
Obwohl die Benzinpreise an den Tankstellen hoch sind wie lange nicht, herrscht dort im Main-Spessart-Kreis reger Betrieb. Die Leute auf dem Land müssen tanken, ob sie wollen oder nicht. Zum Auto gibt es für viele Menschen in Main-Spessart keine echte Alternative. Wir haben uns an einer Lohrer Tankstelle umgehört.
Der Literpreis für Super 95 lag in unserer Region in dieser Woche mitunter bei rund 1,80 Euro und der Literpreis für Diesel mitunter bei über 1,60 Euro. "Es ist schweineteuer geworden", sagt Manfred Heuer. Der Rechtenbacher fährt mit einem Hybrid-VW vor, der neben dem Verbrennungsmotor auch einen E-Antrieb hat, um teilweise elektrisch fahren zu können. Heuer sieht sich als Dienstwagennutzer im Vorteil, da er den Kraftstoff nicht aus eigener Tasche bezahlen muss. Keinen großen Vorteil sieht er allerdings zu dem Diesel, den er zuvor fuhr. "Ich brauche jetzt etwa 6,5 Liter", gibt Heuer an. Den Elektroantrieb würde man vor allem bei sehr vielen Kurzstrecken positiv merken. Er wirft aber eine interessante Frage auf: "Wenn ich den zweiten Antrieb und den Akku rausnehme und das Gewicht einspare, dann verbrauche ich im Schnitt wahrscheinlich auch nicht mehr."
Zudem meint er, ein Elektro- oder Hybrid-Antrieb würde nur richtig Sinn mit eigener Photovoltaikanlage machen. Weiter sagt Heuer, dass für die Bevölkerung auf dem Land zu wenig getan werde. Er denkt dabei vor allem an jene seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die keine Dienstfahrzeuge haben und alles aus eigener Tasche zahlen müssen. "Da jetzt über die Abschaffung der Pendlerpauschale nachzudenken, ist absolut weltfremd", sagt der Rechtenbacher.
45 Liter, 80 Euro
Anna Wenisch tankt gerade den BMW ihres Vaters. "Ja, es ist so teuer wie seit Langem nicht", sagt die Partensteinerin. Es sei zwar ein bisschen entspannter, wenn man nicht mit dem eigenen Geld tanke, aber unter dem Strich teile sich die Familie die Autos auf. Sie sagt, sie sei auf das Auto angewiesen. Sei es nur zu einem Ausflug oder auch um die Kinder zum Verein zu bringen oder eben, um selbst zur Arbeit zu fahren. Den Tankstopp auf dem Weg zu einem Ausflug nach Aschaffenburg muss sie immer mit einkalkulieren und als Kosten planen, wie sie berichtet.

Für die knapp 45 Liter Super, die sie gerade getankt hat, muss sie an diesem Tag fast 80 Euro bezahlen. Sie zeigt einen 100-Euro-Schein und meint: "Der Papa hat gut kalkuliert, wenn nicht noch was im Tank wäre, wäre der Hunderter weg."
Rentner trifft es besonders hart
Eine 81-Jährige aus Heigenbrücken sagt, die Zugfahrt nach Aschaffenburg würde sie auch zehn Euro kosten. Dennoch fürchtet sie sich davor, dass es mit den steigenden Preisen so weitergeht wie zuletzt. "Dann kann ich mir das Auto nicht mehr leisten", sagt die Rentnerin. Schon heute arbeitet sie noch nebenbei, um sich zu finanzieren. "Leben will man ja auch", sagt die Witwe. Verbunden mit dem Hinweis, dass diese Steigerungen vor allem auch die Rentnerinnen und Rentner treffen. Gerade auf dem Land, wo oft keine Versorgung mehr an den Orten möglich ist. Sie selbst habe Glück mit dem eigenen Garten, aus dem sie sich selbst versorgen könne.
Weitere befragte Tankstellenkunden sparen nicht mit Kritik, vor allem an der Regierung. Dass es in Zukunft besser werden könnte, glaubt niemand. Einige Aussagen: "Politiker müssen ihren Sprit nicht selbst zahlen, haben keine Ahnung." "Die Steuerlast ist in Deutschland so hoch wie nirgends." "Politiker sollen mal einen Monat von meinem Einkommen leben müssen." Ein junger Mann aus dem Landkreis Main-Spessart, der weite Strecken zu fahren hat, rechnet jeden Monat: "Der Punkt, ab wann es sich überhaupt nicht mehr lohnt, zur Arbeit zu fahren, rückt immer näher."
Sollte man sich vielleicht einmal anschauen, bevor man weiter die "aktuellen" E-Motoren nachdenkt.