Von alter Braukunst erzählt der einzigartige Gewölbekeller der ehemaligen Brauerei Schmitt in Steinfeld. Der Handwerksbetrieb wurde vor genau 200 Jahren im Jahr 1823 gegründet. Am oberen Kirchplatz in Steinfeld befindet sich die riesige Gewölbe- und Felsenkelleranlage, ein unterirdisches Denkmal, das sogar viele Einheimische noch nicht kennen. Die Inschrift am Kellereingang mit der Jahreszahl 1600 lässt vermuten, dass der Keller zumindest in Teilen schon über 400 Jahre alt ist.
Auf ausgetretenen Sandsteinstufen geht es in die Steinfelder Unterwelt, durch die uns Herbert Schmitt, der letzte Wirt der Gaststätte, und Braumeister Thomas Schmitt führen. Die Kellerräume erstrecken sich über eine Länge von 40 Metern und sind komplett in Stein gehauen. "Früher wurde hier unten nur bei Kerzenlicht gearbeitet", weiß Thomas zu berichten. Heute leuchten Lampen die Räume aus.
Als Brauerei, Wirtshaus und Bauernhof bis in die 1990er Jahre noch in Betrieb waren, wohnten und arbeiteten hier die kinderreichen Familien der Brüder Theodor und Engelbert Schmitt. Theodor führte die Gaststätte, Braumeister Engelbert betrieb die kleine Brauerei.
Stolz leuchtet Herbert mit einer Lampe in den Tiefbrunnen. "Er ist aus gehauenem Stein, 20 Meter tief und führt immer Wasser." Früher wurde es zum Kühlen benutzt. Im Keller muss man sich manchmal bücken, denn er ist zum Teil recht niedrig. Die Räume unter dem Gasthaus dienten als Lager für Kartoffeln und Rüben. Das Gebäude war, so Herbert, ursprünglich ein Bauernhaus.
Professor Dr. Martin Oswald, der in Karlstadt aufwuchs, befasste sich in seiner Zulassungsarbeit 1984 mit dem alten Brauhandwerk. Dazu wählte er die Brauerei Schmitt als "traditionellen Kleinbetrieb" aus. Die Brauerei mit ihren zahlreichen alten Geräten führte damals Braumeister Helmut Schmitt. Er stellte in seinem Einmannbetrieb drei Sorten von Bier her: Export, helles Vollbier und ab Martini bis Ostern das Bockbier. 500 Hektoliter Bier betrug der Jahresausstoß der Brauerei 1984. Sie gehörte damit zu den kleinsten Brauereien in Bayern. Da der Brauerei damals noch ein Bauernhof und ein eigenes Wirtshaus angeschlossen waren, hatte sich laut Oswald "der fast einmalige Fall" ergeben, dass mit Helmut Schmitt bis 1990 "derselbe Mann die Grundbestandteile anbaut, daraus sein Bier braut und es noch dazu im Wirtshaus selbst ausschenkt".
Über weitere Steintreppen geht es in den Malzkeller. Thomas erlernte wie seine Vorfahren den Handwerksberuf des Brauers. Er erzählt, dass sein Großvater Engelbert bis 1970 Malz selbst hergestellt hatte. Über dem Malzkeller und der Darre thront heute noch der typische Bauernschlot mit der Wetterfahne.
Je tiefer man auf blankem Fels in die Kellerräume steigt, desto mehr wird dem Besucher bewusst, wie mühsam es für die Vorfahren war, eine solche Kelleranlage nur mit Muskelkraft aus dem Fels zu schlagen. Weiter geht es durch den Gärkeller an zwei Gärbottichen vorbei zum Lagerkeller. Damit das Bier nicht sauer wird, muss es kühl gehalten werden. Da kleine Brauereien sich keine Kühlmaschinen leisten konnten, waren daher noch bis in die 1960er Jahre hinein schwere Vorarbeiten im Winter nötig, um das Bier im Keller auch im Sommer kühl halten zu können., gemäß dem Spruch: "Mit Eis stopf' deine Keller voll, wenn dir dein Bier gelingen soll!".
Thomas erinnert sich: "Das Eisbrechen war Knochenarbeit. Wir Brauer hatten das Staurecht, durften also im Winter an verschiedenen Stellen um Steinfeld Gräben und Bäche stauen." War die Eisdecke dick genug, zogen die Brauer mit Pferdewagen hinaus. Mit Äxten teilte man es in handliche Blöcke und transportierte es zur Brauerei. Dort schüttete man die Eisbrocken durch ein Kellerloch in den Eiskeller, wo es das Bier im angrenzenden Lagerraum bis in den Sommer hinein kühlte. Der Eiskeller beeindruckt mit seinen Ausmaßen. Er ist über zehn Meter hoch und hat ein Volumen von 260 Kubikmetern. Thomas erinnert sich noch gut, dass "es Wochen gedauert hat, bis er bis obenhin voll war."