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Das Wunder von Mainfranken
Ein Foto mit Seltenheitswert: eine       -  Ein Foto mit Seltenheitswert: eine weibliche Wiesenweihe. Der Bestand
der Vögel auf der Mainfränkischen Platte hat sich in den vergangenen
zehn Jahren von zwei auf über 100 gesteigert.
Foto: TUNKA/LBV-ARCHIV | Ein Foto mit Seltenheitswert: eine weibliche Wiesenweihe. Der Bestand der Vögel auf der Mainfränkischen Platte hat sich in den vergangenen zehn Jahren von zwei auf über 100 gesteigert.
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
MAINFRANKEN (HB) Als 1994 auf der Mainfränkischen Platte zwei Wiesenweihenpaare auftauchten, konnten die ansässigen Naturschützer und Vogelkundler nicht ahnen, dass ihnen der wohl spektakulärste Erfolg im mitteleuropäischen Arten- und Biotopschutz bevorsteht.

Von dieser zierlichen Greifvogelart waren in den achtziger Jahren nur noch zwei Brutplätze im Donauraum und ein Vorkommen im voralpinen Moor- und Hügelland bekannt. Bis heute zählt die Wiesenweihe neben Kornweihe und Schreiadler zu den gefährdetsten und seltensten Greifvögeln Mitteleuropas. Feuchte Wiesen und Moore mit Schilf, Seggen und niedriger Buschvegetation bildeten den bevorzugten Lebensraum.

Die Meldungen, dass Wiesenweihen in Getreideäckern Brutversuche unternehmen würden, veranlasste eine Hand voll Naturfreunde, den Schutz dieser gefährdeten Art zu organisieren. Die Horstplätze in den Wintergerstefeldern um Uttenhofen und Sächsenheim wurden erkundet, Grundstückseigentümer ermittelt und zusammen mit den Landwirten Horstschutzzonen ausgewiesen. Entschädigungen für Ernteausfall und die erschwerte Bearbeitung wurden über Landschaftspflegemittel finanziert.

80 Paare brüten

Die hervorragende Kooperation mit den Landwirten und der ehrenamtliche Einsatz der Naturschützer bildeten die Basis für eine in den letzten zehn Jahren einzigartige Erfolgsstory: Die Wiesenweihen von damals zogen acht Jungvögel auf. 2002 brüteten bereits 80 Paare in den Landkreisen Würzburg, Kitzingen, Schweinfurt und Neustadt/Aisch. 2005 wurden bayernweit etwa 140 Brutpaare festgestellt, 125 Brutpaare davon alleine in Mainfranken.

Die rund 430 Jungvögel profitierten im vergangenen Jahr besonders von der extremen Mäusepopulation. Kleinsäuger bis Wühlmausgröße, Kleinvögel und Insekten bilden die Hauptnahrung dieser kleinen Weihenart. Durch Beringung der Jungweihen wurde festgestellt, dass die "fränkischen" Wiesenweihen die Bestände in Hessen, Nordrhein-Westfalen, aber auch in Frankreich und Holland stützen und somit Mainfranken das effektivste "Lieferbiotop" Mitteleuropas darstellt.

Einer extrem gefährdeten Vogelart konnte somit durch ein beim LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern) angesiedeltes Artenhilfsprogramm eine positive Zukunft geboten werden. Die Basis für dieses Wunder in Mainfranken ist die gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz vor Ort und das vorbildliche Engagement aller Beteiligten.

Bleibt die Frage offen: Wann kommt die Wiesenweihe nach Main-Spessart? Beobachtungsnachweise zu den Zugzeiten im Frühjahr und Herbst sind keine Seltenheit mehr.

Rechtzeitig zum Heimzug der Wiesenweihen ab Mitte April aus ihren südlichen Überwinterungsgebieten in die Brutgebiete präsentiert die LBV-Kreisgruppe Main-Spessart eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema: Naturschutz-Erfolgsgeschichte Wiesenweihe - Das Wunder von Mainfranken, Bestandssteigerung von zwei auf über 100 Brutpaare in 10 Jahren. Wie kam es dazu, wo doch überall in Europa die Bestände einbrechen? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Landwirten? Warum ist das für den Landkreis Main-Spessart von Bedeutung?

Referent ist Alf Pille, Agrarbiologe und Gebietsbetreuer für Mainfranken im LBV Hilpoltstein. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 6.April, 1930 Uhr im Gasthaus Küferstube in Lohr am Main statt.

 
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