Das Filmforum der vhs zeigt am Donnerstag, 20., und Montag, 24. September, in den Movie-Lichtspielen „Die Farbe des Ozeans“.
An den kanarischen Urlaubsstränden prallen harter Überlebenskampf und luxuriöses Urlaubsvergnügen hautnah aufeinander, denn bis zur Wirtschaftskrise in Spanien suchten dort jeden Monat 7000 Menschen Schutz. Doch nur wenn wieder außergewöhnlich viele Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach Europa ertrunken sind oder die Situation in Auffanglagern wie Gran Canaria eskaliert, sorgt die Thematik der illegalen Einwanderung aus Afrika für Beachtung in unseren Medien.
Die für ihre Drehbücher mit dem Grimme-Preis und dem deutschen Filmpreis ausgezeichnete Filmemacherin Maggie Peren verknüpft in ihrer ebenso bewegenden wie brisanten zweiten Regiearbeit diesen hochaktuellen Stoff mit den Schicksalen einer deutschen Urlauberin, eines verbitterten Polizisten und zweier illegaler Migranten.
Die Erlebnisse ihrer Protagonisten spiegelt sie in dem komplizierten sozialen Gefüge einer Außenstelle der „Festung Europa“ auf Gran Canaria, wo Nathalie beim Baden zufällig Zeugin wird, wie ein Boot mit völlig entkräfteten afrikanischen Flüchtlingen an den Strand gespült wird. Spontan und in bester Absicht versucht sie, dem Senegalesen Zola und dessen Sohn zu helfen, denn von der Polizei können die Afrikaner keinerlei Mitgefühl erwarten.
Insbesondere der Polizist José erweist sich als großer Zyniker. Obwohl Nathalies Lebensgefährte sie warnt, sich in Dinge einzumischen, deren Dynamik sie nicht versteht, gibt sie den aus dem Internierungslager geflohenen Senegalesen 1000 Euro für die illegale Überfahrt aufs spanische Festland. Ungewollt beschwört sie damit eine Katastrophe herauf.
Perens vielschichtiges Flüchtlingsdrama, das sich dem Thema aus verschiedensten Perspektiven nähert, thematisiert eine humanitäre Katastrophe, die sich tagtäglich an den EU-Außengrenzen ereignet und gibt ihr ein Gesicht. Ohne falsche Sentimentalitäten und unter Verzicht auf jede Besserwisserei wird das Dilemma in prägnanten Dialogen umrissen und mit subtilen filmästhetischen Mitteln aufgezeigt.
Das macht den mit Sabine Timoteo, Hubert Koundé und Alex González hervorragend besetzten und unter anderem mit dem Bernhard- Wicki-Friedenspreis ausgezeichneten Film trotz kleinerer Unzulänglichkeiten und einer gewissen Sprödigkeit zu einem ambitionierten Plädoyer für mehr Empathie, Menschlichkeit und Solidarität, welches – so die Intention der Regisseurin – den Zuschauer mit der unbequemen und doch so wichtigen Frage konfrontiert: Was würde ich selber tun?
Fazit: Ein diskussionswürdiger Film, dem ohne simple Gut-Böse- Zuweisungen der mutige Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch gelungen ist.
Nächste Woche läuft im Filmforum der vhs „Das verflixte 3. Jahr“.