Die Historie des Männergesangvereins "Liederkranz" ist recht kurvenreich: Zum einen existierten anfangs zwei Gesangvereine und andererseits glaubte man sich knapp 80 Jahre lang viel jünger. Heute ist alles geordnet, der Verein kann auf eine 130-jährige Historie zurückblicken und man feiert am Wochenende, 26. und 27. Oktober, sein Jubiläumsfest. Dabei verzichtet der Jubilar auf großes Zeltgetöse und stellt vielmehr den Chorgesang in den Mittelpunkt.
Das Jubiläum gibt Anlass in den zweifelsohne interessanten Annalen zu blättern. Bis 1984 glaubten die Verantwortlichen an die Gründung des Männergesangvereins "Liederkranz" im Jahr 1904. An diesem Jahr ausgerichtet wurden auch die jeweiligen Jubiläumsfeste im zehnjährigen Turnus vom 50. bis zum 80. Geburtstag gefeiert. Doch dann trat eine entscheidende Wendung ein: Durch zwei Widmungen in Notenbüchern, die Ehrenvorstand Hans Ruß und Schriftführer Ferdinand Simon 1984 im Inventar des Schützenvereins aufstöberten, konnte das Geburtsjahr des Vereins neu bestimmt werden.
So widmete der "königlich bayerische Forstmeister Valentin Schmitt" dem hiesigen "Liederkranz" am 13. November 1889 eine kostbare Sammlung Liederbücher. In einem anderen Eintrag am selbigen Tag, widmete der gleiche Forstmann dem hiesigen "Gesangverein" ein "schätzbares Sangeswerk". Die Nachforschungen des damaligen Bürgermeisters Heinrich Müller und des Rektors Josef Handick bestätigten nicht nur das Geburtsdatum 1889, sondern auch die Existenz zweier Gesangvereine, dem "Liederkranz" und dem "Gesangverein".
Vereinsfahne ging verloren
Es wurde ermittelt, dass nach dem Ersten Weltkrieg die traditionelle kulturelle Arbeit fortgesetzt werden konnte, die jedoch zum Beginn des Zweiten Weltkriegs erneut jäh zum Erliegen kam. In den Wirren der Nachkriegszeit gingen nicht nur alle Aufzeichnungen und das Notenmaterial, sondern auch die wertvolle Vereinsfahne verloren. Durch Zufall wurde die Fahne von Ehrenmitglied Leo Schelbert in Wernfeld entdeckt und vom damaligen Bürgermeister Johann Knauf gegen Spirituosen zurück gekauft.
Nach Aufhebung der Vereinsbeschränkung im Jahr 1953 wurde die Verschmelzung des Männergesangvereins und des Liederkranzes in die Wege geleitet. Am 16. März 1953 wurde im Gasthaus Wenzel der "Männergesangverein Liederkranz" aus der Taufe gehoben.
In den Folgejahren entwickelte sich der Klangkörper und wuchs ständig. Schon kurze Zeit später konnte an der "Bettlersruh" das erste Waldfest gefeiert und die erste Elferratssitzung abgehalten werden. Der langjährige Dirigent Lehrer Wilhelm Pohly legte 1977 den Stab nieder, der junge Harald Hofbauer wurde sein Nachfolger und der Zuspruch am Chorgesang stieg. 1985 beschloss die Hauptversammlung, aufgrund des gefundenen Notenmaterials das Geburtsjahr des MGV auf 1889 festzulegen. 1988 übernahm Reiner Knöll für drei Jahre das Amt des Vorsitzenden und ein Jahr später Klaus Dannhardt den Dirigentenstab. Bereits 1992 veranstaltete der MGV seinen ersten Liederabend und 1993 wurde der noch heute amtierende Reiner Knöll zum Vorsitzenden gewählt.
TV-Auftritte und eigene CD
Ab 1995 ging es mit dem Männerchor stetig aufwärts und er engagierte sich in konzertanten Abenden, im TV für "Das Musikalische Ortsportrait", nahm die erste CD auf oder setzte einen Glanzpunkt bei der Burgsinner 1000-Jahrfeier. 2001 übernahm Harald Hofbauer erneut die Chorleitung und man begab sich erstmals in ein Trainingslager. Weitere konzertante Abende folgten und ein zweiter Tonträger wurde aufgenommen. Der Verein engagiert sich bei gesellschaftlichen Veranstaltungen wie an der Kirb, der Spessart-Waldweihnacht auf der Bayrischen Schanz oder an Weihnachtskonzerten und lud jährlich zu hochkarätig besetzten Liederabenden ein. Erstmals knüpfte man freundschaftliche Bande mit dem südtiroler Chor Pedraces/Alta Badia.
Leider musste 2015 der engagierte Dirigent Harald Hofbauer aus gesundheitlichen Gründen sein Amt aufgeben. Klaus Lorenz half die Zeit als "Interims-Chorleiter" zu überbrücken, bis 2018 das junge Dirigententalent Felix Zieseniß aus Bad Brückenau den Männerchor zu neuem Glanz führte. In der Regel präsentiert der weit über die Grenzen der Region bekannte Klangkörper sein Können bei bis zu jährlich sechs Liederabenden bei befreundeten Vereinen. In diesem Jahr zählte das erstmals durchgeführte musikalische Open-Air "Frühlingspicknick" im Park zum Highlight. Vorsitzender Reiner Knöll lenkt nun bereits 29 Jahre lang den Burgsinner Kulturträger mit seinen 100 Mitgliedern, von denen 30 im Männerchor aktiv singen.