Bei der Bewirtschaftung des Eußenheimer Gemeindewaldes setzt Revierleiter Ralf Schmidl auf ein Fünf-Baumarten-Konzept, um für die Herausforderungen des Klimawandels gerüstet zu sein. Zudem möchte er die Abteilungen in sogenannte Dauerwälder umwandeln, bei denen immer Bäume jeden Alters und Wuchsstadiums auf der Fläche den Waldboden beschatten, so dass die Gefahr des Austrocknens minimiert wird.
Fichten wird es in absehbarer Zeit so gut wie keine mehr in Eußenheims Wäldern geben. Dies und noch mehr erläuterte Schmidl dem Gemeinderat ausführlich beim Waldbegang.
Die Abteilung Birkholz als Muster
"Wenn ich in 20 Jahren in den Ruhestand gehe, dann soll ein Großteil der der Waldabteilungen so aussehen, wie hier", sagte Schmidl beim Stopp an der Abteilung Birkholz. Ziel der Waldbewirtschaftung sei es, die bisherigen Altersklassenbestände in Dauerwald zu überführen. Der entstehende Strukturreichtum sei ökologisch interessant und gut für die Artenvielfalt.
Auch auf Kulturflächen, die nach Schadereignissen angelegt werden, will er den Grundstein für Dauerwald legen. Denn diese Waldbilder seien die Zukunft. Sie sind auch im Sinne der Standards der Organisation "Forest Stewardship Council" (FSC). Der Eußenheimer Forst ist seit einem Jahr nach FSC-Standards zertifiziert. "Das bringt uns nur minimale Einschränkungen in der Bewirtschaftung, aber einige Neukunden und manchmal auch Mehrerlös wegen des Zertifikates", bilanzierte der Förster.
Schon weniger als zehn Hektar Fichtenwald
Durch den Borkenkäfer, aber durch Sturm- und Trockenschäden befinden sich seit zehn Jahren die Fichtenbestände in Auflösung. Bei der Forsteinrichtung 2013 wurde der Fichtenanteil im Eußenheimer Gemeindewald noch auf fünf Prozent oder 82 Hektar geschätzt. "Heute gibt es noch weniger als zehn Hektar", sagte Schmidl. 55 Hektar Fichtenschadflächen wurden bereits mit klimatoleranten Baumarten aufgeforstet, weitere werden folgen. Man nutze beim Fünf-Baumarten-Konzept je nach Standort Kirsche, Elsbeere, Speierling und Eichenarten, ferner Buche, Weißtanne, Lärche und Schwarzkiefer.
Die Fichte wird überwiegend mit kosteneffizienten Harvestern geerntet. Durch den Einsatz von Traktionsbändern (Kettenlaufflächen) werden der Boden in den Rückegassen geschont. Die zeigte der Revierleiter dem Gremium im Bereich "Diebsgrund". Man werde auch künftig die Dienstleister auf eine bodenschonende Holzernte hinweisen.
Hitzeschäden bei der Kiefer
Die Waldkiefer ist mit 278 Hektar Fläche häufigste Nadelbaumart im Gemeindewald, macht 18 Prozent der Betriebsfläche aus. Sie verträgt zwar Trockenheit, aber keine Hitze, so Schmidl. Deshalb zeigten auch Kiefern in den Jahren 2022 und 2023 Schäden. Es gelte hier zu agieren, anstatt zu reagieren und insbesondere reine Kiefernbestände vorsorglich umbauen. Dazu müsse man jetzt unter dem Schirm der Altbäume beispielsweise Buche und Weißtanne pflanzen.
Dieses Langzeitprojekt sei die nächste große und mit Kosten verbundene Herausforderung für den Forstbetrieb. Als Bauholz würden künftig Lärche, Weißtanne und Douglasie die Baumarten Fichte und Kiefer ersetzen. "Aufforstung und die Pflege der Kulturen werden die nächsten Jahre weiterhin Schwerpunkt der Sommerarbeit sein", so Schmidl.
Regen sorgt für Schäden an Forstwegen
Seit Anfang Mai gab es massive Schäden am Forstwegenetz durch Starkregenereignisse und weitere Regenfälle - unter anderem weil die Entwässerung der Wege unzureichend ist. "Das summiert sich auf mehrere 100.000 Euro an Forst- und Flurwegen im Gemeindegebiet", sagte der Förster. Davon konnte sich das Gremium am Birkholzweg mit Auswaschungen von über 50 Zentimeter Tiefe auf halber Fahrbahnbreite selbst überzeugen.
"Der Aufwand für die Wegepflege überschreitet einfach die Kapazität der Bauhofmitarbeiter", stellte Bürgermeister Achim Höfling in der Diskussion fest. Auch wenn es viel Geld koste, gelte es die Wege mit den großen Schäden fachmännisch durch einen Dienstleister mit entsprechenden Maschinen wiederherzustellen, empfahl Markus Bähr. Sonst könnten schnell Folgeschäden entstehen, die die Kosten weiter in die Höhe treiben.