
Weihnachten bedeutet Geschenke. Ist das wirklich noch so? Wir haben uns umgehört und dabei erfahren, dass der Trend vom Beschenken als zentralem Weihnachtsthema weggeht. So auch für Manuela Gärtner aus Lohr. "Wir legen mehr Wert auf das Zusammensein mit Freunden und Familie", sagt sie. An diesem Tag ist sie mit ihrer Freundin Marion Barthel aus Nürnberg in der Lohrer Fußgängerzone unterwegs. Dass ihre Freundin zu Besuch ist, ist für sie "das schönste Weihnachtsgeschenk, das man sich machen kann."
Beschenkte Kinder
Auch Monika Stückelschwaiger aus Frammersbach sagt: "Wir sind auch ohne Geschenke sehr zufrieden." In ihrer Familie schenken sich die Erwachsenen untereinander nichts mehr. Nur die Enkelkinder bekommen Geschenke. Auf dieses Vorgehen haben sich auch die meisten anderen der von uns Befragten in ihren Familien geeinigt. Ingrid Schüttler, ebenfalls aus Frammersbach, pflichtet ihr bei. Weihnachten ohne Geschenke "ist in der Reih", bringt es die gebürtige Hessin auf den Punkt. Auch Wilma Mill und Til Reinhart aus Frammersbach verzichten auf Geschenke.
Einen Volltreffer in Sachen Geschenke landete das Christkind bei dem neunjährigen Liam aus Partenstein. Er freut sich über einen umfangreichen Mal-Koffer mit den verschiedensten Utensilien für unterschiedliche Techniken "und sogar mit Kohle". Für strahlende Augen sorgte das Christkind auch bei der Familie von Christian Schüttler aus Partenstein. Alle seien zufrieden gewesen, meint der Familienvater - und sein Kind nickt bestätigend. Ein ruhiges Weihnachten feierte Gabi Ebert aus Partenstein. Sie genossen als Familie den Gottesdienst, bei dem die Tochter in der Bläserklasse mitspielte.
Keine Umtauschwelle nach den Feiertagen
Geschenke gehören zu Weihnachten immer noch dazu. Aber beschenkt werden inzwischen fast ausschließlich die Kinder, ist unser Fazit. Entsprechend ist auch in den Geschäften keine Umtauschwelle nach den Weihnachtsfeiertagen festzustellen. Max Amend von der Inhaberfamilie des Ladengeschäfts Fassnacht in der Lohrer Innenstadt meint, dass der Bedarf nach Umtausch nicht größer sei als unter dem Jahr.
Wie alles im Leben unterliegt auch Weihnachten einem Wandel. Festzustellen ist, dass das Miteinander und auch das gemeinsame Essen an den Weihnachtsfeiertagen im Fokus steht. Dabei hat jede Familie ihre eigene Tradition. Bei Til Reinharts Oma gab es den Klassiker Würstchen mit Kartoffelsalat. Gefüllte Paprikaschoten kochte die Schwiegertochter von Wilma Mill, die das Gericht als Weihnachtstradition in die Familie eingeführt hat. Ingrid Schüttlers Sohn ist Koch und bereitete zum Heiligabend Muscheln zu.
Monika Stückelschwaiger servierte früher immer Karpfen an Weihnachten. Irgendwann gab sie dieses Gericht auf. Fisch gab es dieses Weihnachten trotzdem. Ihre Enkelin und deren Freund bereiteten ein Weihnachtsmenü mit Lachs zu. Von der Mutter übernommen hat Manuela Gärtner das Weihnachtsessen Schinken in Brotteig. Diese Tradition führt sie fort. Raclette stand bei Marion Barthel zu Weihnachten auf dem Speiseplan. Weihnachten ist für alle gleich und für jeden anders. Jede Familie hat ihre eigenen Rituale und Glück ist für alle - "wenn man gesund ist und es keinen Streit gibt", fasst Wilma Mill es zusammen.