
Die Movie-Lichtspiele zeigen in Kooperation mit der Vhs Marktheidenfeld ab Donnerstag, 27. April, „Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste“.
Regisseurin und Drehbuchautorin Alexandra Leclere wartet in ihrem vierten Spielfilm mit einer vielleicht gar nicht so utopischen Prämisse auf: Angesichts einer anhaltenden Kälteperiode verfügt die Regierung per Dekret die Beschlagnahmung von großen Wohnungen. Per Zwangseinweisung sollen minderbemittelte Menschen vor dem Kältetod bewahrt werden.
Davon betroffen sind auch die Bewohner eines großbürgerlichen Altbaus im schicken 6. Pariser Arrondissement, der entsprechend große Wohnungen aufweist, und quasi als gesellschaftlicher Mikrokosmos eines zwischen politischen Lagern paralysierten Frankreichs fungiert.
Der konservative Unternehmer Pierre und seine frustrierte Gattin Christine wollen ihre Pariser Traumwohnung in der Beletage nicht mit „Gesindel“ teilen. Aber auch ihre linksliberalen Nachbarn Gregory und Beatrice einen Stock höher entwickeln ungeahnte kreative Energie, um sich zu drücken. Also werden Beamten bestochen, die Oma aus dem Altenheim flugs zur Untermieterin umfunktioniert und die schwarze Putzfrau in der Besenkammer einquartiert.
Doch alle Tricks helfen nichts, denn leider gibts eine Denunziantin und bald tummeln sich Flüchtlinge und Notleidende auf teuren Teppichen, fläzen sich in feinen Fauteuils und futtern den Kühlschrank leer; „Le Grand Partage“ – so der treffendere Originaltitel – „Das Große Teilen“ ist angesagt und nun gilt es für alle, das eheliche und nachbarschaftliche Zusammenleben sowie die eigenen Ansichten zu überdenken.
Wie bereits in ihrem Langfilmdebüt „Zwei ungleiche Schwestern“ setzt Alexandra Leclere auch diesmal auf eine agile Kamera, beschwingte Musik und überzogene Situationen, um aus einem ernsten Thema komödiantische Funken zu schlagen. Trotz der teils arg schablonenhaften Charaktere sitzen die Gags erstaunlich gut, was nicht zuletzt am hohen Tempo liegt, das wiederum ein beeindruckendes Timing bedingt, gleichzeitig aber auch über so manche Drehbuchschwäche hinweg fegt und allenfalls einen flüchtigen Blick auf die eigentlichen Schicksale der Bedürftigen gestattet. Größter Trumpf ist indes das fabelhafte Ensemble aus Film- und Theaterstars.
Stellvertretend seien drei Vollblut-Komödiantinnen genannt: Karin Viard als Christine, Valerie Bonneton als schnippische Salonkommunistin Beatrice sowie Josiane Balasko, die im wirklichen Leben als linke Aktivistin bekannt ist und hier einen Heidenspaß hatte, eine intrigante, rechtsradikale Concierge zu verkörpern.
Fazit: Wort- und temporeiches Unterhaltungskino á la francaise mit humorvollem Wohlfühlgeplänkel und einigen sozialkritischen Anklängen.
Nächste Woche läuft „Die Überglücklichen“.