
Was gestern noch ein Kloster war, wird nun zu einer Gesundheitseinrichtung: In Kürze eröffnet in Neustadt auf dem 11.700 Quadratmeter großen Gelände am Ortseingang – aus Richtung Rothenfels kommend – ein Atem- und Intensivpflegezentrum. Zum Start gibt es am Freitag und Samstag, 28. und 29. März, "Tage der offenen Tür" und ein Fest für die Bevölkerung mit einem umfangreichen Programm.
Ein gutes halbes Jahr hat es gedauert, bis das Kloster der Dominikanerinnen in eine Pflegeeinrichtung umgewandelt wurde. "Im August war die Schlüsselübergabe, jetzt ist der erste Bauabschnitt fertig", blickt Joachim Nürnberger im Gespräch mit dieser Redaktion auf diese Zeit zurück. Der Steinfelder ist neben Thomas Steigerwald aus Aschaffenburg einer der beiden Geschäftsführer der Gesellschaft für spezialisierte Pflege (GSP), die das Zentrum betreibt.
In den sieben Monaten hat sich eine Menge verändert, wenngleich zum Start der Einrichtung noch nicht alles fertig ist. "Die neuen Türen kommen erst mit Verspätung", sagt Nürnberger, also müsse man zunächst noch die alten drinnenlassen. Die finale Brandschutzabnahme habe man soeben hinter sich gebracht und verfüge nun über eine komplett vernetzte Brandschutzanlage. "Die Böden im Erdgeschoss wurden erneuert, die Elektrik ertüchtigt und 15 Brandschutztüren eingebaut", berichtet der 55-jährige Unternehmer.
Mit vier Bewohnern geht es los
Im ersten Stock des Hauptgebäudes werde die erste Wohngemeinschaft mit Dialyseplätzen an den Start gehen. Sieben Patienten und Patientinnen finden hier Platz. "Vier ziehen am Anfang nacheinander ein, wir gehen davon aus, dass die Einheit bis Mitte des Jahres belegt ist", sagt Nürnberger.
Beim Weaning, der Entwöhnung von künstlicher Beatmung, habe sich rechtlich einiges geändert. Außerklinisch werde dieses nicht mehr von den Kassen unterstützt, erläutert der 55-Jährige, deshalb sei aus der geplanten Kooperation mit einem Anbieter nichts geworden. Man sei aber in engem Austausch mit Kliniken und könne die dort begonnene Therapie in Neustadt fortführen. Zur finalen Dekanülierung, letztlich also der Entfernung der Trachealkanüle, müssten die Patientinnen und Patienten dann jedoch wieder in das Krankenhaus zurück.

Die GSP habe bereits Atemtherapeuten und -therapeutinnen angestellt sowie Ärzte und Ärztinnen, von der Anästhesie bis zur Neurologie, integriert. Wenn der erste Stock belegt sei, werde man den zweiten Stock als Pflege-WG mit Beatmungsentwöhnung einrichten, erklärt Nürnberger das weitere Vorgehen. Dazu kooperiere man mit einigen großen Kliniken in Bad Neustadt, Frankfurt, Bad Kissingen und Bad Windsheim.
Der Unterschied zu den anderen Intensivpflege-Wohngemeinschaften der GSP in Marktheidenfeld, Burgsinn und Ansbach (Mittelfranken) sei, dass man in Neustadt zusätzlich Dialyse anbiete und räumlich viel besser aufgestellt sei, erläutert der Geschäftsführer. Der Unterschied zum Pflegeheim liege vor allem im Betreuungsschlüssel von 1:3 begründet. Das heißt, eine Pflegefachkraft kümmert sich rund um die Uhr um drei Bewohner.
Schlaflabor und Sprechstunden
Angedacht sei außerdem die Einrichtung eines Schlaflabors, die im Juli beginnen soll. Sie soll im ersten Stock des ehemaligen Männerhauses unterkommen. Die Pneumologin werde auch Sprechstunden anbieten. Wenn alles gut läuft, soll das Schlaflabor im vierten Quartal fertig sein, spätestens im kommenden Jahr, gibt Nürnberger das Ziel vor.
Zuversichtlich ist der Geschäftsführer auch hinsichtlich einer Verbesserung der hausärztlichen Versorgung. Die GSP befinde sich mit einem größeren Anbieter in Verhandlungen über ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). Hier sei zeitnah eine Entscheidung zu erwarten. Grünes Licht müsse dafür die Kassenärztliche Vereinigung geben. Das sei nicht ganz einfach zu erwirken, da Neustadt über keinen Hausarzt-Sitz verfüge. Der 55-Jährige gibt sich dennoch zuversichtlich, dass es klappt: "Die Chancen stehen gut, dass Neustadt einen eigenen Hausarzt bekommt", sagt Nürnberger, "da bin ich mir zu 90 Prozent sicher."

Seit 1. Februar dieses Jahres bereits in Betrieb sei die Physiotherapiepraxis von Cosima Handel auf dem Klostergelände. "Die läuft richtig gut", sagt Nürnberger und fügt hinzu, es seien auch Abendkurse und Kinderkurse geplant. Weitere Räume würden derzeit bezogen: "Die Medizintechnikfirma Löwenstein richtet gerade ihren Laden ein", berichtet der GSP-Geschäftsführer.
Die fünf Gebäude verfügten zusammen über 10.000 Quadratmeter Nutzfläche, davon seien etwa 2500 Quadratmeter für die Pflege vorgesehen. "Alles andere geht in die Vermietung und Verpachtung", erläutert Nürnberger seine Pläne. Zu den Zielen seiner Gesellschaft gehöre es auch, günstigen Wohnraum zu schaffen: "vom kleinen Appartement bis zur Vier-Zimmer-Wohnung".
Zehn Zimmer würden zur Kurzzeitvermietung vorgesehen. Die Appartements sollen für einen längeren Zeitraum angeboten werden und nicht so groß ausfallen, so dass sich auch Auszubildende diese leisten könnten.
Zimmer für Radtouristen
Radtouristen und -touristinnen soll ebenfalls eine Möglichkeit zur Übernachtung angeboten werden. In die ehemalige Werkstatt könnte ein Dorfladen einziehen und so zur weiteren Belebung des Areals und Versorgung der Bevölkerung beitragen. Eine finale Entscheidung des designierten Betreibers "Tante Enso" erwartet Nürnberger bis April.
Wie kommt das Pflegezentrum nun zu seinen Patienten und Patientinnen? "Für die Kommunikation mit den Kassen und Kliniken haben wir Nils Brauner als Außendienstler", erläutert Nürnberger. Dieser kümmere sich um das Überleitungsmanagement. Üblicherweise dauere es zehn bis 14 Tage, bis alles geregelt ist. Wenn mit Klinik und Krankenkasse alles geklärt sei, kämen auch die Angehörigen ins Spiel, um ein Zimmer auszusuchen und persönliche Dinge der Bewohnerinnen und Bewohner mitzubringen.
In jeder Einheit werde es eine stellvertretende Pflegedienstleitung geben sowie für die gesamte Einrichtung einen übergeordneten Pflegedienstleiter, erklärt Nürnberger. Man habe auch zwei Auszubildende und einen weiteren in Aussicht. Bei Praktikanten und Praktikantinnen kooperiere man mit dem Bildungszentrum für Pflegeberufe in Marktheidenfeld. Derzeit habe man 24 Angestellte in Neustadt, mittelfristig sollen es 30 bis 40 werden.
Caritas bleibt
Auch die Caritas bleibe dem Klosterareal mit ihrer heilpädagogischen Tagesstätte und der ambulanten Familienhilfe erhalten, hier habe man einen langfristigen Mietvertrag geschlossen, berichtet Nürnberger. Um das Ganze abzurunden, sei schließlich noch ein Friseursalon geplant: dort, wo vor vielen Jahren die Krankenschwester ihren Behandlungsraum hatte.
Alles in allem hat der neue Eigentümer auf dem ehemaligen Klostergelände viel vor. "Das gibt ein kleines Dorfzentrum", sagt Nürnberger über das neue Leben in alten Gemäuern.