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LANGENPROZELTEN
Das sagen politische Weggefährten zur Causa Felbinger
Die Staatsanwaltschaft will Ermittlungen in der Affäre Günther Felbingers einleiten. Was andere Freie Wähler davon halten.
Günther Felbinger       -  Hat Fachgutachten von Ehrenamtlichen anfertigen lassen, die dafür kein Geld gesehen haben: Günther Felbinger.
Foto: Felbinger | Hat Fachgutachten von Ehrenamtlichen anfertigen lassen, die dafür kein Geld gesehen haben: Günther Felbinger.
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:47 Uhr

Die Staatsanwaltschaft München will Ermittlungen in der Affäre Günther Felbingers einleiten. Der unterfränkische Landtagsabgeordnete hatte, wie berichtet, am Dienstag Selbstanzeige wegen des möglichen Missbrauchs der steuerfreien Mitarbeiterpauschale erstattet. Er selbst war am Mittwoch für keine weiteren Stellungnahmen erreichbar – wohl aber seine politischen Weggefährten.

Am Dienstag hatte Felbinger in einer E-Mail die unterfränkischen Bezirksvorstandsmitglieder von seinen Verfehlungen und der Selbstanzeige gegenüber dem Landtagsamt und der Staatsanwaltschaft informiert und angekündigt, wegen „des laufenden Verfahrens“ keine weiteren Stellungnahmen abgeben zu wollen. Zur Affäre des Freie-Wähler-Landtagsabgeordneten aus Langenprozelten (Lkr. Main-Spessart) befragte die Redaktion am Mittwoch politische Weggefährten:

Hans Jürgen Fahn, stellvertretender Bezirksvorsitzender der Freien Wähler und Landtagsabgeordneter aus Erlenbach (Lkr. Miltenberg): Er habe für Freitag, 6. November, eine Sitzung des Bezirksvorstands einberufen, bei der unter anderem geklärt werden soll, ob tatsächlich, wie von Felbinger zugegeben, Gelder aus seiner steuerfreien Mitarbeiterpauschale an den Bezirksverband der Wählervereinigung geflossen sind. Von den sogenannten Werkverträgen darüber habe er, Hans Jürgen Fahn, keine Ahnung. Dass „nicht alles korrekt“ gelaufen sei, darüber habe Felbinger ihn erst in der oben genannten Rundmail am Dienstag um 13.19 Uhr informiert und sich dafür entschuldigt.

Tamara Bischof, stellvertretende Bezirksvorsitzende der Freien Wähler Unterfranken und Landrätin von Kitzingen: Am Montag habe Günther Felbinger sie informiert über „seine Fehler und die Konsequenzen und Schritte, die er einleiten wird“. Die Affäre habe sie völlig überrascht, sagt Tamara Bischof, denn sie habe den Abgeordneten immer als sehr pflichtbewussten und engagierten Menschen erlebt. „Seine Arbeit ist hoch anerkennenswert, für die ich ihm größten Respekt zollen muss.“ Für die Freien Wähler sei der Vorgang „natürlich unerfreulich“.

Thomas Schiebel, Gesamtvorstandsmitglied der Freien Wähler Gemünden und Landrat von Main-Spessart: „Ich warte vor einer Stellungnahme ab, was das Verfahren des Landtagsamts und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach der Selbstanzeige Günther Felbingers ergeben.“ Zur Frage, ob seiner Meinung nach Felbinger das Landtagsmandat behalten könne, sagt Schiebel: Sollten Konsequenzen angezeigt sein, gehe er davon aus, dass Günther Felbinger selbst die Größe haben werde, diese zu ziehen. Der Abgeordnete habe ihn am vergangenen Sonntag über die bevorstehende Selbstanzeige informiert, es habe jedoch keine näheren Informationen und auch keine weiteren Gespräche innerhalb der örtlichen FW-Verbände gegeben.

Armin Grein (Marktheidenfeld), Altlandrat Main-Spessart und Bezirksrat über Felbinger: „Ich hätte nie gedacht, dass ihm so etwas passiert.“ Auch Grein will vor einer Stellungnahme das Ermittlungsverfahren abwarten, gibt aber zu, dass die Angelegenheit „für die Freien Wähler nicht sonderlich erfreulich ist“. Der Gründer-Vater der Freien Wähler auf Bundesebene konstatiert: „Ich habe immer gepredigt: Wir sind anders als die anderen.“

Helga Schmidt-Neder, Bürgermeisterin von Marktheidenfeld und Vorsitzende der Kreistagsfraktion der Freien Wähler Main-Spessart, will zum laufenden Verfahren keine Stellung nehmen. Sie dementiert, dass Felbinger seinen Rückzug aus der Kreistagsfraktion angeboten habe. Schmidt-Neder kündigte allerdings an, dass sich die Freien-Wähler-Kreisräte treffen wollen, um über Felbinger zu beraten.

Martin Göbel, Gesamtvorstandsmitglied der Freien Wähler Gemünden und Bürgermeister von Karsbach: „Ich bin genauso schockiert, wie alle anderen auch.“ Erfahren von der Affäre habe er erst am Dienstagnachmittag um 16 Uhr durch Medienberichte. Was Günther Felbinger bis jetzt eingestanden habe, „ist für mich nicht nachvollziehbar“. Er schätze den ihm gut bekannten Abgeordneten, der fleißig sei und für den Landkreis Main-Spessart und die Region auch schon viel erreicht habe. Zur Frage nach möglichen Konsequenzen meint Martin Göbel, es sei zunächst abzuwarten, „wie die Sache vom Landtagsamt und von der Staatsanwaltschaft bewertet wird, welches Fehlverhalten vorliegt“.

Er bedaure Günther Felbinger, für den die nächste Zeit „sehr schwierig“ werde.

Hiltrud Zadra, Vorsitzende von Felbingers Freie-Wähler-Ortsverein Gemünden: Von der Affäre habe sie erst am Mittwochmorgen aus der Zeitung erfahren – „und war erschüttert“. Positiv findet Zadra, dass Günther Felbinger Selbstanzeige erstattet hat und folglich selbst eine Aufklärung wolle und er außerdem die nicht wie vorgesehen verwendeten Mittel zurückgezahlt habe. Ein Urteil über das prominente Mitglied „steht mir weder als Vorsitzender noch als Mensch zu“, zumal sie auch noch nicht mit Felbinger geredet habe. Wenn das gesehen sei, wolle sie eine Vorstandssitzung einberufen und auch die Mitglieder in einem Rundschreiben informieren. Hiltrud Zadra betont, dass die „juristisch relevanten Unregelmäßigkeiten“ den Ortsverein nicht betreffen. Man solle bei einer Bewertung nicht vergessen, was Felbinger für die Stadt Gemünden, den Kreis, den Bezirk und das Land geleistet habe.

Ursula von Hahn, langjährige Funktionärin der Freien Wähler/Freien Bürger Gemünden, ehemalige Kreisrätin und Dritte Bürgermeisterin: „Ich bin noch etwas sprachlos. Ich kann mir so etwas (Missbrauch der Mitarbeiter-Pauschale) bei Günther Felbinger überhaupt nicht vorstellen, aber ich bin immer gegen Vorverurteilung.“ Selbstbereicherung schließe sie bei Felbinger aus. „Warten wir erst mal ab, was kommt!“

 
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    Hat Herr Felbinger, die Größe, von der Landrat Herr Schiebel ausgeht, dann zieht Herr Felbinger die nötigen Konsequenzen und legt alle Ämter vor allem sein Landtagmandat nieder. Ich hoffe, er tut dies in unser aller Interesse bald. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint. Wie wäre es heute Nachmittag? Okay - dann halt morgen früh aber in aller Herrgottsfrühe. Das verstehe ich unter einem deutlichen Zeichen setzen, ein eindeutiges Zeichen setzen. Versprochen? Dieses "Versprochen" bezieht sich auch auf seinen geleisteten Amtseid.
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  • A. H.
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  • M. D.
    Lieber/liebe Kletthamm, die Unschuldsvermutung gilt für Felbinger und auch für diese Dame. Aber Felbinger ist zurückgetreten und diese Dame tat dies nicht und konnte aufgrund des Verdachtes nicht mehr in diesem Amt als Gleichstellungsbeauftragte bleiben und wurde somit versetzt. Nicht wenige haben die fristlose Kündigung gefordert und LRA Schiebel aufgrund seiner humanen Vorgehensweise gerügt. Sollte diese Dame "unschuldig" sein, dann erhält sie ihr Amt sicher wieder. Wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht, dann bitte richtig!
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  • A. H.
    Das hat er doch erst gemacht, als man im auf den Fersen war und er wissen musste, das das nicht mehr zu leugnen war und er wusste, was kommen wird. Insofern ist auch die Rückzahlung keine besondere Leistung, sondern das Eingeständnis seines - vorsichtig ausgedrückt - "Unregelmäigkeit"!!!
    Und welche "Unschuldsvermutung" soll da noch gelten, WENN ER SICH SCHON SELBST BEZICHTET??

    Schließt Verträge mit sich, tststststs.........
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    Diese Frage stellt sich unwillkürlich, wenn man diese Berichterstattung mit der über die Facebookschreiberin letzter Woche vergleicht. Interessant ist hier die geübte Zurückhaltung. Ein Woche zuvor wurde vom Landrat Herrn Schiebel noch "ganz klar gestellt" und auch sofort, ratz-fatz, abgemahnt." Die Verdienste der Facebookschreibern fanden keine Erwähnung. Die Unschuldsvermutung wurde erst gar nicht gestellt. Die Mitarbeiterin wurde regelrecht "abgeschoben". Der Kreisrat soll demnächst dieses Vorgehen absegnen? Ungeachtet der Tatsache, dass der Fall der Facebookschreiberin sowohl der Staatsanwaltschaft (wegen der Unschuldsvermutung) und wegen der Art und Weise der Berichterstattung auch dem Deutschen Presserat mit der Bitte um rechtliche Prüfung vorgetragen wird bzw. wurde. Der Gipfel ist die nachgewiesene Unterstellung des Reporters, "sie" hätte positive Kommentare selbst geschrieben. Der Landtagspolitiker Felbinger ist noch Mitglied des Kreisrates. Wie wird er über "sie" entscheiden?
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  • L. W.
    Wollen Sie mit dem Fehlverhalten eines Abgeordneten die veröffentlichte Volksverhetzung einer öffentlich bestellten Behindertenvertretung reinwaschen?
    Was ist denn das für eine seltsame Logik!

    Die suspendierte Mitarbeiterin des Landratsamtes hat in Facebook öffentlich den Landkreis und seine Verwaltung in ein schiefes fremdenfeindliches Bild gerückt. Da musste der Landrat als oberster Dienstherr doch dringend handeln.

    Dass sich Abgeordnete des bayrischen Landtags seit nahezu ewigen Zeiten schamlos an der Kasse des Landtags über ihre großzügigen Diäten hinaus bedienen liegt jedoch an der mangelhaften Aufsicht durch das Landtagspräsidium und daran, dass ein Großteil dieser Menschen scheinbar nicht mehr zwischen mein und dein unterscheiden können und daher mitnehmen, was irgendwie geht. Traurig, aber wahr.
    Jetzt sind im Fall Felbinger die Ermittlungsbehörden am Zug.
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  • M. W.
    Das ist treffend ausgedrückt, Lebenhan1965. Der Staat als Selbstbedienungsladen, so scheinen ihn viele Abgeordnete zu sehen. Die fehlende Kontrollmöglichkeit durch die Bürger und Steuerzahler ist auch eine Schwäche unserer Demokratie. Hieran muss sich dringend etwas ändern. Nur leider sind diejenigen, die es ändern könnten, zugleich diejenigen, die sich gerne schamlos bedienen möchten. Und jene, die antreten es besser zu machen, haben oft ihre Ideale vergessen, sobald sie es in die Parlamente geschafft haben. Felbinger ist ein Paradebeispiel dafür. Das finde ich sehr traurig.
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  • M. D.
    Der Fall Felbinger kann und darf nicht schön geredet werden. Aber dennoch ist sehr angenehm zu lesen, wie sich seine Parteifreunde über ihn äußern. Unterscheidet sich doch sehr zu den "C"-Parteien", welche hier gewöhnlich bei gleichgelagerten Fällen zu einem innerparteilichen Schlachtfest aufrufen, siehe Causa Schüttelschorsch Schmid. Anscheinend sind die FW doch anders! Und im Gegensatz zu der CSU - Verwandtenaffäre hat Felbinger sich selbst angezeigt und den Schaden bereits wieder gutgemacht, was ihn aber nicht entlastet, aber dennoch ein deutliches Zeichen nach außen setzt.
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  • B. S.
    mit diesem salbungsvollen Gerede auf. Sie verbreiten seit Tagen mit Ihren Kommentaren gebetsmühlenartig, was für einer tollen Partei Sie angehören. Die Parteigenossen haben sich alle hinter den werten Kollegen Felbinger gestellt; nichts anderes machen die C-Parteien oder Grüne oder Linke. Es gibt in jeder Partei, in jedem Berufsfeld gute und weniger Gute Menschen. Und die weniger guten Menschen haben eines gemeinsam: GIER FRISST HIRN! Herr Felbinger ist für mich politische Geschichte, alles andere wäre eine Lachnummer.
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