Es ist nicht einfach für eine Autorin, die Filmrechte für ein Werk oder sogar eine Reihe von Büchern zu verkaufen. Der Lohrer Autorin Krystyna Kuhn, die sich sehr intensiv für die lokale Kulturszene engagiert und seit vielen Jahren Romane ganz unterschiedlicher Genres schreibt, ist dies mit ihrer Reihe "Das Tal" gelungen.
Erzählt wird in acht Bänden von einem College für Hochbegabte, das mitten in den kanadischen Wäldern liegt und in dem unerklärliche Dinge geschehen, die den Leser genauso fesseln wie die davon betroffenen Jugendlichen. Wir sprachen mit der Autorin über dieses Romanprojekt, für das sich eine Produktionsfirma aus Berlin interessiert.
Krystyna Kuhn: Das Genre Mystery-Thriller war damals auf dem deutschen Buchmarkt noch relativ neu. Zu dieser Zeit war ich fasziniert von der Fernsehserie "Lost", wo eine Gruppe Passagiere nach einem Flugzeugabsturz auf einer Insel strandet, auf der mysteriöse Dinge passieren. Inselromane gibt es viele, daher die Idee mit dem Tal. Ich bin sehr interessiert an naturwissenschaftlichen Phänomenen, die noch nicht erklärt werden können. Gerade weil der Mensch sich einbildet, alles zu wissen. Das Unerklärliche fasziniert mich damals wie heute sehr. Aber es macht auch Angst. Das habe ich in der Serie voll ausgeschöpft.
Kuhn: Es gab immer mal wieder Anfragen, die sich aber angesichts von acht Bänden wieder zerschlagen haben. Interessanterweise haben die Fans von Anfang an darauf hingewiesen, dass sie sich das sehr gut verfilmt vorstellen könnten. Und viele haben geschrieben, dass sie gerne zum Casting eingeladen würden. Aber jetzt hat es mich doch sehr überrascht. Doch ich freue mich, dass "Das Tal" nicht vergessen ist. Nun heißt es Daumen drücken, dass es tatsächlich verfilmt wird.
Kuhn: Wenn man einen Buchvertrag macht, werden die verschiedenen Rechte an den Verlag verkauft. Oft auch die Filmrechte. Ich habe sie damals meiner Literaturagentin übertragen, weil diese eine Kooperation mit einer Filmagentur hat. Und die haben die Verhandlungen übernommen. Ich hätte auch selbst verhandeln können, aber das ist nicht mein Metier.
Kuhn: Zwar wurde "Das Tal" von Filmen inspiriert, aber der Gedanke für Film oder Fernsehen zu schreiben, lag mir völlig fern. Das ist eine eigene Welt. Mit anderen Gesetzen als der Buchmarkt. Die Frage taucht immer wieder auf, ob ich da ein Mitspracherecht habe. Das will ich aber nicht. Da sind andere die Profis, nicht ich. Natürlich wäre eine Verfilmung ein Traum. Wenn die Figuren und Orte, die man erschaffen hat, auf der Leinwand lebendig werden, dann ist das, glaube ich, schon etwas Besonderes für jeden Autor.
Kuhn: Ich habe zunächst im Bereich Mystery mit den beiden Bänden von "Monday Club" weitergeschrieben. Aber dann kam der Moment, wo ich merkte, dass ich nur noch ein Genreschema erfülle. Andere Themen interessierten mich. Ich wollte mich neu orientieren, stärker literarisch schreiben. Ich widme mich jetzt auch sehr der Lyrik, mit der ich ursprünglich angefangen habe.
Kuhn: Ich würde nie ein Romanprojekt mit dem Blick auf eine Verfilmung beginnen. Drehbücher unterliegen strengen Regeln in Hinsicht auf Dramaturgie, Dialoge und Figuren. Das muss sehr durchkomponiert sein. Ich bin keine Drehbuchautorin. Ich schreibe Romane und lasse mich beim Schreiben sehr gerne ins Ungewisse treiben.
Kuhn: Ich beende gerade einen Roman über Kriegsenkel, das heißt, die Frage, wie Kriegstraumata weitervererbt werden. Es geht um einen literarischen Kunstraub in Lemberg. Wie handelt man, wenn jemand in der Familie in dieser Zeit ein Verbrechen begangen hat? Wie geht man mit den Lügen, dem Verschweigen um? Auf die Idee kam ich auf meinen Reisen nach Lemberg, in dem die jüdische Kultur im Krieg gänzlich ausgelöscht wurde. Ich wollte darüber unbedingt schreiben. Ich glaube, das wäre eine gute Vorlage für einen Film, weil es ein spannendes Thema ist und Lemberg eine wunderbare Stadt. Und ich hoffe, dass der Ukrainekrieg nicht wieder eine ganze Kultur vernichtet.