(abra) Die unterfränkische SPD und die Marktgemeinde Triefenstein trauern um Dr. Friedrich Cremer. Der ehemalige Landtagsabgeordnete, langjährige Bürgermeister und Arzt aus Lengfurt starb am Mittwoch im Alter von 90 Jahren.
Fritz Cremer wurde 1920 in Düsseldorf geboren, studierte in Köln und München Medizin und ließ sich nach Kriegsende in Lengfurt als Arzt nieder. Sein Leben stellte er in den Dienst seiner Mitmenschen.
Schon kurz nach dem Krieg betreute er Flüchtlinge im Kloster Triefenstein, kümmerte sich um Berliner Ferienkinder, richtete eine Schulspeisung ein und half vielen Hilfe Suchenden, die zu ihm in die Praxis kamen.
Engagement für Kuba
Sein bis ins Alter reichendes Engagement für Kuba brachte ihm die Freundschaft der heutigen Che-Guevara-Tochter Aleida March ein, die als Kinderärztin in dem sozialistischen Staat arbeitet.
Doch Cremer begrenzte seinen Einsatz nicht auf sein persönliches Umfeld; er engagierte sich zeitlebens in der Politik. Als Sohn eines Sozialdemokraten verteilte Cremer schon als Kind in der Weimarer Republik politische Flugblätter. Von 1960 bis 1978 war er Bürgermeister der damals selbstständigen Gemeinde Lengfurt, anschließend ein Jahr lang der neu geschaffenen Marktgemeinde Triefenstein. Danach gehörte er mit Unterbrechungen bis zu seinem 85. Lebensjahr weitere 19 Jahre dem Gemeinderat an. Viele SPD-Fraktionssitzungen fanden im Kaminzimmer „beim Fritz“ statt – bei einer guten Flasche Wein und eingehüllt in den Rauch kubanischer Zigarren.
14 Jahre im Landtag
Cremer führte viele Jahre die SPD-Verbände Main-Spessart und Unterfranken und war Fachmann für Sozial- und Gesundheitspolitik. Auf diesen Politikfeldern machte er sich im bayerischen Landtag einen Namen, in dem er ab 1966 insgesamt 14 Jahre lang saß. Zusammen 31 Jahre bestimmte Cremer die Lebensbedingungen der Bürger als Bezirks- und Kreisrat mit.
1979 sorgte Cremer deutschlandweit für Aufsehen: Unter dem Decknamen „Becker“ hatte der Sozialdemokrat über Jahre Kontakte zur Stasi in Ostberlin und belieferte sie mit Informationen aus höchsten SPD-Kreisen. Nach einem von westlichen Geheimdiensten aufgedeckten Treffen mit dem ostdeutschen Spionage-Chef Markus Wolf in Stockholm verbüßte Cremer eine 14-monatige Gefängnisstrafe. Cremer hat stets seine Unschuld beteuert.
Für Verdienste hoch geehrt
Für sein Lebenswerk wurde der Wiederbegründer der unterfränkischen Sozialdemokratie mit dem Bayerischen Verdienstorden und mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Cremers Frau Elisabeth starb bereits 2004. Das Ehepaar hat drei Kinder, von denen Sohn Jürgen 1983 die Praxis seines Vaters übernahm.