Aus der Not geboren sind in Coronazeiten auch viele schöne Projekte. Eines davon hat der aus Rechtenbach stammende Musiker André Herteux initiiert. Er hat mit genau 110 Musikern aus 14 Nationen ein gemeinsames Video erstellt, dass man seit Ende April auf Youtube ansehen kann.
Herteux, Dozent für Gitarre und Sachdidaktik an der Hochschule für Musik in Nürnberg, hat dort als Hochschulprojekt mit seinen Studierenden bereits zu Beginn des ersten Lockdowns 2020 ein extra dafür von ihm komponiertes Stück namens "Connected" online eingespielt. "Alle saßen daheim, und es ging gar nichts. Da wollte ich meine Schüler wieder irgendwie zusammen bringen", berichtet Herteux. So kam die Idee, dass jeder seine (Gitarren-) Stimme zuhause einspielt und dann das Video an Herteux schickt.
Version für Zupfensemble
Diese verschiedenen Videos setzte Herteux in akribischer Einzelarbeit zu einem einzigen Orchester zusammen. "Dann habe ich die Komposition bei meinem Verlag eingereicht und die Inhaberin Maren Trekel war davon (und von dem Video) total begeistert. Von ihr kam auch die Idee, dass ich dieses Stück auch noch für ein Zupfensemble arrangieren könnte", so Herteux.
Gesagt, getan: Er arrangierte "Connected" für die klassische Besetzung eines Zupforchesters – Mandolinen, Mandolas und Kontrabass seien noch dazu gekommen. Einstudiert werden sollte es dann eigentlich von einem Zupforchester, aber da sei der dritte "Lockdown-Light" im November gekommen. Alles sei fertig gewesen, aber man habe nicht proben können. "Was tun?", fragten sich die Verlegerin und der Komponist und hatten eine weitreichende Idee: Sie boten das Stück "Connected" als Split-Screen-Projekt für alle interessierten Musiker und Musikerinnen an.
200 Anmeldungen in kurzer Zeit
"Wir wollten auch der Intention, verbunden zu sein, nochmal auf anderer Ebene gerecht werden", berichtet Herteux. Der Sturm der Begeisterung, der dann losbrach, geriet für Herteux und Trekel allerdings zu einer großen Überraschung. Denn aus der ganzen Welt meldeten sich interessierte Mandolinen-, Mandolen-, Gitarren- und Bass-Spieler und Spielerinnen, Amateure wie Profis, die an diesem Projekt teilnehmen wollten. "Da haben wir offensichtlich einen Nerv getroffen", sagt Herteux.
Innerhalb kürzester Zeit seien rund zweihundert Anmeldungen aus der ganzen Welt gekommen und sie hätten schnell "die Tore wieder schließen" müssen. Zum Schluss seien dann 110 Musiker aus vierzehn Nationen beteiligt gewesen: aus Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Mexiko, Niederlande, Norwegen, Österreich, Russland, Schweiz, Spanien und USA.
Lichtblick in Pandemiezeiten
Trekel und Herteux teilten sich die Arbeit, gemeinsame Online-Proben seien mit verbesserter Technik wieder möglich gewesen. "'United Mandolin & Guitar Orchestra' nannten wir dann das Projekt und am 24. April feierte ein berührendes Video Premiere, das mit großer Begeisterung in der Welt der Zupfinstrumente aufgenommen wurde."
Ein beeindruckendes, Hoffnung und Zuversicht spendendes Projekt, das für viele Musiker einen Lichtblick in der kulturarmen Pandemiezeit darstellte, zeigt sich Herteux begeistert. "Ich bin jedenfalls immer noch beeindruckt, wie viele Menschen bereit waren, daran mitzuwirken. Ohne sich zu kennen, hat man in diesen schwierigen Zeiten gemeinsam etwas geschaffen und ein Gefühl von Zusammengehörigkeit erlebt. Musik hat die Kraft, Menschen zu verbinden. Dies zu spüren, hat mich tief berührt."
Das Video gibt es unter https://www.youtube.com/watch?v=NEFju-5q_k4 zu sehen.