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MAIN-SPESSART
Das klingt nach Mama Spessart
Ein augenzwinkernder Blick auf die Miss-Wahl von Günter Roth
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:10 Uhr

Endlich wagt sich mal jemand aus der Deckung und tritt öffentlich ein für den Schutz der vielen jungen, unschuldigen Mägdlein, die alljährlich mit unglaublichen Versprechungen dazu verführt werden, sich anlässlich der Lohrer Festwoche unter dem Deckmantel einer Miss-Wahl den lüsternen Blicken der Männerwelt zu präsentieren.

Bei den jüngsten Einkaufstagen müssen den gestrengen Stadträtinnen von Lohr jedoch die Augen getränt haben: Während Mann bei der Miss-Wahl dem verwerflichen Schauspiel vorsätzlich – also schuldhaft – zusieht, geschah dies mitten in der Fußgängerzone ohne eigenes Zutun durch eine als Bademodenschau getarnte Exposition kaum bekleideter Damen. Das muss aufhören! Ebenso wie die frauenfeindlichen Auftritte im Karneval, wo blutjunge Mädchen textilarm zum Tanzen gezwungen werden. Dass sowohl bei der Miss-Wahl als auch im Fasching sogar Frauenaugen vor Begeisterung strahlen, macht die Sache nicht besser und stärkt die Überzeugung, dass man notfalls die Weiblichkeit auch vor sich selbst schützen muss.

Spätestens seit der Affäre Brüderle wissen wir, auch die schönsten Frauen füllen kein Dirndl aus, jedenfalls darf man das nicht sagen und nur vorsichtig denken. Eingebrockt haben uns diese unglaublichen Exzesse die Großmütter der heutigen Missen, die gemeinsam mit Uschi Obermeier und Ingrid Steeger in den 60er-Jahren mit blanker Haut für die sexuelle Freiheit der Frauen eingetreten sind. Wir damals jungen Männer haben davon ebenso viel verstanden wie die heutigen – aber gefallen hat uns diese Art von Protest schon.

Zurück zur Miss-Wahl. Wenn der Vorstoß der Grünen, einen Veggie-Day zu installieren schon so gnadenlos abgebügelt wurde, will man jetzt verständlicherweise wenigstens bei der Lohrer Festwoche einen fleischlosen Tag auf der Bühne. Da gäbe es Alternativen zur Güte: Es muss ja nicht gleich der Vorschlag eines Posts aus dem Internet sein, eine Miss Burka zu wählen, aber wie wär's mit einem Simultan-Contest?

Die Teilnehmer schreiten paarweise über den Laufsteg, äußerst abwechslungsreich in Jeans und T-Shirt gekleidet und das Paar, das sich am meisten ähnelt gewinnt. Im günstigsten Fall weiß man nicht, ob die Person mit dem Pferdeschwanz ein Er, eine Sie oder ein Es ist. Vielleicht sind es ja auch Gender-identische oder Conchita Wurst. Jedenfalls ist das dann politisch korrekt und niemand wird diskriminiert.

Damit aber die Miss-Wahl-Kritikerinnen nicht in den Verdacht geraten, sie seien neidisch auf die blitzsauberen jungen Mädchen, wäre auch ein Extrawettbewerb „Mama Spessart“ zu überlegen. Nur von einer „Senior Miss-Spessart“ würde ich abraten, denn die schönste Oma im Landkreis lebt bei mir daheim.

 
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