Die Erinnerung, den Müll rauszustellen, steht neben dem Zeugenaufruf der Polizei, ein Sportbericht vom Tennisclub neben Informationen der Gemeinde, der Allianz oder Online-Berichten der Main-Post. Und wer mit dem Finger über den Handy-Bildschirm wischt, findet einen endlosen Strom von Meldungen, Hinweisen und Nachrichten – alle aus Burgsinn oder für die Burgsinner.
So sieht die Basisversion der Burgsinn-App aus, die Programmierer Andy Grothe für die Initiative Burgsinn (IB) entwickelt hat. Im Februar 2018 hat man bei der Wählergruppe mit der Arbeit an diesem Projekt begonnen und Ideen dafür zusammengetragen. Dann machte sich Grothe an die Arbeit und hatte ein Jahr später den Prototypen programmiert.
Das Schlagwort Digitalisierung ist in aller Munde, sagte Willi Balkie, Vorsitzender der Initiative Burgsinn, bei der Vorstellung des Prototyps der App im Gasthof Stern. „Wir wollen nicht nur darüber reden, wir wollen mit der App aktiv die Zukunft Burgsinns gestalten“, hatte die IB das Projekt schon in der Einladung begründet.
Seit dem Frühjahr läuft die Burgsinn-App im Testlauf. Es wurden verschiedene Kanäle für die Vereine angelegt, für die Sinngrundallianz. Die Nachrichten-Kanäle der Polizei und der Main-Post wurden angezeigt. Man kann sich die Nachrichten aller Kanäle anzeigen lassen, oder nur bestimmte auswählen. Die Meldungen jedes Kanals können auch als Push-Nachrichten sofort angezeigt werden.
Aufgaben für die Tester
Testpersonen bekamen bestimmte Aufgaben, die das Verhalten späterer Nutzer simulieren sollten, um zu erproben, ob das Programm wie geplant funktioniert. Die App gibt es in zwei Versionen, für Telefone mit Googles Android-Betriebssystem und für Modelle die auf Apples IOS laufen.
Kurzfristige Änderungen der Öffnungszeiten des Schwimmbads könnten über die App verbreitet werden, sagte Balkie. Oder dringende Informationen des Bauhofs, etwa über Arbeiten an der Wasserversorgung, die derzeit in Burgsinn noch mit dem Lautsprecherwagen bekannt gemacht werden. Und auch die Termine der Müllabfuhr, für die in Karlstadt gerade eine eigene App geplant ist. „Da hat der Landkreis ein bisschen bei uns abgeschrieben“, meint Balkie.
„Wichtig für uns ist: Die App soll für die Nutzer kostenlos sein“, sagte er. Die IB hofft, dass die Gemeinde das Nachrichtenportal finanziert. Deswegen will man Bürgermeister Robert Herold, der die Vorstellung der App verfolgte, das Projekt antragen. Sehr teuer soll das nicht kommen. Für 1500 Euro pro Jahr wäre die App zu haben, informierte Balkie, der bei der Wahl des Bürgermeisters im Frühjahr gegen Herold antreten wird. Für die Entwicklung und Einrichtung müsste die Kommune nichts bezahlen.
Viel billiger als die Müll-App des Kreises
Als Vergleich führte er die vom Landkreis geplante Müll-App an, für deren Entwicklung 40 000 Euro eingeplant sind, neben weiteren 5800 Euro pro Jahr für die Pflege. Die sei erforderlich, weil die Betriebssysteme der Mobiltelefone ständig aktualisiert werden, und deswegen auch Apps immer wieder überarbeitet werden müssen.
Diskutiert wurde bei der Vorstellung über die Registrierung der Nutzer. Grothe und die IB wollen die App möglichst einfach halten, weshalb Nutzer sich lediglich einmal mit irgendeinem Namen und einer E-Mail-Adresse anmelden müssen. Sie könnten dann auch Nachrichten beisteuern. Diese müssen aber von Administratoren, von denen es einen oder mehrere für jeden Kanal gibt, freigegeben werden. „Wir wollen keinen Wildwuchs“, begründete das der stellvertretende IB-Vorsitzende Marco Scholz.
So könnten etwa Betreuer einer Mannschaft über das Spiel des Wochenendes berichten. Einer der Vorsitzenden bekommt als Administrator eine Meldung, dass eine neue Nachricht für den Vereinskanal vorhanden ist. Er gibt sie dann für den Nachrichtenstrom der App frei. In der Diskussion wurde klar, dass in einem solchen Fall die Nachrichtenschreiber für die Administratoren eindeutig identifizierbar sein müssten, mit ihrem richtigen Namen. „Gut, dann kommen wir um die eindeutige Identifizierung des schreibenden Personals nicht herum“, so Balkie. Gefragt wurde auch nach einem Suchfeld oder einer Möglichkeit, Nachrichten zu speichern, weil interessante frühere Notizen sonst im ständig weiterlaufenden Nachrichtenstrom mühsam aufgespürt werden müssten.
Balkie: „Erstmal geht’s uns um Burgsinn“
„Werbung ist nicht drin?“, lautet eine weitere Frage. „Viele wollen Werbung nicht“, sagte Balkie. Es wäre aber denkbar, dass die Werbegemeinschaft einen Kanal der App nutzt. „Könnte man die App auf die ganze Sinngrundallianz ausweiten? Auf alle sechs Gemeinden?“, lautet eine weitere Frage. „Erstmal geht’s uns um Burgsinn“, antwortete Willi Balkie. In der Allianz sei es erfahrungsgemäß außerdem manchmal schwierig, Themen zu platzieren, bei denen alle mitziehen. Wenn sich aber beispielsweise Fellen oder Obersinn für das Projekt interessieren, stehe es ihnen frei, mit Entwickler Andy Grothe Kontakt aufzunehmen, um eine solche App eventuell auch für ihre Gemeinden einzuführen.