Vor langer Zeit, als Briefe noch eine wichtige Rolle spielten, junge Leute sich zwar verliebten, das aber nicht ausleben durften, da sonst die Tugend - vor allem die der Frauen - darunter leiden könnte - schrieb Brandon Thomas den Schwank „Charleys Tante“. Das Stück erzählt, wie erfinderisch die männlichen, strebsamen Eroberer damals waren, wenn es darum ging, die Angebetete endlich einmal ohne Anstandsdame zu sehen.
In England des beginnenden 20. Jahrhunderts entstand diese Verwechslungskomödie, die seither ungezählte Male auf Bühnen aufgeführt und vielfach verfilmt wurde - und das mit großem Erfolg. Nun kam dieser Dauerbrenner auf die Bühne der Spessartgrotte. Helga Hartmann führt mit leichter Hand Regie, Andy Hartmann ist für die Technik verantwortlich. Die Bühne war ganz schlicht gehalten, mit einer langen Bank und einem mit Flaschen wohl bestückten Servierwagen.
Um die jungen Damen Kitty (Anja Becker) und Amy (Astrid Andresen) aus gutem Hause treffen zu können, erfinden die zwei Studenten Charley (Michel Schäfer) und Jack (Timo Dassinger) eine Anstandsdame - Charleys Tante. Der Gärtner des Anwesens und Laienschauspieler Brassett (Steve Walter) stellt auf Drängen der beiden jungen Männer und unterstützt von viel Whiskey die Tante dar. Er muss in die Kleider und das Dasein der echten, aber verspätet eintreffenden Tante, der Brasilianerin Donna Lucia schlüpfen und ist dabei schwer gefordert.
Der Gärtner nennt die jungen Damen Zuckerschneckchen, was die verliebten Studenten gar nicht toll finden. Als dann der Colonel, Jacks Vater (Theo Gündling), auftaucht, nimmt das Stück Fahrt auf. Es wird so heftig geflirtet und im Garten und auf der Bank verliebt geturtelt, dass es immer wieder zu Lachsalven im Publikum gab. Als dann die wirkliche Tante aus Brasilien (Iris Katzer) kommt, wird es immer skurriler und komischer.
Und doch: Nach knapp zwei Stunden findet der Schwank ein glückliches Ende, und das Publikum in der gut besuchten Spessartgrotte hatte einen vergnüglichen Abend erlebt.