
„Das wird heuer die doppelte, wenn nicht sogar die dreifache Ernte wie im vergangenen Jahr“, ist Herbert Gold überzeugt. Der Chef des Karlburger Obst- und Gemüsehofs Gustav Gold muss es wissen. 17 Hektar Erdbeerfelder hat er und ist damit der größte Erdbeeranbauer im Landkreis Main-Spessart.
Die Kehrseite: Die reiche Ernte hat zu einem Preisverfall an den Großmärkten geführt. Einen Teil seiner Ernte fährt Gold nach Bruchsal, wo die Erdbeerschalen mit Folie versehen und an den Lebensmitteleinzelhandel verteilt werden, darunter auch an Discounter. „Die setzen mehr und mehr auf regionale Erzeuger“, sagt Gold. Außerdem fährt täglich ein Lastwagen mit Erdbeeren Städte wie Kissingen, Hammelburg, Marktheidenfeld oder Würzburg an.
Um täglich mehr als zehn Tonnen Erdbeeren pflücken zu können, beschäftigt der Betrieb bis zu 80 Erntehelfer. Daneben bietet Gold ein Feld auch für Selbstpflücker an. Dort ist zwar auch den ganzen Tag Kundschaft da, doch habe der Andrang stark nachgelassen.
„Als wir vor 40 Jahren damit angefangen haben, war das bundesweit ein Renner“, berichtet der Karlburger. Da seien teilweise die Kunden aus der Rhön mit Wäschekörben gekommen. Doch die jungen Leute würden sich nicht mehr so gerne bücken oder hätten keine Zeit mehr, weil sie berufstätig sind.
Verkauf direkt am Feld
Auch Peter Stenger aus Halsbach fährt zweigleisig. Auch hier können die Kunden selbst ernten – wenn sie die Erdbeeren für den halben Preis haben wollen. Ansonsten pflücken acht Erntehelfer aus Polen die Früchte. Insgesamt hat er drei Hektar Erdbeerfelder, einen Teil davon im Maintal bei Steinbach und einen Teil auf der Höhe bei Halsbach. Die Erdbeeren werden direkt am Feld oder auf Wochenmärkten verkauft.
Da die Erdbeere eine Weichfrucht ist, ist sie nicht lagerfähig. So verschleudern Lebensmittelmärkte sie teilweise, ehe sie kaputtgehen. „Damit verderben sie den Kunden jedoch den Appetit auf Erdbeeren“, bedauert Stenger. Denn solche Früchte seien längst nicht mehr so schmackhaft wie frische.
Der Hof der Stengers bietet Erdbeeren von Anfang Mai bis Mitte Juli. Diese zeitliche Bandbreite hat verschiedene Gründe: Einerseits werden die Früchte auf der Höhe später reif als die im Tal. Möglich machen dies aber auch unterschiedliche Anbaumethoden. So fördern Vliese und Folien die frühzeitige Reife. Und Frigo-Pflanzen, die gefroren aufbewahrt und erst Ende April gepflanzt werden, blühen momentan noch nicht einmal.
Wie die Ernte heuer ausfällt, lasse sich erst sagen, wenn sie beendet ist, meint Inge Väth. Ihre Familie hat 2,5 Hektar Erdbeeren bei Hafenlohr direkt am Kreisverkehr bei der neuen Mainbrücke. Vorwiegend ist die Anlage für Selbstpflücker gedacht. Der Preis ist seit 20 Jahren konstant. Die Stammkunden kommen bis von Würzburg, Arnstein oder Gemünden. Weil aber die älteren Kunden sich oft nicht mehr so gut bücken können, sind auch fünf Erntehelfer aus Bulgarien hier tätig.
Norbert Jeßberger vom Röttbacher Hofladen „Jessys Kraut und Rüben“ sieht heuer mindestens die doppelte Ernte, wenn nicht gar die dreifache oder gar noch mehr – im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren wohlgemerkt, denn da habe es 80 Prozent Verluste gegeben. Im Vergleich zu einem Durchschnittsjahr sei der Ertrag heuer rund ein Drittel höher.
Wetterlage entscheidend
Nach anfänglichen Regenfällen, die die Pflanzen mit Wasser versorgten, sind die Früchte schnell gereift – wegen der Hitze fast zu schnell. Drei Familienmitglieder und ein Helfer bewältigen hier die Ernte auf einer Fläche von einem halben Hektar. Die Erdbeeren werden auf den Wochenmärkten in Marktheidenfeld und Wertheim vermarktet.
Während viele Hobbygärtner enorme Probleme mit Schneckenfraß haben, scheint dies für die Profis kein größeres Problem zu sein. „Vor der Ernte haben wir Schneckenkorn gestreut“, berichtet Peter Stenger. Bei Inge Väth wurde ein Schneckengürtel um das Feld gelegt.
Gegen die Fäule Botrytis hingegen müsse man spritzen, sagt Herbert Gold: „Es geht leider nicht ohne.“ Es werde aber nur so viel gespritzt, wie unbedingt nötig. Heuier seien es zwei Durchgänge gewesen, sagt Inge Väth. Ob Kupfer und Schwefel, die im Biolandbau gespritzt werden dürfen, besser seien, ist für Gold fraglich. Werden die Karenzzeiten eingehalten, ließen sich keine Rückstände nachweisen.
Während die anderen Erdbeeranbauern ihre Jungpflanzen zukaufen, vermehrt sie Gold selbst. Anfang bis Mitte August werden sie aufs Feld gesetzt. Nach zwei Ernten werden sie durch neue Pflanzen ersetzt.