Wie sinnvoll sind die gelben Bänder, die signalisieren, dass jemand seinen Obstbaum in der Feldflur zur Ernte freigibt? Eine Leserin aus Stetten hält dieses System für unpassend. Sie schlägt vor, es umzukehren: "Wer sein Obst selbst ernten will, macht ein rotes Band an den Baum."
Wer kennt nicht dieses Bild: Unter Apfelbäumen liegt herabgefallenes Obst. Dicht an dicht bedecken die Äpfel die Baumscheibe fast komplett - und verrotten nach und nach, weil sie keiner mehr abholt. Gerade heuer trugen die Apfelbäume reichlich. Selbst Apfelmost zu machen, ist aus der Mode gekommen. Früher war das anders: Da hatte jeder Bauer sein Mostfass im Keller und damit das ganze Jahr über preisgünstigen Apfelwein. "Heute will sich keiner mehr bücken", lautet der Spruch, der allenthalben beim Anblick verkommenden Obstes zu hören ist.
Bänderaktion seit 2020 in MSP
Doch es gibt Menschen, die würden gerne die Äpfel holen, wenn die Eigner kein Interesse daran haben. So entstand die Idee mit den gelben Bändern. von Maximilian Markert, Kreisfachberater Gartenbau und Landespflege am Landratsamt, berichtet: "Ursprünglich wurde die Aktion mit den gelben Bändern im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg durchgeführt. Der Landkreis Main-Spessart hat sich 2020 erstmals beteiligt. Die Obst- und Gartenbauvereine (OGV) können bei uns Bänder anfordern und bei sich im Ort beziehungsweise in der Flur die Bänder verteilen. Denn sie wissen am besten, welche Bäume nicht beerntet werden und wer Eigentümer ist."
Mit dem Ernteprojekt "Gelbes Band" gewann der Landkreis Esslingen den "Zu gut für die Tonne!"-Bundespreis in der Kategorie Landwirtschaft und Produktion und inspirierte viele weitere Gemeinden in ganz Deutschland, sich der Aktion anzuschließen.
Nächstes Jahr mehr Werbung machen
Ziel der Aktion ist, dass jeder an einem markierten Baum Obst in haushaltsüblichen Mengen ernten kann und das Obst nicht unnötig verrottet. Maximilian Markert hatte im August und September vermehrt Anrufe, in denen nach markierten Bäumen gefragt wurde. Er hat sich im Nachhinein überlegt, die Obst- und Gartenbauvereine, die sich an der Aktion beteiligen, im nächsten Jahr mehr in die Öffentlichkeit zu bringen, sodass ein „Erntewilliger“ auch weiß, wo er oder sie nach markierten Bäumen Ausschau halten kann.
Denn bisher wird das mit den gelben Bändern eher spärlich bis gar nicht umgesetzt. Rudi Pfaff, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Karlstadt, berichtet auf Nachfrage, vergangenes und dieses Jahr sei kein einziges Band bei ihm abgeholt worden. Die Stettener Leserin wundert das nicht: "Wer sich nicht um seine Bäume kümmert, macht sich nicht die Mühe, Bänder abzuholen und um die Bäume zu binden."
Markert betrachtet ihren Vorschlag mit den roten Bändern als umsetzbar: „Meiner Meinung nach signalisiert die Farbe Rot etwas Verbotenes oder Gefährliches. Ich würde assoziieren, dass ich von diesem Baum nicht ernten sollte. Das wäre dann tatsächlich etwas für die Eigentümer, die nicht wollen, dass ihr Obst geerntet wird.“
Es könnte rechtliche Probleme geben
Eine Karlburger Grundstückseigentümerin sieht im Gespräch den Vorschlag eher problematisch: Wer das mit den roten Bändern nicht wisse und versäume, würde möglicherweise seiner Ernte beraubt. Es könne nicht angehen, dass jeder sein Eigentum noch eigens kennzeichnen muss.
Markert berichtet noch etwas Kurioses: Er habe leider Meldungen bekommen, dass willkürlich Bänder entfernt und an Bäume gehängt wurden, an denen das Obst besser aussah. Hinterher beschwerten sich die Eigentümer zu recht, dass ihr Obst geerntet wurde. Dies sollte natürlich nicht geschehen. „Es war aber auch eher die Ausnahme“, so Markert.
Sieht bestimmt gut aus, wenn Flur mit roten Bändern dekoriert wird.
Macht CO2 technisch Sinn, wenn Millionen Bänder bestellt werden, die Menschen im Lande in den Nachbarort fahren die Bänder holen und dann zur Flur aufbrechen um ihre Bäume zu markieren.
Aber die Bänder sind aus Jute und die Menschen fahren selbstverständlich alle mit dem Lastenrad.
Oder vielleicht regenbogenfarbene?
Farben gibt es noch jede Menge.
Die Idee an sich ist gut, aber in der Praxis anscheinend nicht zielführend.