"Worauf bauen wir unser Leben?" Diese Frage zog sich zum Weltgebetstag (WGT) durch den ökumenischen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Michael, Lohr. Aus einem konfessionsübergreifenden Gebet ist mit dem WGT seit über 130 Jahren die größte Basisbewegung christlicher Frauen entstanden - für Frieden, Solidarität und Gleichberechtigung. Jedes Jahr bereiten Frauen aus einem anderen Land die Texte und Gebete vor, die von Vorbereitungsteams auf der ganzen Welt aufgegriffen werden: 2021 sind Christinnen aus Vanuatu die Gastgeberinnen.
Die Republik Vanuatu ist ein Inselstaat im Südpazifik, auch bekannt unter "Neue Hebriden". Nach vielen Jahren unter französisch-britischer Kolonialherrschaft wird die 1980 erreichte Unabhängigkeit mit einem Wappen demonstriert, auf dem "In God we stand" zu lesen ist: "mit Gott bestehen wir". Über 80 Prozent der Bevölkerung gehören einer christlichen Konfession an.
Landestypische Musik
Das Lohrer Weltgebetstags-Team hatte den Bereich vor dem Altar farbenfroh gestaltet, im Mittelpunkt die markante vierfarbige Flagge Vanuatus. Landestypische Musik zu Beginn des Gottesdienstes unterstützte die Teilnehmenden, sich auf einen inneren Ortswechsel einzulassen. Der Vielfalt und exotischen Schönheit in Landschaft, Flora und Fauna steht in Vanuatu die Bedrohung durch tropische Stürme, Erdbeben, Tsunamis und aktiven Vulkanen gegenüber. Gesellschaftlich sind Frauen von allgegenwärtiger Gewalt bedroht, auch in der eigenen Partnerschaft. "Worauf bauen wir? Was trägt unser Leben, wenn alles ins Wanken gerät?", fragen sie.
Vor diesem Hintergrund kamen stellvertretend drei vanuatuische Frauenstimmen zu Wort. Die Stimme von Rhetoh erzählte vom Nachteil, als Frau geboren zu sein, von fehlender Schulbildung und Rückschlägen - von ihrem Glauben an Gott und erreichten Lebensperspektiven. Die Stimme von Mothy berichtete von dem ungeliebten Dasein als Stiefkind und ihrer Erleichterung, sich von Gott geliebt zu wissen und Vertrauen aufbauen zu können. Die grundlegende Armut und Mangelernährung sind für einen Großteil der Bevölkerung alltagsprägend. So auch für Jacklynda, deren Stimme davon sprach, als früheres Dorfkind nach besseren Möglichkeiten in der Stadt zu suchen, sich um Hilfe für die Jugend in ländlichen Gebieten zu bemühen und dafür zu beten.
Mit Gott auf einen Felsen, nicht auf Sand zu bauen - das ist die Botschaft der Frauen aus Vanuatu und auch des ökumenischen Lohrer WGT-Teams mit Michaela Monno-Linde, Claudia Wichartz, Christina Roth, Gisela Hofmann, Birgit Fleischer und Renate Gauly. Der abschließende Segensspruch war im Vorfeld von Gudrun Opp ausgewählt worden, die den WGT vor Jahrzehnten nach Lohr holte. Sie konnte diesmal nicht persönlich teilnehmen. Gleichfalls fehlte kurzfristig Aida Sayegh, die seit 2003, als der Libanon Gastgeber war, zum eingespielten Team gehört. Renate Gauly, Kirchenvorsteherin der Evangelischen Kirchengemeinde, lud zum Weltgebetstag für 2022 ein, der von Frauen aus England, Wales und Nordirland vorbereitet werden wird.
Von: Carolin Esgen, Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Lohr