Es ist "Eintagsfliegenschlüpftag", ein wunderschöner Tag für die Fliege (Luise Schlingmann), wenn er nicht auch so ein trauriger Tag wäre. Denn eine Eintagsfliege lebt nur diesem einzigen Tag. Das Kinder- und Familienstück "Nur ein Tag", das am Sonntag in der Spessartgrotte Premiere feierte, erzählt liebevoll, witzig und tiefgründig vom Sinn des Lebens und dem so kostbaren Geschenk der Freundschaft.
Fuchs (Timo Dassinger) und Wildschwein (Andrea Feuchtenberger), die der kleinen Fliege beim Schlüpfen zusehen, wissen das und haben sich sofort in das zarte Geschöpf verliebt. "Es ist so traurig, sie hat ja nur diesen einen Tag zum Leben", schnieft das kuschelige Wildschwein, das sich gerne um andere kümmert und recht nahe am Wasser gebaut hat, während es sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischt.
Beide grübeln, wer dem zarten Wesen, das sich reckt und streckt und mit einem Strahlen den wunderschönen Tag begrüßt, die Wahrheit sagt und entscheiden "wir nicht!". Und weil sie die Fliege nicht ängstigen wollen, gaukeln die beiden ihr vor, dass der Fuchs nur diesen einen Tag zu leben hat.
Die Fliege hat einen vollen Terminkalender
Ach je, die Fliege ist traurig. Doch sie, die ja nicht weiß, dass in Wahrheit sie nur 24 Stunden leben wird, beschließt sofort, dem Fuchs diesen einen glücklichen Tag zu bescheren. "Ich bin gerade geschlüpft und habe einen vollen Terminkalender", erklärt sie beiden. So zart wie sie aussieht, so viel Power hat sie und ihr Leben schon voll durchgeplant. Sie will einen Beruf lernen, heiraten "steinalt werden".
Fuchs und Wildschwein blicken sich traurig an, fassen sich aber schnell und los geht ein turbulenter Tag mit glücklichen Momenten im Sekundentakt, denn die quirlige Fliege ist fest davon überzeugt: "Glück hat jedes Lebewesen verdient und wer nur einen einzigen Tag hat, verdient Glück in 24 Stunden."
Die Eintagsfliege wirbelt über die Bühne und zieht gemeinsam mit dem recht eitlen und oft auch ein wenig verpeilten Fuchs und dem empathischen Wildschwein die kleinen und großen Besucherinnen und Besucher bei der Premiere am Sonntag in der Spessartgrotte in den Bann.
Hat man nur einen Tag, muss eben das Glück in 24 Stunden gepresst werden. So lehrt die Fliege nicht nur Fuchs und Wildschwein, dass man einen Tag im Leben so genießen kann und soll, als wäre es der Letzte im Leben. Etwas, was viele Menschen nur allzu selten tun, da sie sich oft lieber mit negativen Gedanken und Tun beschäftigen, als das Glück in jedem Augenblick ihres Lebens zu genießen.
Zeit, Glück und Freundschaft sind unbezahlbar und kostbar
Das Schönste für Fuchs und Wildschwein in den 24 Stunden mit der Fliege ist, dass diese ihren einzigen Tag ebenfalls aus vollem Herzen genießt. Die Schauspieler und Regisseurin Christine Hartmann haben das Stück, das aufzeigt, dass Zeit, Glück und Freundschaft unbezahlbar und kostbar sind, behutsam instanziiert und mit viel Power auf die Bühne gebracht.
Am Ende des ereignisreichen Tages singen Fuchs und Wildschwein die Eintagsfliege in den Schlaf und warten dann darauf, dass die nächste Fliege schlüpft, um auch mit ihr einen wunderschönen letzten Tag zu verbringen.
Jannis und Jayson haben die Premiere in der Spessartgrotte genossen, zusammen mit 20 weiteren kleinen Besuchern, die zusammen mit ihren Eltern in die Spessartgrotte gekommen waren. Die achtjährigen Zwillinge aus Frammersbach waren von ihren Eltern mit dem Kinderstück von Martin Baltscheidt überrascht worden. Beide fanden das Stück "witzig und unterhaltsam" und würden wieder kommen. Dazu haben sie Gelegenheit, denn weitere Spieltermine sind am 17. November, 24. November, 1. Dezember, 8. Dezember, 22. Dezember, 26. Dezember sowie im neuen Jahr am 5. Januar, 19. Januar und 26. Januar jeweils um 15 Uhr in der Spessartgrotte in Langenprozelten.