Sein viertes Album "Eine herbe Enttäuschung" hat das aus dem Poetry Slam kommende Duo "Das Lumpenpack" am Freitag in der Stadthalle vorgestellt. Rund 450 überwiegend junge Besucher kamen teilweise von weit her zu diesem Vorkonzert vor der eigentlichen Tour des 1. Lohrer Kinder- und Jugendliteraturfestivals und feierten die beiden.
"Konzertcomedy" nennen Jonas Meyer und Max Kennel ihre Live-Auftritte, eine Mischung aus Songs und Dialogen, Stegreif-Einlagen, spontanen Moderationen und viel Konfetti. Vor der Bühne drängte sich das Publikum, aber auch die Stadthallenempore mit ihren Sitzplätzen war fast voll. Dort sitze der "Adel", lästerte Meyer, um die "zwei Sorten Pack" zu beobachten, das auf der Bühne und das im Saal.
Musikalisch und inhaltlich erinnert "Das Lumpenpack" mit dem vierten Album in sechs Jahren deutlich an "Die Ärzte", aber ohne deren Bissigkeit auch nur annähernd zu erreichen. Wenn es politische Anklänge gibt, bleiben sie brav im Massengeschmack. Sonst steht der menschliche Mikrokosmos im Vordergrund mit der Abneigung gegen angeberische Syltaufkleber auf Autos und Ausgehen in kurzen Hosen, weil man darin einfach schlecht aussieht.
Wildpinkeln gegen das System
In "Ford Fiesta" geht es um eine hindernisreiche Urlaubsfahrt "nach Süden in den Sonnenuntergang, das spricht nicht gerade für unsere Orientierung". In diesem Stil wird weiter gewitzelt bis zum "Wildpinkeln gegen das System", weil die Toilettenbenutzung auf der Autobahnraststätte 70 Cent kostet. Darüber kann man schmunzeln, muss aber nicht.
Alle Klischees werden in "Pädagogen" bedient: "Warum können alle meine Freunde nichts?" Wenn es im Freundeskreis nur Pädagogen gibt, tauscht man gerne drei Lehrer gegen einen Monteur. Denn Handwerker, Ärzte und Juristen sind viel nützlichere Freunde. Solche vorhersehbaren Gags werden nicht besser, wenn sie gesungen werden.
Ähnlich ist es in "Tragödie vom Rest der Band". Die Band sei nämlich viel größer gewesen, behaupten die beiden, und dann langsam dezimiert worden. Etwa beim Auftritt vor dem Kölner Stadtarchiv oder als die Bassistin beim Ausfüllen eines Formulars "B" mit "R" verwechselte. Lange nicht mehr so gelacht.
Neben den neuen Songs spielten Meyer und Kennel einige ältere Nummern. In "Eva P." geht es um einen Mann, der in der Kneipe gerne eine Frau kennenlernen würde. Doch dann stellt er sich vor, sie entpuppe sich als "hübscher Apfel am braunen Stamm". Das Foto an ihrer Zimmerwand würde nicht Charly Chaplin zeigen, sondern den "Typen, der Autobahnen gebaut hat". Deshalb geht er lieber wieder allein nach Hause. Kurz nach dem Erscheinen des Songs sei Frauke Petry aus der AfD ausgetreten, berichtete Kennel. Somit sei das Lumpenpack die "politisch erfolgreichste Band des 21. Jahrhunderts".
Eine "herbe Enttäuschung" war der Auftritt vor allem für die jungen Zuhörer nicht, die begeistert applaudierten und nach gut eineinhalb Stunden ohne Pause eine Zugabe forderten und auch bekamen. Musikalisch und reimtechnisch haben die beiden einiges auf dem Kasten, doch inhaltlich halten sie den Ball ziemlich flach.
