Gemeinschaftsvorsitzender Otto Dümig, Bürgermeister von Roden, und Michael Deubert, Vorsitzender des Historischen Vereins Marktheidenfeld und Umgebung, teilten sich am Tag des offenen Denkmals die Führung durch das Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Marktheidenfeld.
Der Neubau wurde Anfang September 1914 seiner Bestimmung als Königliches Bezirksamt übergeben. Ende 1918 war es mit der Monarchie in Bayern vorbei – und in der aus rotem Sandstein gemeißelten Inschrift über dem Haupteingang „K. Bezirksamt“ wurde das „K“ für „Königlich“ zugeputzt. Das alte bayerische Wappen, noch bis 1923 verwendet, ließ man unangetastet.
1939 wurde als Ausdruck der „Gleichschaltung“ im so genannten Dritten Reich das bayerische Bezirksamt in Landratsamt umbenannt. Der Erweiterungsbau nach Norden erfolgte 1961.
Mit der Auflösung des Landkreises Marktheidenfeld bei der Kreisreform 1972 endete dann die Funktion des Gebäudes als Landratsamt. Bezogen wurde es von der VG Marktheidenfeld, die ebenfalls ein Ergebnis der bayerischen Verwaltungsreformen in den 1970er Jahren ist.
Inzwischen ist die VG, der neun rechtlich selbstständige Umlandgemeinden angehören, Eigentümerin des Gebäudes. So kann man also an dem Königlichen Bezirksamt auch 100 Jahre bayerische Verwaltungsgeschichte nachvollziehen.
Prunkstück im ersten Stock
Besondere Attraktion im heutigen VG-Domizil ist freilich der alte Kachelofen im ersten Obergeschoss, der viel älter ist als das Gebäude und dorthin aus dem früheren Bezirksamtsgebäude mitgenommen worden war.
Der Aufschrift zufolge wurden die Kacheln für den Ofen 1788 von Johann Adam Liebler aus Marktheidenfeld hergestellt.
Das Königliche Bezirksamt Marktheidenfeld
Bauplanung und Bauleitung für den Bau des „Königlichen Bezirksamtes“ am damaligen Stadtrand Marktheidenfelds Richtung Karbach 1913/1914 lag in Händen des Architekten Otto Leitolf, ab 1911 Bauamtsassessor am Landbauamt Aschaffenburg. Leitolf, geboren 1881 in Metz (Lothringen), gestorben 1967 in Schleching, war von 1919 bis 1945 Direktor der Meisterschule für Bauhandwerker in Aschaffenburg. In seinem Bauverzeichnis stehen auch das Wohnhaus der Familie Martin auf dem Gelände der Martinsbräu (1925), die neuromanische St.-Ulrich-Kirche in Rettersheim (geweiht 1926), diverse Gebäude des Bezirkskrankenhauses Lohr (1932 bis 1937) sowie die evangelische Auferstehungskirche in Lohr (1934). deu