Etwa 150 Personen dürften es gewesen sein, die sich die Reden der AfD im Karlstadter Rathaussaal anhörten. Um dorthin zu gelangen, mussten sie sich am Eingang untersuchen, ihre Taschen überprüfen und den Körper abtasten lassen. Auf dem Podium dann im Saal gesellten sich zu den Kandidaten der Landtags- und Bezirkstagswahl gleich drei prominente Hauptredner: Jörg Meuthen, Gottfried Curio und Guido Reil. Die Strategie des Bundesvorsitzenden Meuthen bestand darin, sich alle „Altparteien“ der Reihe nach vorzuknöpfen.
Ausführlich schoss er sich auf Horst Seehofer ein, die „pseudokonservative Blendgranate“, wie er ihn nannte. Die CSU versuche gerade, „auf ganz harte Jungs“ zu machen. „Aber die Migranten gehen dahin, wo sie die meisten Sozialleistungen bekommen“, lautete Meuthens Fazit. Der Vorwurf, Asylbewerber würden in erster Linie kommen, um Deutschland auf der Tasche zu liegen, zog sich naturgemäß wie ein roter Faden durch den Abend.
Die andere Angst, mit der die AfD ihre Anhänger füttert, ist die Islamisierung Deutschlands. „Mullah Söder“ habe vor einiger Zeit noch den Islam als Teil Bayerns bezeichnet und jetzt auf Youtube von der AfD den Satz „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ gelernt, polemisierte der Bundesvorsitzende der Partei.
Über die SPD zu sprechen falle schwer. Die Grünen dagegen machte Meuthen als die „gefährlichste Partei“ aus. Er prangerte die Idee an, Bewohnern von Inselstaaten Asyl zu gewähren, sollte deren Heimat vom durch den Klimawandel steigenden Meeresspiegel nicht mehr bewohnbar sein. „Wenn mal das Wetter etwas schlechter ist, wenn Bangladesch absäuft, will man die dann nicht aufnehmen, weil es keine Insel ist?“, zeigte er sich spitzfindig. Die Leitmedien würden die Grünen hypen, weil sich die bisherigen Volksparteien im freien Fall befinden.
Alle Redner betonten mehrmals, keine Ein-Thema-Partei zu sein. Neben der Migration betrachtet sich die AfD vor allem als Sprachrohr für Recht und soziale Gerechtigkeit. Diese sei nicht „mit dem Füllhorn für alle“ herzustellen. Fast 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Soziales aufzuwenden funktioniere nicht.
Deutlich schärferer Redner
Deutlich schärfer war der zweite prominente Redner, Gottfried Curio. Der innenpolitische Sprecher der Bundes-AfD, vom Moderator und Landtagskandidaten Kurt Schreck als „Schrecken der Altparteien“ vorgestellt, malte den Untergang des deutschen Staates an die Wand, der dem „Eroberungsfeldzug der Sozialhilfebetrüger durch Geburten-Dschihad“ unterliegt.
Dabei sei es „an der Zeit, dass alle Syrer nach Hause gehen und ihr Land wieder aufbauen“. Messerattacken und Gruppenvergewaltigungen, so vermittelte er seinen Zuhörern den Eindruck, seien bei den Migranten quasi an der Tagesordnung.
Bundesvorstandsmitglied Guido Reil meinte: „Ich freue mich immer, wenn ich ein bisschen rassistisch vor mich hin hetzen kann.“ Er stellte sich „lustigerweise“ vor als „46-Jähriger, zwei Frauen, sechs Kinder und keine Lust mehr zu arbeiten“.
Er wisse von einem Syrer, der 23 Kinder habe und im Monat 30 000 Euro bekomme, behauptete er und skizzierte damit einmal mehr das Feindbild des einwandernden Schmarotzers. Und das oberste Ziel lautet: „Merkel stoppen!“
Handgreiflich
Nach der Veranstaltung kam es auf dem Kübelmarkt zu einer kurzen Handgreiflichkeit. Wie der Karlstadter Polizeichef Thomas Miebach mitteilt, wurde ein Mann kurzfristig aus dem Verkehr gezogen. Zwei Züge der Polizei waren zur Unterstützung in Karlstadt. Das dürften gut 50 Kräfte sein. Die Teilnehmerzahl bei „Karlstadt ist bunt“ schätzen Miebach und Bürgermeister Paul Kruck auf 1500.