Seit 2003 trifft sich die tanzbegeisterte Jugend des Landkreises Main-Spessart für eine Woche im August zum DanceCamp in Arnstein. Neben dem gemeinsamen Tanztraining gibt es dann auch immer eine ganze Reihe von gesellschaftlichen Attraktionen und natürlich am letzten Tag die große Abschluss-Schau mit Freunden und Familie in der Turnhalle. Heuer wollten die jungen Leute mit der 18. Tanzwoche "erwachsen werden". Doch es kam ganz anders. Die Corona-Pandemie warf die ursprüngliche Planung völlig durcheinander.
Vier Mädchen zwischen elf und 20 Jahren treffen sich auf dem Pausenhof des Arnsteiner Schulzentrums, sie gehören zur "Gruppe Hip Hop" und haben mit ihrem Trainer Tizi (Tiziano Damigella) einen Tanz einstudiert. Allerdings nicht wie sonst im Schulgelände, sondern daheim im Wohnzimmer, mithilfe von You Tube, Videovorlagen und Absprachen in den "sozialen Netzwerken". Nachdem alle vier jungen Damen aus dem Bereich Wertheim und Heilbronn stammen, trafen sie sich in den vergangenen Wochen einige Male und übten gemeinsam ihren Tanz ein. Über das Netz schaltete sich auch der Trainer Tizi regelmäßig dazu.
Kreisjugendpfleger Metz: Völlig neues Konzept erstellt
"Wir mussten in diesem Jahr ein völlig anderes Konzept erstellen", sagt der Hauptkoordinator, Kreisjugendpfleger Bernhard Metz zum "DanceCamp 2020". Schließlich war das übliche Training mit vielen Tänzern auf engem Raum nicht durchführbar. Stattdessen wurden die Tanzgruppen eingeladen, zu Hause unter virtueller Anleitung des bewährten Trainerteams Tänze einzustudieren, diese zu filmen und an die DanceCamp-Leitung zu schicken. "Nachdem wir zunächst rund 90 konkrete Anfragen hatten, kamen letztendlich 40 Videos bei uns an", erklärt Rebecca Strifsky vom Leitungsteam.
Diese 40 Clips wurden dann gesichtet und nach den Gruppen HipHop, Contemporary, Breakdance, Kids Dance und Female HipHop bewertet. Die Sieger der jeweiligen Gruppen waren am vergangenen Samstag nach Arnstein eingeladen, um dort ihre Tänze in natura vorführen zu können. Glücklicherweise spielte das Wetter mit, so konnten die Vorführungen über den Tag verteilt im Freien auf dem Pausenhof des Schulzentrums "coronasicher" durchgeführt werden. Immer brav eine Gruppe nach der anderen im erforderlichen Abstand.
Aufnahmen werden für die Internetseiten aufbereitet
Für den besonderen Clou aber sorgten die beiden Videofachmänner Aaron Lachmann und Robin Spohrer, welche die einzelnen Tänze profimäßig aufnahmen und dann im Studio weiterverarbeiteten. Die Ergebnisse können in wenigen Wochen auf der Internetseite des DanceCamps Arnstein sowie auf den üblichen "social Media-Kanälen" Facebook, Instagram und You tube abgerufen werden.
Wo sich normalerweise über 100 junge Leute tummeln und zusammen ihre Freude am Tanzen feiern, trafen sich diesmal nur gut zwei Dutzend. "Heuer ist eben wirklich alles ganz anders, aber wir sind froh, dass wir wenigstens das heute durchziehen können", meint die elfjährige Esila Persin aus Wertheim. Ihre Mittänzerin Benita Lohr ist schon seit sechs Jahren mit dabei. Genauso wie Nele Koch und Layla Schmidt stammt sie aus dem Heilbronner Raum. Drei bis vier Mal haben die vier Mädels daheim für sich alleine geprobt, kleine Videoclips an ihren Trainer Tizi gesendet und sich gemäß seinen Ratschlägen zu verbessern gesucht.
Gemeinschaft und Abschluss-Show werden vermisst
Die leidenschaftlichen Tänzerinnen gehen in normalen Zeiten zu verschiedenen Wettkämpfen und üben auch verschiedene Tanzstile aus. "Am meisten fehlt mir in diesem Jahr das sonst so tolle Gemeinschaftsgefühl", klagt Nele und Layla vermisst besonders die große Abschluss-Show vor Hunderten von Zuschauern. "Das war eben immer etwas außergewöhnliches, auf das man hinarbeiten konnte und uns immer sehr motiviert hat."
Wie viele verhinderte Tänzer freuen sich die diesjährigen Pausenhoftänzer auf das nächste Jahr, wenn sie hoffentlich wieder in gewohnter Weise ihre Tanzfreude leben dürfen.