Es sind zwei, die sich gefunden haben und hervorragend zusammenpassen: der evangelisch-lutherische Pfarrer Michael Nachtrab (58 Jahre) und Partenstein. Die "Ehe" hält ungewöhnlich lange. Der evangelische Seelsorger feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Wirken in der Kirchengemeinde. Aus dem Spessartdorf und den "Satelliten" Frammersbach, Neuhütten, Wiesen und Wiesthal ist er nicht mehr wegzudenken.
Der Pfarrer und seine Familie fühlen sich wohl in Partenstein. Ihr Domizil ist das Pfarrhaus in der Dorfmitte. "Die Leute geben uns das Gefühl, dass wir zur Dorfgemeinschaft dazugehören", sagt Nachtrab im Gespräch. "Wir haben hier unsere Wurzeln geschlagen."
Von Schlaganfall erholt
Als "Reingeschneite" wurden sie von Anfang an willkommen geheißen. Auf der anderen Seite hat der Pfarrer stets ein offenes Ohr für alle. Er kann sehr gut mit seinen Mitmenschen. In der langen Zeit wurden viele, darunter sehr tiefe Freundschaften geknüpft. An den Partensteinern schätzt er deren Mentalität, die Gradlinig- und Bodenständigkeit. Nachtrab und seine Frau können sich gut vorstellen auch nach dem aktiven Arbeitsleben im Ruhestand hier weiter zu leben. Doch daran denkt der 58-Jährige noch gar nicht
Im vergangenen Jahr erlitt er einen Schlaganfall, der sich vor allem auf das Sprachvermögen auswirkte. Und das in einem Beruf, bei dem es auf das Reden ankommt. Bedrängende Versagensängste mussten überwunden und das Sprechen wieder erlernt werden. In dieser schwierigen Zeit seien die Rücksicht und das Verständnis der Gemeinde eine sehr wichtige und tragende Erfahrung gewesen, sagt Nachtrab.
Der überzeugte evangelische Christ leistet von Anbeginn nicht nur geistliche Arbeit in der Gemeinde, sondern engagierte sich auch gleich sozial als Vorsitzender des örtlichen Diakonievereins. Lange Jahre war es ein Kampf, die Diakoniestation am Leben zu halten. "Inzwischen sind wir aus dem Gröbsten raus", sagt Nachtrab.
Gefragt nach Veränderungen in seiner 25-jährigen Dienstzeit sagt Nachtrab, dass die Kirche gerade auf dem Land noch immer eine stabile Basis habe. Sie sei ein wichtiges Fundament der Gemeinschaft - als Träger verbindender und verbindlicher Werte für das Zusammenleben. Natürlich müsse der christliche Glaube mehr sein als nur Morallehre und auch mehr als eine bloße Tradition, so Nachtrab: "Glaube, Hoffnung, Liebe sind die positiven Grundkräfte des Lebens. Dafür muss man sich bewusst öffnen."
In Partenstein fand er stets Unterstützung und engagierte Mitarbeiter. Die Gemeindemitglieder seien, wenn sie gefragt werden, gerne bereit, sich ehrenamtlich einzubringen. Das Spendenaufkommen sei beachtlich. Dies habe er auch bei der Rundumerneuerung der Christuskirche an der Hauptstraße erleben dürfen, sagt Nachtrab. Diese erstrahlt nun wieder in ihrem Glanz.
Von Luthers Leben beeinflusst
"Die Kirche wird immer ein Teil des Lebens bleiben", sagt Nachtrab mit Blick in die Zukunft. Die Kirche habe aus ihren Fehlern aus der Konfessionsgeschichte gelernt. Aber immer noch belasten alte Vorurteile. Dies wurde in Partenstein deutlich, als Kirchenvorstand und Pfarrer zum Lutherjubiläum den zentralen Dorfplatz als "Martin-Luther-Platz" benennen wollten. Dazu kam es bekanntlich nicht. Nachtrab selbst ist sehr beeinflusst durch das Leben des Kirchenreformators mit seiner Gradlinigkeit und der Bereitschaft, sich ohne Vorbehalt auf Gottes Wort einzulassen. Mit voller Inbrunst spielt er beim Laienspiel in der Kirche Martin Luther.
Die Corona-Pandemie, so sagt der Pfarrer, wirke sich sehr auf seine Arbeit aus. Besuche waren eine Zeit lang gar nicht möglich. Nach einer gewissen Entspannung nach dem ersten Lockdown ist es nun wieder schwieriger geworden. "Dabei ist der persönliche Kontakt zu den Mitmenschen sehr wichtig." Vor allem fehle die Seelsorge in den Altenheimen und Krankenhäusern. "Menschliche Wärme und Zuwendung sind lebensnotwendig, damit die Seele nicht verdurstet", sagt Nachtrab.