Als Gründe für den geplanten Verkauf führte er ein aus seiner Sicht bestehendes Überangebot in der Lohrer Gastronomie und Hotellerie und damit einhergehende Umsatzrückgänge in der Krone an.
Zwar habe die Krone, die über 20 Gästebetten verfügt, nach dem Umbau 1999 zur Unterhaltung des Gebäudes ausreichende Umsätze gehabt, doch jetzt werde es immer schwieriger, zu bestehen. Unter anderem deswegen, weil die Anzahl der gewerblichen Betten in den letzten Jahren stark zugenommen habe, so Schecher.
Durch 140 zusätzliche Betten, die ein „neuer Mitbewerber“ – gemeint war die Franziskushöhe – geschaffen habe, gebe es in Lohr aktuell fast 700 gewerbliche Betten. Die Franziskushöhe habe den alteingesessenen Betrieben und besonders den Gasthöfen – gemäß den Zahlen des statistischen Landesamtes – im Sommer 2006 knapp 5000 Übernachtungen „abgejagt“.
Die Krone habe dadurch viele Geschäftsreisende verloren. Diese Gruppe mache in Lohr immerhin rund 70 Prozent der Übernachtungen aus.
Zur Untermauerung seiner Worte legte der Hotelier eine Stellungnahme des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes vom 17. November 2003 vor, in der es zu dem damals geplanten – aber nicht verwirklichten – Umbau des Schwesternwohnheims am Sommerberg in ein Hotel mit 38 Betten hieß: „Die Stadt Lohr weist mit 511 gewerblichen Betten derzeit die höchste Bettenzahl des Landkreises auf. Eine Anhebung der Bettenzahl nochmal um 38 würde sicher zu einer Verdrängung bestehender Kapazitäten führen, weil alle Gästekreise (Tagungen, Fremdenverkehr, Geschäftsreisende) abgedeckt sind.“
Ein weiterer Grund, weshalb es für den einzelnen Gastronomen immer schwieriger werde zu bestehen, sei das enorm gestiegene Sitzplatzangebot in Gastwirtschaften, Restaurants und Fast-Food-Betrieben. Heute gebe es im Bereich der Lohrer Innenstadt fast 70 Prozent mehr Sitzplätze als noch vor sieben Jahren, sagte Schecher.
Seinen Worten zufolge waren dies im Jahr 2000 insgesamt 1680 Sitzplätze, 1000 drinnen und 680 im Freien. Heute seien es 2820 Sitzplätze (1500 innen, 1320 außen). Nicht berücksichtigt seien in diesen Zahlen die Ortsteile und auch nicht die vor rund zwei Jahren eröffnete Franziskushöhe. Die Krone hat laut Schecher 100 Sitzplätze (60 innen, 40 außen).
Erschwerend hinzu komme, dass Gaststätten beziehungsweise Bäckereifilialen mit Straßenverkauf oder Lieferservice für auf solche Art verkaufte Speisen lediglich sieben Prozent Umsatzsteuer zu entrichten hätten. In dieser gesetzlichen Regelung sieht Schecher eine Wettbewerbsverzerrung zu Ungunsten der Lokale mit Bedienung, die 19 Prozent zu bezahlen hätten. „Was über die Straße geht, bringt einen enormen Steuervorteil.“
Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht dessen, dass an dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der Krone „nach wie vor Sanierungsbedarf“ bestehe, seien er und seine Schwester zu der Überzeugung gelangt, „dass wir die Krone langfristig nicht halten können“. Da keiner von beiden Nachkommen habe, entschied man sich für den Verkauf des Hauses. Am liebsten wäre es den beiden laut Schecher, wenn die Stadt Lohr das Gebäude kaufen würde, da nur sie in der Lage sei, „dieses Kulturgut zu erhalten“. Ein entsprechendes Angebot liege der Kommune bereits vor. Seinen Vorstellungen zufolge sollte die Stadt Lohr aber nicht nur die Krone, sondern auch das gegenüberliegende ehemalige Hahmann-Haus erwerben, das ebenfalls der Familie Schecher gehöre.
Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Diana Pechlaner hat Schecher sich Gedanken über den Bereich zwischen Lohrtorstraße, Kleiner Kirchgasse und Kapuzinergasse gemacht. Vorausgesetzt die betroffenen Anwohner ziehen mit, könne man dort „eine vorbildliche städtebauliche Lösung für lebenswerten Wohnraum in der Altstadt schaffen – nicht zuletzt im Hinblick auf die demographische Entwicklung“.
Dies sei jedoch ohne Engagement der Stadt Lohr nicht möglich, sagte Schecher. Denn es gehe „hierbei nicht nur um kommerzielle Interessen, sondern um die Erhaltung von Kulturgütern und innerstädtischen Wohnbereichen“.
„Ein kleines Juwel schaffen“
Das ehemalige Vogelgesang-Haus gehört der Stadt bereits seit kurzem. Würde sie die Krone und das ehemalige Hahmann-Haus kaufen, könnte die Kommune laut Schecher versuchen, das ehemalige Hahmann-Haus gegen die Häuser zwischen Vogelgesang-Haus und Krone zu tauschen. Dann gehöre der Stadt bereits ein Großteil der Gebäude entlang der Lohrtorstraße. Sollten die Eigentümer der Häuser im hinteren Bereich des Quartiers einverstanden sein, könne man dort „ein kleines Juwel in der Altstadt schaffen“ (siehe Zeichnung).
Falls die Stadt an der Krone kein Interesse haben sollte, seien er und seine Schwester gezwungen, das Gebäude meistbietend an privat zu verkaufen – ohne Rücksicht darauf, wie der neue Eigentümer das Haus nutzen möchte.
Das Fachwerkhaus, in dem sich das Hotel Krone befindet, wurde 1598 von Baumeister Imkeller, der auch das alte Lohrer Rathaus schuf, erbaut. Im Jahr 1898 erwarben Auguste und Hans Gerlach, die Urgroßeltern von Hatto Schecher und Christiane Bernhard, das Anwesen. Seitdem befindet es sich im Familienbesitz.