Die Forensik erweitern, durch den Neubau der Gerontopsychiatrie freiwerdende Häuser für den Heimbereich nutzen, Strom gewinnen durch Photovoltaik und den ambulanten Bereich erweitern: Das sind einige der Themen vom Besuch des Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel in der vergangenen Woche im Bezirkskrankenhaus (BKH) in Lohr.
Auf seiner Tournee durch die Bezirkseinrichtungen verbrachte Dotzel zwei Stunden im Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Sein Ziel war, sich zu informieren und mit den Verantwortlichen über Situation, Probleme und Pläne auszutauschen. Erwin Dotzel ist seit 2007 Bezirkstagspräsident und wird im Herbst aus diesem Amt ausscheiden.
Fortbildung und Werbung
Als Dotzel im Konferenzraum ankam, hatte er schon mit dem Personalrat über den Tarifabschluss gesprochen und den Eindruck mitgebracht, dass sich die Beschäftigten wohl mehr erhofft hatten. Gleichzeitig bringe die Vereinbarung viele Träger in finanzielle Schwierigkeiten, nannte der Bezirkstagspräsident die andere Seite der Medaille.
Im Gespräch mit Krankenhausdirektor Bernd Ruß, Ärztlichem Direktor Dominikus Bönsch, Pflegedienstdirektorin Marianne Schaffarczik und Heimleiter Werner Hartmann erfuhr Dotzel, dass sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich alle Stellen besetzt seien. Auch die 80 Stellen in Aschaffenburg für den neu hinzugekommenen stationären Bereich mit 50 Betten am Klinikum am Hasenkopf und für die Tagesklinik Am Rosensee habe das BKH besetzen können, informierte Bönsch.
Ruß und Schaffarczik führen das auf gute Fortbildungsmöglichkeiten, Tarifgebundenheit, die eigene Pflegeschule und offensive Werbung zurück. In der Pflegeschule habe es einen Generationswechsel gegeben. Der plötzliche Ausfall des Schulleiters habe aus den eigenen Reihen aufgefangen werden können, teilte die Pflegedienstdirektorin Marianne Schaffarczik mit.
Sebastian Born habe berufsbegleitend den notwendigen Master-Abschluss in Pädagogik erworben und die Aufgabe übernommen. Mit ihm sei nun ein junges Team für die Ausbildung der Pflegekräfte verantwortlich.
Verbesserung am Untermain
Dass sich Pflegekräfte für die Psychiatrie entscheiden, liegt nach Einschätzung des Ärztlichen Direktors auch am ganzheitlichen Behandlungskonzept. Die Patientinnen und Patienten werden demnach weitestgehend von den selben Pflegekräften und Ärzten betreut – auch beim Wechsel vom stationären in den ambulanten Bereich.
Ihm sei wichtig, dass der Untermain nicht vergessen wird, betonte Dotzel. Mit den Psychiatrischen Institutsambulanzen in Miltenberg und Alzenau und den 50 stationären Plätzen in Aschaffenburg sei die Versorgung im westlichen Unterfranken deutlich verbessert worden, stellte der Bezirkstagspräsident fest. Dazu komme eventuell noch eine Tagesklinik in Miltenberg, informierte Bönsch über entsprechende Überlegungen.
Dotzel kritisierte den seiner Meinung nach späten Baubeginn für die Gerontopsychiatrie. Er gab zu bedenken, dass der Staat bei den Krankenhäusern größere Komplexe anstrebe und befürchtet, die Gebäude des denkmalgeschützten Ensembles könnten künftig nur schwer genutzt werden.
Bedarf im Heimbereich
Diesen Bedenken setzte Bönsch entgegen, dass die Häuser ihre Verwendung fänden. So würde Haus 1 künftig für die Fortbildung genutzt, wo dringender Platzbedarf bestehe. Für die Häuser, die durch den Neubau der Gerontopsychiatrie frei werden, gibt es laut den Beteiligten bereits Pläne und Ideen.
Gerade der Heimbereich hat laut Hartmann Bedarf an einer Nutzung frei werdender Häuser. Da geht es um den Tausch mit Häusern, die den gesetzlichen Anforderungen nicht mehr entsprechen, etwa bei der Einzelzimmerquote. Oder um Wohnplätze für Menschen, die schwer in Heimen leben können, weil sie durch ihre psychische Erkrankung nicht zum Leben in einer Gemeinschaft fähig sind. Aber auch der Bedarf an Wohngemeinschaften und betreutem Wohnen steige, berichtet Ruß.
Auf den Bau der Gerontopsychiatrie und den Umbau des benachbarten Hauses Nummer 40 mit Notaufnahme, Diagnose- und Therapiezentrum sollen weitere Schritte folgen. Wichtig ist laut Bönsch die Erweiterung der Forensik. In diesem Bereich bedürfe es höherer Sicherheitsstandards, um die Mitarbeitenden zu schützen. "Wir haben zunehmend schwere Fälle", erläuterte der Ärztliche Direktor.
Für mehr Sicherheit
Die Patienten seien in Stockbetten sehr beengt untergebracht. "Die Forensik wurde für 120 Patienten gebaut, aber es sind 170 hier", begründet er die Überlegungen zur Erweiterung. Außerdem sei Bedarf an einer Frauenstation, weil es bislang in Bayern nur eine gebe, so Bönsch.
Dotzel wollte wissen, was in Sachen Energiegewinnung läuft. Klinikdirektor Ruß informierte, dass das BKH auf die Entscheidung warte, ob in Bayern auf die Dächer denkmalgeschützter Gebäude Solarmodule montiert werden dürfen. Die Dächer der neueren Gebäude seien bereits damit bestückt, und der Ertrag werde ausschließlich im BKH verbraucht.
Dotzel drängte zu einer Freiflächenanlage: "Ihr habt doch genug Platz." Bönsch und Ruß lehnten das entschieden ab. Ohne auf konkrete Pläne eingehen zu wollen, teilte Bönsch mit, dass man diese Flächen für andere Zwecke vorhalten wolle. Auch mit seiner Idee, Windräder auf den Waldflächen des Bezirks oberhalb des Krankenhausgeländes aufzustellen, kam Dotzel bei Ruß nicht durch.
Kritik an Busverbindung
"Wir müssen vieles selbst finanzieren", informierte der Krankenhausdirektor und nannte den Kanalumbau mit vier Millionen Euro und die neue Hackschnitzelheizung mit vier bis fünf Millionen. Insofern hofft nicht nur er, dass das derzeitige Vergütungssystem in der Psychiatrie noch lange von einer Reform verschont bleibt. "Nur so kann die Finanzierung aus eigenen Mitteln funktionieren." Für den Neubau der Gerontopsychiatrie fließen allerdings Fördermittel vom Freistaat Bayern.
Schnellere, geschmeidigere und flexiblere Abläufe wünschte sich Bönsch von Dotzel im Hinblick auf die Verwaltung des Bezirks. Auf die Frage des Bezirkstagspräsidenten, wie die Zusammenarbeit mit der Stadt Lohr läuft, beklagte Bönsch die Busverbindung – vor allem zum Bahnhof und an Sonntagen.
"In Lohr wird in verschiedene Richtungen gedacht", bescheinigte Dotzel den BKH-Verantwortlichen und lobte deren Planung. "Ich bin halt drin, wenn man ein Haus so lange begleitet. Lohr gefällt mir unheimlich gut", sagte er. Als Beispiel griff er den Selbsthilfe-Betrieb auf und schob nach, dass das BKH Lohr in allen Bereichen gut sei.