In den Sommerferien wurde im Innenhof der Grundschule Lohr an der Kaplan-Höfling-Straße ein mobiles Klassenzimmer aufgestellt, bestehend aus vier Modulen. Über dessen Nutzung und die aktuelle räumliche Situation der Schule hat sich am Mittwoch der Stadtratsausschuss für Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur von Rektor Wolfgang Schmitt informieren lassen.
"Wir hatten keinen Raum mehr übrig", begründete Schmitt die Containerlösung. Einer der Gründe sei die starke erste Jahrgangsstufe mit drei Klassen gewesen, denen der Abgang von nur zwei vierten Klassen gegenübergestanden habe. Deshalb sei jeder Raum belegt. Selbst im ehemaligen Kohlenkeller würden Kleingruppen wie die Deutsch-Sprachanfänger unterrichtet.
Im mobilen Klassenzimmer würden 20 Kinder beschult. Das sei keine große Klasse, rechtlich seien Klassen bis 28 Schüler möglich. Nach Schmitts Worten wollte die Schule diese Zahl nicht ausreizen, um für Neuzugänge während des Schuljahres einen Puffer zu haben.
20 Kinder sind Grenze
Zudem sollten die Kinder in der Deutsch-Klasse nach einem Jahr auf die Regelklassen verteilt werden. Die Grundschule sei dankbar, "dass wir den Container haben, aber bei 20 Kindern ist schon die Grenze erreicht". Laut Schmitt gibt es an der Lohrer Grundschule zurzeit 13 Klassen: elf Regelklassen, eine Deutsch-Klasse und eine sogenannte Fit-Klasse mit einem unterstützenden Angebot. Dazu kämen noch 120 Kinder, die aktuell in der Offenen Ganztagsschule betreut würden (siehe Hintergrund). Sie sei ein weiterer Grund für das Raumproblem.
Die Grundschule Lohr bezeichnete der Rektor als "bunte Schule". 56 Prozent der Kinder hätten einen Migrationshintergrund, sie kämen aus Flüchtlingsfamilien, aber auch aus Familien in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland. Das falle bei den Kindern gar nicht auf, der Schulalltag sei sehr harmonisch.
Für Lehrkräfte und Verwaltung sei die Beschäftigung mit Bescheinigungen und Bürokratie allerdings schwierig. Weil die Flüchtlingsberatung anderer Institutionen überlastet sei, kämen viele Familien mit Formularen, die sie nicht verstünden, in die Schule. Der Aufwand dafür habe deutlich zugenommen.
Rektor Schmitt denkt bereits ans nächste Schuljahr. Die Schule warte auf Zahlen des Einwohnermeldeamtes über die Erstklässler. Weil es auch noch "Korridorkinder" gibt, bei denen die Eltern entscheiden können, ob ihr Nachwuchs nächstes oder erst übernächstes Jahr zur Schule geht, rechnet Schmitt mit endgültigen Zahlen erst im Mai 2024.
Entspannung in einigen Jahren
Müssten wieder drei erste Klassen gebildet werden, bleibe das Raumproblem bestehen, da wieder nur zwei vierte Klassen die Schule verließen. Erst in den Jahren danach werde sich die Situation mit jeweils drei Abgangsklassen entspannen.
Gastschüler aus anderen Gemeinden gebe es an der Grundschule Lohr nicht, erfuhr Eric Schürr (Bürgerverein) von Carmen Bachmann, der zuständigen Sachbearbeiterin im Rathaus. Denn der Arbeitsplatz der Eltern am Schulort sei kein zwingender Grund laut Gesetz für ein Gastschulverhältnis.
Der stellvertretende Bauamtsleiter Bernd Kempf konnte Ernst Herr (CSU) einige Sorgen über den Container nehmen. Dieser sei dicht, die Anschlüsse stimmten und seien winterfest. Schallschutzpaneelen würden noch angebracht.
Herrs Mahnung, fürs nächste Schuljahr rechtzeitig an einen eventuell wieder nötigen Container zu denken, gab Kempf zurück: Bestellen müsse der Stadtrat. 2. Bürgermeister Dirk Rieb, der die Sitzung leitete, versicherte: "Wir werden so schnell reagieren, wie es nach den Zahlen möglich ist."
Sollte sogar ein weiterer Container nötig werden, was Marc Nötscher (SPD) ansprach, will Kempf "beim Standort genauer hinschauen, wenn es soweit ist". Abwegig ist diese Möglichkeit nicht, denn laut Carmen Bachmann stieg die Schülerzahl an der Grundschule Lohr in den letzten drei Jahren um zehn bis 15 Prozent. Aktuell würden 244 Kinder unterrichtet.
Kein Lehrermangel
Mit dem vorhandenen Container gibt es laut Rektor Schmitt keine Probleme: "Was ich von den Lehrkräften und Kindern gehört habe, ist alles in Ordnung." Petra Gryglewski (FW) erfuhr, dass es zurzeit keinen Mangel an Lehrkräften gibt, "es darf halt niemand krank werden". Zur Überbrückung könnten bei Lehrermangel in dreizügigen Jahrgängen die Schüler einer Klasse auf die beiden anderen verteilt werden.