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MÜHLBACH
Das Gift des Nationalsozialismus
In den Fängen der Nazis: Johann Georg Elser, im Film verkörpert von Christian Friedel. „Elser – Er hätte die Welt verändert“ ist jetzt in der Vhs-Filmauslese zu sehen.
Foto: Bernd Schuller | In den Fängen der Nazis: Johann Georg Elser, im Film verkörpert von Christian Friedel. „Elser – Er hätte die Welt verändert“ ist jetzt in der Vhs-Filmauslese zu sehen.
Redaktion Süd
 |  aktualisiert: 03.07.2015 17:48 Uhr

Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen den Film „Elser – Er hätte die Welt verändert“ in der Vhs-Filmauslese am Sonntag, 5. Juli, um 11.15 Uhr und am Mittwoch, 8. Juli, um 20 Uhr. Freigegeben ist der Film ab 12 Jahren (Dauer: 114 Minuten).

Es ist typisch für die Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus, dass Johann Georg Elser im Gegensatz zu den Verschwörern des 20. Juli 1944 lange Zeit keine offiziellen Ehrungen erhielt – wohl auch weil nach Kriegsende lange das infame Gerücht genährt wurde, Elser habe das Attentat in Wahrheit im Auftrag der NSDAP ausgeführt, um Hitlers Unsterblichkeit zu demonstrieren. Filmisch bearbeitet wurde das Thema erstmals 1989 von Klaus Maria Brandauer, wie überhaupt die überfälligen Ehrungen für den politisch eher links stehenden Elser erst mit dem Fall der Mauer kamen.

Nach seinem düster-theatralischen Hitler-Porträt „Der Untergang“ hat sich Regisseur Oliver Hirschbiegel in seinem neuesten, detailreich recherchierten Film mit der anderen Seite Nazi-Deutschlands, der des Widerstands, auseinandergesetzt, dessen Schwerpunkt wichtige Stationen aus der Biografie des schwäbischen Kunstschreiners Georg Elser bilden.

In der Nacht zum 8. November 1939 platziert Elsner im Münchener Bürgerbräukeller eine selbst gebaute Bombe und macht sie scharf. Als sie zündet, ist er bereits in Konstanz, wird aber an der Schweizer Grenze wegen auffälligen Verhaltens festgesetzt. Hitler jedoch hat überlebt, weil er die Veranstaltung 13 Minuten vor der verheerenden Detonation verlassen hat. Elser wird in Berlin von der Gestapo verhört und gesteht die Tat. Aber weil ein Einzeltäter nicht ins Weltbild der Nazis passt, will man durch Folter die Preisgabe von Mittätern erzwingen.

Wenn das Böse Normalität wird

Aus den Verhörszenen, die auch für den Zuschauer an die Schmerzgrenze gehen, springt das Drehbuch von Leonie und Fred Breinersdorfer immer wieder geschickt zurück in die Jugendzeit des lebenslustigen Freigeistes. Wir werden Zeugen, wie das Gift des Nationalsozialismus sich langsam in seinem Heimatdorf verbreitet und wie Elser versucht, sich gemeinsam mit wenigen anderen dagegenzustellen.

Am 9. April 1945, kurz vor Kriegsende, wird Elser auf Befehl Hitlers ermordet. In seiner betont undramatischen Inszenierung versucht Hirschbiegel den Motiven für Elsers Handeln nachzuspüren, wobei er immer wieder den alltäglichen Faschismus und die Normalität des Bösen, insbesondere die Gleichgültigkeit der sogenannten Mitläufer, in beklemmenden Episoden in den Blickpunkt rückt.

Christian Friedel ist eine Idealbesetzung für den Titelhelden. Burkhart Klaußner und Johann von Bülow auf der Täterseite verkörpern vielschichtige Charaktere statt Klischee-Nazis.

Fazit: Ein eindrucksvolles Denkmal für einen bescheidenen Helden und ein immer noch notwendiger Aufruf zum Hinsehen und Neinsagen.

 
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