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LOHR
Debattierwettbewerb: Starke Argumente, zu wenig Pathos
Jugend debattiert: Gymnasiastin Judith Rybol argumentiert: „Das Streikrecht ist durch das Grundgesetz geschützt.“
Foto: Andreas Brauns | Jugend debattiert: Gymnasiastin Judith Rybol argumentiert: „Das Streikrecht ist durch das Grundgesetz geschützt.“
Von unserem Mitarbeiter Andreas Brauns
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:10 Uhr

Im Zeichen des Wechsels stand der Schulentscheid des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ am Donnerstag. Zum ersten Mal war Kai Büch Organisator und Moderator der Endrunde im Alten Rathaus. Er hat die Aufgabe von Rainer Emrich übernommen, der vor 13 Jahren das Lohrer Gymnasium als erstes in Bayern an den Start brachte.

Eine Zeit lang wurden die Vorrundendebatten noch in einem Schulverbund durchgeführt, zu dem auch die Lohrer Hauptschule und das Marktheidenfelder Gymnasium gehörten. Inzwischen umfasst der Regionalverbund Unterfranken-West zehn Schulen von Aschaffenburg bis Würzburg. Nach den Vorentscheidungen in den Klassen zum Ende des letzten Jahres stand für die Jury am Donnerstagnachmittag die Entscheidung für die „Besten Vier“ in den beiden Altersklassen an.

Die jüngeren Teilnehmer stellten sich der Debatte: „Soll unsere Pausenhalle videoüberwacht werden?“ Der „Pro“-Seite oblag es, zu erläutern, warum es sinnvoll sei, vier Kameras zu installieren: „Wir haben bald ein saniertes Schulhaus mit bunten Wänden“ – die gelte es gegen Kritzeleien zu schützen, sagte Veronika Rüttiger. Der Pausenbereich müsse Rückzugsort für die Schüler bleiben, konterte Philipp Stamm. Natürlich bleibe die Vertraulichkeit des Wortes geschützt, „es werden nur Bilder gespeichert“, antworteten die Mädchen. Ausgewertet würden die Aufnahmen nur, wenn ein Vorfall dazu Anlass gebe. Das Geld könne man doch besser ausgeben; schließlich müsse die Datensammlung auch archiviert werden, erwiderte die Gegenseite. „Ich kann Sie beruhigen“, versicherte Kai Büch dem Publikum: „Wir planen nicht, so etwas einzuführen“.

Themen bekannt

Die Schüler wissen zwar vorher, welche Themen vorgegeben sind, welche Position sie zu vertreten haben, wird jedoch erst kurz zuvor ausgelost. Die Schüler der Sekundarstufe II, zehnte bis zwölfte Klasse, setzten sich damit auseinander, ob „für die Beschäftigten des Öffentlichen Personenverkehrs das Streikrecht eingeschränkt werden“ soll.

Das Jahr 2014 sei zwar das Jahr der Fußball-WM gewesen, sagte Nicholas Schwab: „Wir jedoch werden uns an Streik erinnern, der von Januar bis Dezember dauerte“. Johannes Kohlmann fügte hinzu: „Das Streikrecht werde missbraucht durch Splittergewerkschaften, was zu wirtschaftlichem Schaden führe.“ In anderen Ländern sei es schlimmer mit den Streiks, Streikrecht sei eine demokratische Errungenschaft: Die Gegenseite kommt während der freien Aussprache nicht aus aus der Defensive. Erst in ihrem Fazit bringt es Judith Rybol auf den Punkt: „Das Streikrecht ist durch das Grundgesetz geschützt.“ Dafür lobt Gertrud Schmidt die Schülerin bei ihrer Würdigung der Debatte.

Jeder Teilnehmer wird jeweils von einem der Juroren zunächst darauf angesprochen, was „gut gelaufen“ ist. Anschließend wird ein Punkt angesprochen, der beim nächsten Mal besser gemacht werden solle: „Solch ein starkes Argument hättest Du schon früher einbringen müssen.“ Für Judith Rybol wird es bald ein nächstes Mal geben; sie und Johannes Kohlmann vertreten das Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium in der nächsten Runde des Wettbewerbs, wenn in Hösbach die Besten des Bezirks Unterfranken West gekürt werden. Philipp Stamm und Veronika Rüttiger werden für die Sekundarstufe I teilnehmen.

In diesem Jahr hat Rainer Emrich die Jury unterstützt, ihm oblag es die Debattierer in ihrem Zusammenwirken zu würdigen. „Wir waren begeistert von der Toleranz, von der eure Auseinandersetzung geprägt war“, lobte er ebenso wie „das sprachliche Können“. Jedoch habe der Jury bei den Älteren die „Emotionalität“ gefehlt. Er wünschte sich mehr „Pathos“ bei der Debatte.

Die Zeiten, während der sich die Jury zur Beratung zurückgezogen hatte, boten Raum für ein anspruchsvolles musikalisches Rahmenprogramm. Mareike Robohm am Klavier brachte zunächst mit dem „Entertainer“ die Besucher zum „Schwingen“. Auswendig trug sie dann „Aquarelle“ vor; es ist das Stück, das sie sich für ihr zur Abiturprüfung zählendes „Musik-Additum“ ausgesucht hat.

„Lust und Laune“ am Singen und Musizieren ist der Motor der „LeoNa“ antreibt: Stimmgewaltig Leonie Weis und an der Gitarre überzeugend Anna-Lena Pfaff.

Die Teilnehmer

Die Teilnehmer der Endrunde am Donnerstag. Die beiden Erstgenannten vertreten die Schule in der nächsten Runde.

Sekundarstufe I: Philipp Stamm, Veronika Rüttiger, Jana Endres, Sophia Breitenbach.

Sekundarstufe II: Johannes Kohlmann, Judith Rybol, Nicholas Schwab, Marc Nötscher.

Die Jury bestand aus Tamara Schwab, Gertrud Schmidt, Lars Berens, Julia Czech, Rainer Emrich, Hendrik Arns, Anna Wirthmann.

 
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