
Das Filmforum der Volkshochschule (Vhs) Marktheidenfeld zeigt am Donnerstag, 2., und Montag, 4. Juni, in den Movie-Lichtspielen „Louder Than Bombs“.
Der norwegische Ausnahmeregisseur Joachim Trier hat sich mit seinem Debüt „Auf Anfang“ und mit „Oslo, 31. August“ einen Platz unter den wichtigen europäischen Autorenfilmern erarbeitet. Für seinen neuesten, prominent besetzten Film „Louder than Bombs“, benannt nach einem Album der Band The Smiths, drehte er zwar zum ersten Mal mit internationalen Stars in englischer Sprache, doch auch in dieser zersplitterten Geschichte einer zersplitterten Familie sind Ähnlichkeiten zu seinen vorangegangenen Werken nicht zu übersehen.
Auch hier geht es die emotionale Unbehaustheit bürgerlicher Existenzen, um Familiengeheimnisse, um unausgesprochene Erwartungen und auch hier klingen Leitmotive wie unerfüllte Sehnsüchte, Enttäuschungen oder Trauerarbeit an.
Die Handlung setzt drei Jahre nach dem tödlichen Autounfall der Kriegsfotografin Isabelle Reed (Isabelle Huppert) ein. Ihr Mann Gene (Gabriel Byrne) und die Söhne Jonah (Jesse Eisenberg), ein erfolgreicher Akademiker, der unter dem Zwang seines Ehrgeizes ächzt, und der 15-jährige Conrad (Devin Druid), der sich in die Fantasiewelten von Computerspielen flüchtet, sind keine Gemeinschaft, sondern eher versehrte Einzelgänger. Das Trauma des Todes der Frau und Mutter wiegt noch schwer.
Als Isabelles ehemalige Agentur ihr Schaffen posthum in einer Retrospektive würdigen will, kehrt Jonah ins Elternhaus zurück. Erstmals seit der Tragödie sind die drei Männer wieder unter einem Dach vereint. Doch von Innigkeit ist diese entfremdete Restfamilie weit entfernt, zumal ein Artikel erscheinen soll, der die wahren Umstände von Isabelles Tod aufzudecken droht.
Stilistisch betrachtet folgt Triers Film den Konventionen der cineastischen Avantgarde. Wirklichkeit und Fantasie verschmelzen ebenso wie Gegenwart und Vergangenheit. Träume, die das Seelenchaos der Figuren spiegeln, erscheinen so plausibel wie die Realität. Fazit: Kunstvoll verschachteltes Psychogramm einer dysfunktionalen Familienkonstellation.
Nächste Woche läuft „Ein Mann namens Ove“.