„Die Karawane zieht weiter“ – dieses Motto hatte sich der Abiturjahrgang 2016/18 des Marktheidenfelder Balthasar-Neumann-Gymnasiums (BNG) auf T-Shirts und Hoodies geschrieben und auch seine Abiturzeitung dementsprechend gestaltet.
Zur feierlichen Verabschiedung der Abiturienten zogen die Festgäste zunächst in die St.-Josef-Kirche zum ökumenischen Gottesdienst, welcher mit Pastorin Margarete Allolio und Pfarrvikar Matthias Eller begangen wurde. In der Begrüßungsrede fragte die evangelische Religionslehrerin Kathrin Dörrbecker die Absolventen „Was nun?“ und griff damit die Grundsatzfrage der zu verabschiedenden Schüler auf, die sich jetzt auf einen neuen Lebensabschnitt einlassen müssten, zumal sie sich nun von der Schule abgenabelt hätten und damit von einem Ort, der für Halt und Orientierung stehe.
Die Feierlichkeiten wurden im Anschluss in die Aula des BNG verlagert, wo Schulleiter Hartmut Beck die Festgäste begrüßte. Musikalisch begleitet wurde die Verabschiedung von den Abiturienten Jan-Philipp Friese am Klavier, Carolin Wiegand an der Trompete und durch die stimmgewaltige Sophie-Luise Streng. Diese trugen unter der Leitung von Rüdiger Linsner das Instrumentalstück „Gabriella‘s Song“ von Stefan Nilsson vor sowie „Stronger than me“ von Amy Winehouse und „Superstition“ von Stevie Wonder.
In seinen Grußworten beglückwünschte Zweiter Bürgermeister Manfred Stamm die 71 Abiturienten zu ihrem Erfolg. Für alle breche nun eine veränderte Zeit an, was sich schnell bemerkbar mache, weil die „Servicezentrale Familie“ nun bald wegfalle und die Abiturienten künftig das „kulinarische Selbstversorgen“ erlernen müssten. Zur Eigenverantwortung gehöre aber auch, aktiver Staatsbürger zu sein und gegebene Zustände wie die lange Friedenszeit oder Freizügigkeit in Europa nicht als selbstverständlich zu erachten. Er appellierte an die Schüler, sich mit auf die politische Baustelle zu begeben, da auf ihr täglich gebaut werden müsse.
Ähnliche Worte fand auch die Vorsitzende des Elternbeirats und Fördervereins, Michaela Schlör, indem sie den scheidenden Schülern eine fundierte vielseitige Allgemeinbildung attestierte, die zur vollen Teilhabe an der Gesellschaft einlade. „Unsere Gesellschaft braucht gut ausgebildete Menschen, vor allem auch für die Demokratie“, erklärte Schlör treffend. Dennoch sei zunächst nur ein Etappenziel erreicht worden, deshalb wünschte sie den Absolventen eine glückliche Hand für weiteren Entscheidungen. Des Weiteren dankte Schlör den Eltern für die Unterstützung und dem Schulleiter des BNG und den Lehrern für die Erziehung der Schüler zu Demokraten.
Für die Abiturienten sprach Anne Bils und warf dabei einen wehmütigen Blick auf den schulischen Werdegang, insbesondere auf die außerschulischen Aktivitäten. Sie erinnerte an gemeinsame Erlebnisse vom Schullandheim bis zu den Abiturfahrten, welche die Bindung zwischen den Schülern gestärkt hätten. „Schule ist mehr als nur Lernen“, gab sie zu bedenken und bedankte sich bei den Lehrern, dass sie immer wieder bemüht waren, den Unterricht aufzulockern, sodass „die Zeit wie im Flug vergangen ist“. Als kleine Überraschung überreichte sie stellvertretend für den Jahrgang kleine Präsente an Schulleiter Hartmut Beck, den zuständigen Kollegstufenkoordinator Andreas Neiderer sowie an die Verwaltungsangestellten im Sekretariat.
Schulleiter Beck begann seine Abiturrede mit einem Zitat, das sich wie ein Auszug aus dem Lehrplan las, sich dann aber als Kompetenzenbeschreibung des Programmes Cortana von Microsoft entpuppte. In vielen Dingen sei die Künstliche Intelligenz (KI) dem Menschen ebenbürtig, vielleicht sogar überlegen. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an Erfolge der KI wie beispielsweise den Schachcomputer Deep Blue von IBM, der 1996 den Schachweltmeister Garri Kasparow besiegt hatte.
Anschließend stellte er mit den Worten des britischen Mathematikers Alan Touring die Frage, ob Maschinen denn wirklich denken könnten. Kompetenzen wie Reflexion, Selbstkritik, flexibles Denken und Handeln sowie Selbstmotivation seien wesentliche Vorteile, die der Mensch den Maschinen voraus habe und welche die Schüler auf ihrem Weg zum Abitur erlernt hätten.
In diesem Zusammenhang verwies Beck auf die hervorragenden Ergebnisse des Abiturjahrgangs, der einen Gesamtschnitt von 2,33 erreicht hat. 20 Schüler der 71 Abiturienten haben einen Abiturschnitt besser als 2,0, darunter vier Teilnehmer bei der Hochbegabtenprüfung der MB-Dienststelle. Deshalb, so Beck, hätten die Schüler das Rüstzeug, „die Welt so zu verändern, dass es ihre Welt wird“.
Bevor Kollegstufenkoordinator Andreas Neiderer die Zeugnisvergabe leitete, bestätigte auch er die guten Leistungen des Jahrgangs. Kurzfristig hatte er für eine erkrankte Kollegin die Begleitung des Jahrgangs übernommen, der ihm aber aus vergangenen Jahren nicht fremd gewesen sei. Daher freue er sich über die Reife der Schüler und hoffe, dass der Reifeprozess auch beruflich und privat fortgesetzt werden könne.
Nach der Überreichung der Abiturzeugnisse durch Schulleiter Hartmut Beck und den stellvertretenden Schulleiter Michael Dreßler erfolgte die Auszeichnung der im Schulleben engagierten und besonders erfolgreichen Schüler durch die Vorsitzende des Fördervereins, Michaela Schlör, die zum Abschluss zu einem Sektempfang in die Mensa einlud.
Ab 18 Uhr verlagerte sich die Abiturfeier dann in die Mehrzweckhalle nach Karbach, wo die Absolventen mit ihren Familien den traditionellen Abiturball mit Buffet bis in die späten Abendstunden feierten.