"Wir ham uns nicht weggeschmissen, aber wir haben ziemlich gelacht." So fasste der Himmelstadter Bürgermeister Herbert Hemmelmann den Auftritt der Couplet AG im Himmelstadter Kulturgarten zusammen. Damit ging der Spaß auch nach der Darbietung des Quartetts weiter, bei der sich rund 250 Gäste gut amüsiert hatten. Der Abend gehörte zum Programm der 1200-Jahr-Feier Himmelstadts.
Eigentlich hätten die Kastelruther Spatzen mit dem aus Himmelstadt stammenden Rüdiger Hemmelmann am Schlagzeug in einem Festzelt vor 1500 Menschen spielen sollen. Und eigentlich wäre das schon vor einem Jahr über die Bühne gegangen. Aber Corona machte einen Strich durch diese Rechnung. Mit dem Engagement der Couplet AG bewiesen die Organisatoren ein gutes Händchen im Umgang mit dieser Situation.
Zwar hat die AG in ihrem 30-jährigen Bestehen eine Vielzahl von Auszeichnungen eingeheimst, darunter auch solche mit dem Titel Kabarett, doch wurde die Band in Himmelstadt nie richtig scharfzüngig. Es blieb bei eher kleinen politischen Sticheleien. In ihrem Hit "Nehmen S ' an Alten" wird den Damen empfohlen, sich einen älteren Herrn zu angeln: "Der bleibt treu in Ewigkeit, wird immer treuer mit der Zeit." Sängerin Bianca Bachmann hielt dabei Bilder von Stoiber und Seehofer in die Höhe. Das war neben ein paar vorsichtigen Seitenhieben gegen die CSU fast schon alles an Parteipolitik.
Die "Arterhaltungsgesellschaft"
Die Couplet AG nimmt für sich nicht in Anspruch, politisches Kabarett zu machen. Eines ihrer Ziele ist es, die Tradition des Couplets, also des witzig-hintergründigen Lieds, zu erhalten. Das Kürzel AG steht daher auch nicht für Aktiengesellschaft, sondern für "Arterhaltungsgesellschaft".
Die Themen behandeln eher den alltäglichen Wahnsinn beziehungsweise dessen Auswüchse. So hatte das Publikum seinen Spaß beim Song über den "Eigen-Urin, gezapft vom Morgenstrahl". Der hilft überall, "sogar bei Schwindsucht und Haarausfall". Wenn Bianca Bachmann dann mit einer gelblichen Flüssigkeit gurgelt, nimmt sie die Zuhörer mit in die vermutlich wohlige Erfahrung dieser eigenwilligen Therapie.
Mit professioneller Bühnenpräsenz und schauspielerischem Talent ziehen sie und ihr Partner Jürgen Kirner, von dem auch die Texte stammen, ihr Publikum stets in ihren Bann. Hinter der Bühne muss das Quartett gut organisiert sein, gibt es doch fast für jeden Titel eine eigene Verkleidung. Mal kommen die beiden im Arztkittel, mal als Russen auf die Bühne.
Gerade bei den Russennummern, aber auch bei dem Lied über die Spielerfrauen, die selbstverständlich blond sind, werden Stereotype und Vorurteile reichlich bedient, das aber zugleich textlich gut aufbereitet: "Ich bin offen für Transfer, was will ein Spieler mehr." Die Pointe bei dieser Nummer: "Und kannst du gar nicht Fußball spiel'n, so ist das kein Malheur, Hauptsach', du bist Millionär, ich geb' mich für dich her."
Neben dem Frontduo Bachmann und Kirner bleiben Bernhard Gruber (Diatonisches Akkordeon) und Bernhard Filser (Gitarre) vorwiegend im Hintergrund für die instrumentale Begleitung zuständig. Von Gruber stammt die Musik. Er komponiert auch die Melodien für von Karl Valentin übernommene Texte. Filser ersetzt auf der Gitarre geschickt zugleich den Bass.
"Nicht geschimpft ist gelobt genug." Am Ende hätte Herbert Hemmelmann selbst gut ins Programm gepasst und dort den fränkischen Teil übernehmen können. Wie er es meinte, wusste das Publikum – ungefähr zur Hälfte Menschen aus Himmelstadt – richtig zu interpretieren: Ein rundum gelungener Abend.