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Steinmark
Das Schicksal eines französischen Kriegsgefangenen in Steinmark
Susanne Feistle
 |  aktualisiert: 25.08.2024 02:36 Uhr

Kredenbacher und Esselbacher Zeitzeugen informierten den Heimatforscher Kurt Schüll aus Marktheidenfeld darüber, dass während der Kriegszeit in Steinmark ein französisches Flugzeug abgestürzt sei. Das Flugzeug sei im Wachengrund in der Nähe der "Alten Wachenmühle" abgestürzt. Das Heck ragte aus dem Boden, mitten auf der Straße, welche zur "Wachenmühle" führte.

Eine langjährige Suche von Schüll in französischen Akten lieferte jedoch ein anderes Ergebnis: Es war kein französisches Flugzeug abgestürzt. Das auf der Straße angeblich steckende Flugzeug war nur das Heck eines deutschen Jagdflugzeuges, welches von den Amerikanern abgeschossen wurde. Der Rumpf und das Cockpit der Maschine fand man einen Kilometer weiter im Steinmarker Wald in der Waldabteilung "Pferdhölzchen". Der Pilot war mit dem Fallschirm abgesprungen, berichtet Schüll.

Bei seiner Recherche in deutschen und französischen Archiven zu diesem Fall entdeckte Schüll jedoch eine andere Geschichte, die nichts mit dem Flugzeug zu tun hat.

Während der Kriegszeit war der französische Kriegsgefangene Paul Gilbert Redon, geboren am 21. Februar 1908 in Aubusson in Frankreich, bei der Bäuerin Frida Fertig in Steinmark untergebracht. Ihr Mann J. A. Fertig starb durch einen Unfall am 26. Mai 1940 in Polen. Die Arbeitseinteilung der Gefangenen erfolgte durch das Arbeitslager 4180 der Gemeinde Steinmark, Stalag 1310, (Strafgefangenenlager 1310). Vor dieser Einteilung war Paul Gilbert Redon in Stalag XIIIc Hammelburg und Stalag XIIc Würzburg.

Redons Leichnam wurde später nach Frankreich überführt

Laut Schüll war Redon vom 20. November 1943 bis 21. September 1944 in Steinmark. Von 22. September 1944 bis 27. Mai 1945 wurde er als flüchtig gemeldet.

Am Sonntag, den 27. Mai 1945, informierte der Bürgermeister Kunkel aus Steinmark die französische Behörde in Würzburg, dass in einem Privatforst des Ortes, östlich von Steinmark in der Nähe vom Wachengrund, die Leiche eines "erhängten Franzosen" gefunden wurde, so Schüll. Die Identität Redons konnte anhand der Kleidung eindeutig nachgewiesen werden. Auch, dass der Tod durch Erhängen eingetreten ist. Für ein Verbrechen gab es keine Anhaltspunkte, so der Polizeibericht.

Als Grund des Suizides wurde angegeben, dass bei ihm "Furcht vor einer Strafe", welche ihm angedroht worden war, der Auslöser war. Redon war 37 Jahre alt und angeblich verheiratet. Er wurde im Steinmarker Friedhof am 28. Mai 1945 bestattet. Im Oktober 1949 wurde er exhumiert und in seine Heimat nach Frankreich überführt.

Franzose soll schikaniert worden sein

Eine Untersuchung des Falles ergab, dass Redon schikaniert und schlecht behandelt wurde. Drei Wärter wurden ins Gefängnis von Marktheidenfeld eingesperrt wurden und warteten auf ihr Urteil. Andere Gefangene wurden von Wärtern ebenfalls misshandelt, ergab Schülls Recherche.

Ob Redon jemals erfahren hatte, dass der Krieg bereits zu Ende war, ist nicht bekannt. "Problemlos hätte er zu dieser Zeit in seine Heimat zurückkehren können, aber das Schicksal hat es wohl nicht so gewollt", meint der Heimatforscher.

Für den verstorbenen Redon wird voraussichtlich im September ein Gottesdienst in der Kirche in Steinmark stattfinden. Der genaue Termin wird im Mitteilungsblatt von Steinmark unter "kirchliche Nachrichten" bekannt gegeben, so Schüll.

 
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