Die Treppe runter kommt ein gemütlicher, junger Mann im Kapuzenpullover. Die langen Haare hat er sich zu einem lockeren Zopf gebunden, unter seinem Ärmel blitzen bunte Tattoos hervor – ein „ziemlich gechillter Typ“, wie sich Michael Dobry selbst beschreibt. Privat könne ihn nichts aus der Ruhe bringen, „auf der Bühne finden allerdings Explosionen statt – das muss auch so sein“, sagt der Rocksänger. Im Schaukelstuhl in seiner gemütlichen Dachgeschosswohnung in Steinmark erzählt der 30-Jährige von seinen ersten Erfolgen und aktuellen Projekten.
Dunkle, voluminöse Stimme
Seine dunkle, voluminöse Stimme mit tiefgrollendem Klang geht sofort ins Ohr. Vor allem bei Balladen sei er schon öfter mit Rockstar Marilyn Manson verglichen worden, sagt Dobry. Von wilden Rüpelrock-Klischees ist bei dem gelernten Landschaftsgärtner allerdings keine Spur, er strahlt Ruhe und Gemütlichkeit aus.
Bei seiner Leidenschaft, der Rockmusik, käme es ihm vor allem auf Professionalität an. Seit August 2009 ist er nun Sänger der Band „Deaf Earplugs“, die 2008 in Karbach gegründet wurde. Die Liedtexte schreibt er alle selbst, die Musik komponiert er zusammen mit seinen Bandkollegen.
Themen aus dem echten Leben
In Dobrys Texten geht es um „Themen aus dem echten Leben“, wie Seelenverwandtschaft, Gerechtigkeit, neue Perspektiven, Unmenschlichkeiten, Tanzen und Freiheit, „die viele gar nicht wahrnehmen“, meint der 30-Jährige.
Auf seiner Flurwand – der „Wall of Fame“ – zeigt der Landschaftsgärtner stolz die Erfolgsgeschichte seiner Band, die er dokumentiert hat: Zeitungsartikel, Fotos, Eintrittskarten und sonstige Erinnerungsstücke hängen dort – alles wirkt geordnet. Und auch der Sänger ist bestens vorbereitet. Anhand seiner Notizen erzählt er von den ersten Meilensteinen seiner Band.
Cover-Songs-Zeiten sind längst vorbei
Die Zeiten, in denen die „Deaf Earplugs“ lediglich Cover-Songs spielten, sind längst vorbei. Mittlerweile habe die Rockband mit Karbacher Gründungswurzeln ihren eigen Stil gefunden, der sich mit den Jahren weiterentwickelt habe, erklärt Dobry. „Die einen vergleichen uns mit Korn, die anderen mit Nirvana. Am Ende ist es wohl eine Mischung aus beidem.“ Vor allem Gitarrist Maximilian Rosen aus Gambach habe frischen Wind in die Gruppe gebracht. Er habe die damalige Wandlung und den neuen Stil angestoßen, erinnert sich der Sänger.
Mit den ersten eigenen Songs stellten sich auch die ersten Erfolge ein. 2011 belegten die „Deaf Earplugs“ die ersten Plätze beim Nachwuchsband-Festival „Rockin' MSP“ und beim Bandwettbewerb „Dwarf Award“ in Karlstadt. 2013 gewannen sie in Stuttgart beim „Stagedive-Festival“. Auch im Radio, im Bayerischen Rundfunk, im Ruhrpottmetal-Radio und bei Zone1 in Österreich, waren die Newcomer bereits zu hören.
Nicht auf Erfolg verbissen
Auf Erfolg verbissen sei die Band allerdings nicht: „Hauptsache Gigs“, sagt Dobry über den Wunsch, möglichst viele Auftritte zu bekommen. Derzeit arbeitet sie an einem neuen Album, welches sie selbst produziert. Die technischen Kenntnisse für die Produktion bringt Schlagzeuger Mar-kus Rötz aus seinem Studium „Media and Acoustical Engineering“ (Medien und Tontechnik) mit.
Im Sommer dieses Jahres soll das Album, auf dem sowohl „harte Songs“ als auch Balladen zu hören sein werden, erscheinen. Der Stil der Band lässt sich in die Genres Alternative/Rock/Industrial einordnen, den sie auf ihrer neuen CD mit elektronischen Elementen aufmischen.
2012 startete der Rocksänger zusammen mit Schlagzeuger Rötz ein weiteres Projekt namens „ChemaYne“ – abgewandelt von dem Zeitreisenden und Komponisten Graf von Saint Germain. Der Stil der Gruppe ist eine Mischung aus Industrial Rock und elektronischen Songs. Auf das Projekt wurde auch der zwölffache deutsche DJ-Champion „S-Trix“, Tim Wangerin aus Erlenbach, aufmerksam, mit dem das Duo nun ein gemeinsames Album plant, das voraussichtlich im Juli erscheinen soll.
„An Kohle denken wir eigentlich gar nicht“, sagt der Sänger. Mit seinem Beruf als Landschaftsgärtner ist er glücklich; hauptberuflich Sänger zu sein, sei sein großes Ziel. Aber auch hier geht es Dobry mit Ruhe und Gemütlichkeit an: „Entweder macht es ,Bäm‘, und man ist ganz oben, oder es geht in kleinen Schritten voran.“
Infos zu Deaf Earplugs:
Die deutsche Rockband „Deaf Earplugs“ hat sich 2008 gegründet. Ihre Wurzeln liegen in Karbach. Die Gründungsmitglieder sind Gitarrist Alexander Schäd (24, gebürtiger Karbacher, heutiger Wohnort Nürnberg) und Schlagzeuger Markus Rötz (24, Marktheidenfeld), die sich durch die Schule kennenlernten.
In Besetzung mit verschiedenen Sängern und Bassisten, coverten die „Deaf Earplugs“ zunächst Songs aus dem Rock-Genre (Korn, SOAD, Nirvana, etc.).
Anfang 2009 trennten sich Schäd und Rötz von Sänger und Bassist, woraufhin Michael Dobry (30, Steinmark) dazu kam. Der Steinmarker spielte davor zwei Jahre lang in der Band „psYne“. Eine Anzeige in der lokalen Zeitung führte die Drei zusammen. Seit dieser Besetzung werden nur noch eigene Songs gespielt.
Im Februar 2011 lernten die „Deaf Earplugs“ nach einem Auftritt in Karlstadt ihren jetzigen Bassisten und Gesundheitsmanagement-Studenten Markus Knoth (23, Karlstadt) kennen. Seit Oktober 2011 spielt Biologie-Student Maximilian Rosen (23, Gambach) die zweite Gitarre, der zuvor mit Knoth in der Band „Insert Brain“ spielte.
Der Bandname „Deaf Earplugs“ bedeutet „Taube Ohrenstöpsel“.
Ab Anfang 2010 wurden Songs in mehreren Etappen im Studio aufgenommen, die im ersten Demo-Projekt „Getaway“ veröffentlicht wurden. Aktuell arbeitet die Band an einem neuen Album. Text: jas