Vor fast einem Jahr hat in der Gemündener Fußgängerzone das Bauernmarkt-Lädle eröffnet. Dort gibt es Produkte aus regionaler Erzeugung, darunter Honig und Wurstwaren, Schnäpse und Gewürze, Marmeladen und Nudeln, Chutneys und Kuchen im Glas. Der Laden, der einen Beitrag zur viel beschworenen Belebung der Innenstadt leistet, ist ein Zusammenschluss von acht Standbetreibern des Gemündener Bauernmarkts. Wir haben uns mit den Teilhabern des als „GbR“, Gesellschaft bürgerlichen Rechts, betriebenen Geschäfts für eine kleine Bilanz unterhalten. Feststeht: Es wird sich etwas ändern.
Der Aschenröther Hubert Fröhlich sieht den Laden als gute Ergänzung zum monatlichen Markt. Für ihn und seine Obstbrände ist der Laden „Werbung, die sich selbst finanziert“. Bei manchen der Teilhaber sei die Euphorie sehr groß gewesen, weshalb mancher jetzt auch ernüchtert sei. Er habe dagegen keine große Erwartungen gehabt. „Ich habe anfangs gezögert, da mitzumachen“, sagt Fröhlich. Nun sei er zufrieden. Für ihn laufe es kostendeckend, und ein bisschen was bleibe auch übrig. Er sieht auch den positiven Effekt für die Innenstadt.
Vollauf zufrieden sind die Direktvermarkter Sylvia und Gerhard Fichtel aus Obersinn. Für das Ehepaar, das eine eigene Landwirtschaft hat und in Obersinn einen Gasthof und einen Hofladen betreibt, ist der Laden schon so etwas wie ein zweites Standbein geworden. Vor allem Dosenwurst verkaufen sie darin, Kunden können aber auch Bestellungen abgeben. „Für uns ist das topp“, sagt Gerhard Fichtel.
Betreiber stehen im Laden
Dass nicht alle Teilhaber, die alle unterschiedliche Produkte anbieten, gleich zufrieden sind, liegt in der Natur der Sache. Jeder behält die Einnahmen aus seinen Produkten, die Kosten werden geteilt. Die Betreiber stehen meist selbst im Laden.
Für Karin Egert aus Langenprozelten, die im Laden neben eigenem Honig auch Met und andere Honigprodukte verkauft, könnte es besser laufen, sagt sie. Man merke es am Geschäft, wenn wieder viele Touristen in der Stadt sind. Den Beginn der Campingsaison etwa habe sie schon positiv bemerkt. Ein Problem sei, dass viele Leute immer noch nicht wissen, dass es das Bauernmarkt-Lädle gibt. Manche seien überrascht, wenn sie das erste Mal eintreten, sagt Egert. Die ebenfalls aus Langenprozelten stammende Daniela Plener sagt: „Der Laden ist ein wenig versteckt.“ Sie sei aber zufrieden. Plener verkauft dort ihre selbst gemachten Marmeladen: „Fruchtaufstrich, bitte, nicht Marmelade.“ Laut Konfitürenverordnung bestehe eine Marmelade aus Zitrusfrüchten, alles andere seien Konfitüren. Deswegen stehe auf ihren Gläsern „Fruchtaufstrich“.
Inoffizieller „Geschäftsführer“ ist noch Michael Schauderna aus Wartmannsroth. Doch das wird sich ändern. „Wir kommen einfach nichtmehr rum“, sagt er. Sein Hauptgesschäft sind Märkte in der Region, auf denen er mit seiner Frau Margarete vor allem Gewürze und Gewürzmischungen, aber auch Käse verkauft. Die Schaudernas hatten sich vom Bauernmarkt-Lädle mehr versprochen. Man sei zwar durchaus zufrieden, sagt Margarete Schauderna, aber die Märkte werfen einfach mehr ab. Zum 1. Juli steigen die Schaudernas deshalb aus.
Diverse Chutneys, Blaukraut und Kräuterbutter bietet die Langenprozeltenerin Denise Breitenbach im Laden an. Auch aus ihrer Sicht könnte es etwas besser laufen, der Laden liege wohl für manche zu versteckt und müsste etwas bekannter gemacht werden. Sie wolle aber vorerst an Bord bleiben. Nicht gelohnt hat sich der Laden hingegen für Martina Eisner aus Rieneck, die dort das Café „Klein & Fein“ betreibt. Im Lädle verkauft sie Kuchen im Glas, sie mache aber nicht genug Umsatz in Gemünden. Sie findet den Laden und die Idee aber weiterhin toll.
Befragung der Kunden
Die Öffnungszeiten mussten etwas zurückgefahren werden. Freitagnachmittags und samstags sei das Geschäft einfach nicht gut gegangen, sagt Margarete Schauderna. Im Bauernmarkt-Lädle sollen nun Zettel ausgelegt werden, auf denen Kunden angeben können, was sie sich wünschen oder was besser laufen könnte.
Das Bauernmarkt-Lädle hat geöffnet: Mo., Di. und Fr. von 9 bis 12.30 Uhr, sowie Do. von 9 bis 17 Uhr.
Wie es zum Bauernmarkt-Lädle kam
Als der Schlecker-Markt in der Gemündener Innenstadt zumachte, gab es zunächst die Idee, dort ein eigenes Nahversorgungsgeschäft im Stile eines Dorfladens zu eröffnen. Es existierte schon ein Name – „mein-Stadt-Laden“ – und sogar ein Logo. Eine Umfrage des Vereins „Gemünden Aktiv“ brachte jedoch die ernüchternde Erkenntnis, dass sich für diese Idee nicht genügend Finanzmittel auftreiben lassen.
Also sprach Angela Haas von „Gemünden Aktiv“ die Standbetreiber des einmal im Monat abgehaltenen Bauernmarkts an, ob sie sich nicht einen gemeinsamen Laden vorstellen könnten. Das konnten sie. Acht Standbetreiber fanden sich als Teilhaber einer „GbR“ zusammen.
Seit Juli des vergangenen Jahres gibt es das Bauernmarkt-Lädle, eine Art Hofladen in der Innenstadt mit Erzeugnissen aus der Region. Aber Kunden erhalten dort in begrenztem Umfang auch Dinge des täglichen Bedarfs, wie in dem ursprünglich vorgesehenen Nahversorgungsgeschäft: Zucker, Mehl, Eier, Getränke, auch Kartoffeln und Zwiebeln kaufen die Teilhaber zu. Von Hohenroth bekommt der Laden Milchprodukte geliefert. In Zukunft soll der kleine Laden womöglich noch mehr zum Nahversorger werden.