Am Vorabend der Verleihung des deutschen Parodistenpreises „Marktheidenfelder Stern“ war die Organisatorin und Moderatorin Ellen Obier mit einem eigenen Programm im Marktheidenfelder Theater „Fasskeller“ zu sehen und zu hören. Als weiteren Gast hatte sie den Mainzer Harry Borgner mit einer Auswahl von Reinhard-Mey-Liedern eingeladen.
Einen „Abend für die Seele“ mit vielen „Gänsehaut pur“-Momenten versprach das Duo auf der Kleinkunstbühne unter dem Hotel „Anker“. Diesem Anspruch wurden die beiden an diesem Abend jedoch nicht in jedem Moment gerecht.
Der Anfang war sehr gelungen. Harry Borgner begann zu seinem versierten Gitarrenspiel mit Meys programmatischem Lied „Ich wollte wie Orpheus singen“. Es waren vor allem die ganz frühen Songs des Liedermachers, die wirklich bewegten, wie die Erzählballade über Kaspar Hausers Schicksal oder das Abschiedslied „Schade, dass du gehen musst!“.
Borgner, der im Wechsel mit Obier in kurzen Sets mit zwei, drei Liedern auftrat, interpretierte auch Meys größte Hits wie „Über den Wolken“ oder „Gute Nacht, Freunde“ einprägsam. Auf der anderen Seite waren auch Beispiele aus dem riesigen Werk Meys zu hören, die weniger bekannt wurden, weil sie in Summe gern auch etwas schematisch zu wirken drohen.
Dem wirkte Obier mit ihren Auftritten entgegen. Allerdings war grundsätzlich der Unterschied zwischen ihren „Begleittönen aus der Konserve“ und Borgners lebhafter Gitarrenbegleitung schwer zu verdauen. Die Arrangements vom Band wirken da leicht schon einmal steril und gefühllos. Manche Begleitmusik war auch an sich schon stilistisch eher schwierig, wie der Unterschied zwischen der Interpretation unvergessener Welthits und Obiers eigenen, süßlichen und bisweilen etwas belanglos daherkommenden Songs. Es ist verständlich, dass eine Künstlerin auch das eigene Schaffen auf die Bühne bringen will. In der gewählten Form muss es aber einem Vergleich standhalten, was vielleicht nicht eben unbedingt gerecht ist.
Hildegard Knefs „Rote Rosen“ waren ein gut gewählter Einstieg. Der Jazz-Standard „Autumn Leaves“ oder Dinah Washingtons „What a Difference a Day Made“ zeugten als kleine Highlights von Obiers stimmlichen Qualitäten.
Nach der Pause schien es mit Marlene Dietrichs „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ auch durchaus gefühlvoll und bewegend weiterzugehen. Aber schon die Interpretation von Roger Ciceros „Frauen regier'n die Welt“ schien etwas fragwürdig, bevor ein stimmlich völlig misslungenes „One Moment in Time“ (Whitney Houston) Zweifel aufkommen ließ. Sie wurden bei Eigenkreationen wie dem einfach kitschigen „Ich schick‘ Dir einen Engel“ oder dem in seiner textlich-lyrischen Qualität hinterfragbaren „Alles löst sich auf“ zusätzlich genährt.
Vielleicht litt der Abend im „Fasskeller“ aber einfach auch nur daran, dass das gemeinsame Programm von Ellen Obier und Harry Borgner vor rund 40 Gästen zu viele, völlig unterschiedliche Elemente zusammenbinden wollte. Hinzu kam, dass man wohl Nummer an Nummer gereiht hatte, ohne allzu viele Gedanken über Höhepunkte und Spannungsaufbau zu verlieren.
Vielleicht gelingt dies bei einem Wiedersehen im „Fasskeller“ bei einem Programm zum Jahreswechsel am Tag vor Silvester dann etwas besser . . .