Als Roland Jäger vor einigen Jahren durch Schottland reiste, ging er dort in ein Pub und geriet in eine Folkmusik-Session, die ihn begeisterte. „Jeder war eingeladen mitzuspielen, alle auf akustischen Instrumenten, die Stimmung war toll“, erinnert er sich. „So was sollte man auch bei uns zu Hause machen“, dachte er sich. Gesagt, getan. Am Freitag, 16. März, steigt die mittlerweile 15. Livemusik-Party in der Vinothek von Schneider Weinkonzepte in Stetten. „Hootenanny“ heißt die Reihe, die Jäger und sein Freund Wolfgang Seidenfaden initiiert haben – genau wie die Folk-Session in Schottland.
Den Begriff „Hootenanny“ kannten die Musikfans Jäger und Seidenfaden schon aus der Biografie von Bob Dylan. Auch der stieg einst als junger Folkie im New Yorker Greenwich Village bei „Hootenannies“ auf die Bühne. Der Begriff selbst hat keine Bedeutung, er ist ein Platzhalter für ein Wort, das einem nicht einfällt, wie „Dingsbums“ im Deutschen. Passend also für eine nur unscharf zu definierende Musikveranstaltung zwischen Konzert, Jamsession und Party.
Seidenfaden und Jäger spielten schon lange miteinander Musik, waren früher auch in einer gemeinsamen Kabarettgruppe. Sie überlegten, wo sie in Stetten ein „Hootenanny“ veranstalten könnten und gingen auf Gerald und Barbara Schneider, Inhaber von Schneider Weinkonzepte, zu. „Wir fanden die Idee gleich gut“, sagt Gerald Schneider. Im März 2015 kamen 50 Gäste zur ersten Livemusik-Veranstaltung in den Weinladen. Bald zog das „Dingsbums“ in die größere Vinothek um.
„So zwischen 70 und 90 Leute kommen eigentlich immer“, sagt Schneider. Einmal im Jahr gibt's ein Sommer-Hootenanny im Hof – heuer am 22. Juni, verbunden mit einer Party zum 20-jährigen Firmenbestehen. Mittlerweile hat sich etabliert, dass Jäger und Seidenfaden als Duo „DoubleLiner“ die Abende eröffnen und beenden. Dazwischen treten zwei Acts auf, der Eintritt ist frei. Schneiders bieten dazu Wein, andere Getränke und Snacks an.
Anfangs luden die Veranstalter Musiker aus ihrem näheren Umfeld ein – Jägers Sohn Lenni spielte bei der Premiere. Mittlerweile fragen auch Künstler mit weiterer Anreise an. „Dabei können wir keine Gage zahlen“, sagt Jäger. „Immerhin lassen wir den Hut rumgehen.“ „Die Atmosphäre ist so gut, dass die Musiker gerne bei uns spielen“, sagt Seidenfaden. Manchmal entstehen sogar die gewünschten Jam-Sessions.
„Wir hatten schon tolle Musiker da“, freuen sich Gerald und Barbara Schneider. Alle vier waren begeistert von Sänger André Carswell mit Keyboarder Michael Hauck. „Toll war auch, dass wir mal einen Didgeridoo-Spieler bei uns hatten“, sagt Jäger. Seidenfaden erinnert sich gern an die 15-köpfige Jazz-Combo der Musikschule Karlstadt.
Zur nächsten Hootenanny am 16. März ab 19.30 Uhr sind das Duo „Two4You“ mit Mandy Stöhr und Tobias Niederhausen sowie die Dukes aus Büchold eingeladen. Beide Acts spielen je zwei Sets von rund 30 Minuten. „Es ist sowohl für das Publikum wie auch für uns spannend, immer neue Bands zu hören“, sagt Seidenfaden. Jäger freut, dass sich der ungewöhnliche Name der Konzertreihe etabliert hat. „Das macht die Leute neugierig“, sagt er. Es funktioniert aber nicht bei jedem. „Mich hat schon mal jemand gefragt, warum jedes Mal die Band Hootenanny spielt“, erzählt Gerald Schneider.