
Das Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt ist im Ausnahmezustand. Die Gänge und die meisten Klassenzimmer sind so gut wie leer, seit dem 27. April werden nur die Absolventen der Abschlussklassen in geteilter Klassenstärke unterrichtet. Ab dem 11. Mai kommen die Schüler der 11. Jahrgangsstufe hinzu. Wann gibt es die Rückkehr zum normalen Schulalltag? Schulleiter Walter Fronczek zuckt mit den Schultern. "Wir fahren auf Sicht", sagt er und rechnet damit, dass zumindest die ersten Monate des kommenden Schuljahres von den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus geprägt sein werden.
Das bedeutet, die digitale Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern wird ein Bestandteil des Unterrichts bleiben. Damit diese gut funktioniert, hat die Schülermitverwaltung (SMV) des Gymnasiums eine Online-Umfrage durchgeführt. Die SMV wollte wissen, wie zufrieden die Mitschüler mit dem digitalen Unterricht sind und was verbessert werden kann. Von den knapp 800 Schülern des Karlstadter Gymnasiums haben sich mehr als die Hälfte an der Umfrage beteiligt.
In einem Pressegespräch im Beisein von Schulleiter Walter Fronczek stellten die Schülervertreter Niklas Nacci, Vincent Naujoks und Nele Reichert die Ergebnisse der Umfrage vor, die auch grafisch mit Balkendiagrammen und Tabellen gut aufbereitet worden ist. Das Fazit: Es klappt insgesamt recht gut. Das ist zumindest die überwiegende Meinung der Schüler, die sich an der Umfrage beteiligt haben. Das Lernen funktioniert.
Arbeitsaufwand ist hoch
Doch es gibt auch Anlass zur Kritik. Der Arbeitsaufwand sei hoch, monierten viele Schüler. Dies sei vor allem zu Beginn der Umstellung auf den Digitalen Unterricht so gewesen. Die Schüler wünschen sich, dass die Arbeitsaufträge entzerrt werden und nicht geballt am Anfang der Woche bei ihnen aufschlagen. Es sollten die regulären Unterrichtsstunden eingehalten werden und die Fachlehrer die Aufgaben den Schülern an den Tagen zusenden, an denen sie auch wirklich Unterricht in diesem Fach haben. Dies habe sich auch schon deutlich verbessert, meinen die Schülervertreter.
Als die besten Kommunikationsplattformen haben sich dem Ergebnis der Umfrage zufolge schul.cloud und die Lernplattform herausgestellt. Aufgeblüht sei in den letzten Tagen auch der Online-Unterricht mit Videokonferenz. Hier gebe es verschiedene Formen, die sich bewährt hätten. Wichtig ist für die Schüler, dass eine Interaktion möglich ist. Die Schüler sollen sich melden können und den Power-Point-Vortrag des Lehrers unterbrechen dürfen, wenn sie eine Frage haben.
Das läuft immer besser, meint auch Schulleiter Fronczek. Der Umgang mit der neuen Technik sei nicht nur für viele Schüler eine Herausforderung gewesen, sondern auch für viele Lehrer. Vor der Corona-Krise hätte sich nur ein kleiner Teil mit den technischen Möglichkeiten ausgekannt, jetzt hätten das die meisten gelernt, sagt er. Ihnen wurde von Kollegen geholfen, die fit in der Technik sind.
Aber es gibt auch einige Schüler, die bei der Online-Umfrage schlechte Noten vergeben haben, vielleicht auch deshalb, weil sie gar nicht über die technischen Möglichkeiten verfügen, an dem digitalen Unterricht teilzunehmen. Was ist beispielsweise, wenn in einer Familie gleich mehrere Schüler an Videokonferenzen teilnehmen sollen, der Haushalt aber nur über einen Computer verfügt?
Bei der technischen Ausstattung will die Schule helfen
Die Gefahr, dass auch gute Schüler auf der Strecke bleiben, ist daher gegeben. "Wir wollen alle Schüler mitnehmen", sagt Fronczek. So gehen die Lehrkräfte den Gründen nach, woran es liegt, wenn Schüler nicht an den vereinbarten Videokonferenzen teilnehmen. Fehlt die Ausstattung? Dann wird es Hilfen von der Schule geben, kündigte Fronczek an. Auf Noten wird in der Zeit des Digitalen Unterrichts verzichtet. Sollten Schüler auf der Kippe zur Übersetzung in die nächste Jahrgangsstufe stehen, werde das Gespräch mit den Eltern gesucht, um zu besprechen, was das beste für den Schüler ist.
Aber alles hat auch ein Gutes, dies trifft sogar auf den Corona-Virus zu. "Die Krise hat die Digitalisierung der Schule enorm vorangebracht", meint Schülersprecher Niklas Nacci. Und Fronczek glaubt, es werde bald normal sein, dass ein Schüler, der beispielsweise mit einem Beinbruch zuhause im Bett liegt, trotzdem über Video-Schaltung den Unterricht verfolgt. Der Unterricht werde von der Digitalisierung profitieren, auch wenn die Corona-Krise längst überwunden ist.