aus der Scheune zur Wirtschaft und dem Tanzsaal im Mittelgebäude. Herbert Schmitt war der letzte Wirt. Hier in Brauerei, Wirtshaus und Bauernhof wohnten und arbeiteten die kinderreichen Familien der Brüder ...

Thomas erinnert sich: "Das Eisbrechen war Knochenarbeit. Wir Brauer hatten das Staurecht, durften also im Winter an verschiedenen Stellen um Steinfeld Gräben und Bäche stauen." War die Eisdecke dick genug, zogen die Brauer mit Pferdewagen hinaus. Mit Äxten teilte man es in handliche Blöcke und transportierte es zur Brauerei. Dort schüttete man die Eisbrocken durch ein Kellerloch in den Eiskeller, wo es das Bier im angrenzenden Lagerraum bis in den Sommer hinein kühlte. Der Eiskeller beeindruckt mit seinen Ausmaßen. Er ist über zehn Meter hoch und hat ein Volumen von 260 Kubikmetern. Thomas erinnert sich noch gut, dass "es Wochen gedauert hat, bis er bis obenhin voll war."

Führungen durch Ort und Keller

Am Sonntag, 17. September, bietet der Heimat- und Geschichtsverein Steinfeld-Hausen-Waldzell am Kirchplatz 4 in Steinfeld Führungen zwischen 13 und 17 Uhr an.
Jeweils 30-minütige Führungen durch die Gewölbekelleranlage der ehemaligen Brauerei Schmitt. Jeweils 60-minütige Führungen durch den Altort Steinfeld mit Martin Loschert unter dem Motto: "Steinfeld – einst ein Dorf von Bauern und Handwerkern".
Kinder (mit Eltern) können dabei den Rundgang mit einer App auch digital mitverfolgen und an einem Spiel teilnehmen.
Kaffee und Kuchen werden den Besuchern im Pfarrheim angeboten. 
Genügend Parkplätze gibt es am Sportgelände in der Waldzeller Straße (Fußweg fünf Minuten).
Heute erinnert der Turm mit der Wetterfahne noch an die ehemalige Brauerei, die vor genau 200 Jahren im Jahr 1823 gegründet wurde.
Foto: Martin Loschert | Heute erinnert der Turm mit der Wetterfahne noch an die ehemalige Brauerei, die vor genau 200 Jahren im Jahr 1823 gegründet wurde.
 
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