Großer Sprung für Celine Brandt: Die 17-jährige Fußballerin aus Lohr hat den direkten Anschluss zum Profifußball auf Spitzenniveau geschafft.
Die junge Frau, die vor Jahren beim TSV Lohr mit dem Fußballspielen begann und seit 2011 in den Nachwuchsmannschaften des Bundesligisten USV Jena am Ball war, wechselte vor wenigen Tagen zum 1. FFC Frankfurt.
Beim aktuellen Championsleague-Sieger im Frauenfußball unterzeichnete Brandt einen Zweijahresvertrag. Die Nachwuchshoffnung wird zunächst in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kommen, jedoch die Gelegenheit haben, beim Training und vielleicht auch beim einen oder anderen Spiel an den vom Engländer Colin Bell trainierten Erstliga-Kader ranzuschnuppern. Dem gehören etliche aktuelle Nationalspielerinnen an, beispielsweise Simone Laudehr, Dzsenifer Marozsán oder Kerstin Garefrekes.
Seit zwei Wochen schon trainiert Brandt mit ihrer neuen Mannschaft. Wie ihr Vater Holger Brandt im Gespräch mit der Redaktion erklärt, kam der Wechsel zum erfolgreichsten deutschen Frauenfußballclub innerhalb weniger Tage zustande.
Seine Tochter, die schon seit zwei Jahren dem Kader der Nationalmannschaft ihrer Altersklasse angehört, habe seit dem vergangenen Winter mit einem Wechsel geliebäugelt. In Jena sei die Entwicklung nicht so wie erwartet, beziehungsweise wie in Aussicht gestellt vorangegangen, erklärt Brandt.
Auf der Suche nach einem neuen Verein habe zunächst vieles auf den Bundesligisten 1. FC Köln hingedeutet. Doch dort habe man Celine keinen Platz im Sportinternat anbieten können, weil alle Plätze von Jungs belegt gewesen seien.
Nach einer Anfrage in Frankfurt sei dann alles blitzschnell gegangen. Die Verantwortlichen des Vorzeigeclubs hätten großes Interesse an einem Wechsel bekundet. Die Brandts erfuhren, dass der Club Celine schon seit zwei Jahren beobachtet hat.
Weil es jedoch zur Philosophie des Vereins gehöre, nicht aktiv Nachwuchsspielerinnen von Ligakonkurrenten abzuwerben, hab es keine Wechselinitiative der Frankfurter gegeben, so Holger Brandt.
Schnelle Einigung
Umso schneller ging es dann, als die Brandts selbst die Initiative ergriffen. „Die waren Feuer und Flamme“, schildert Brandt seinen Eindruck vom Gespräch über einen möglichen Wechsel Celines in die Hessenmetropole.
Schnell war der Vertrag ausgehandelt, der Celine nicht nur eine Vergütung ihrer fußballerischen Leistungen sichert, sondern parallel dazu weiterhin den Besuch eines Sportinternates.
Holger Brandt zeigt sich ausgesprochen angetan von der Nachwuchsarbeit und dem Konzept des Frankfurter Vereins, und auch von der Perspektive, die damit verbunden ist. Der Wechsel sei für seine Tochter definitiv der nächste Schritt auf dem angestrebten Weg hin zum Profifußball.
Noch wenige Tage nur wohnt Celine Brandt nun in Lohr, fährt täglich zum Training nach Frankfurt. Anfang September jedoch wird sie ins „Haus der Athleten“, den hessischen Olympiastützpunkt an der Otto-Fleck-Schneise, ziehen, wo sie unter Sportlern verschiedenster Disziplinen einen von 32 Internatsplätzen erhält. Neben der sportlichen Weiterentwicklung peilt Brandt an der Carl-von-Weinberg-Schule, der „Eliteschule des Sports“, binnen zwei Jahren das Abitur an.
Angebot für Stipendium in USA
Wie es danach weitergeht, bleibt nach Aussage von Holger Brandt abzuwarten. Einerseits ist es natürlich das große Ziel, den Anschluss an die Profimannschaft des neuen Clubs zu finden.
Andererseits hat Celine Brandt schon jetzt ein verlockendes Angebot für die Zeit nach dem Abitur in der Tasche: Ihr wurde ein Stipendium für eine US-Hochschule angeboten, das ihr neben einem kostenfreien Studium mitsamt gestellter Wohnung auch den Einstieg in die höchste US-amerikanische Hochschul-Liga ermöglichen würde.
Doch vorerst gilt es für Celine Brandt, in Frankfurt den nächsten Schritt auf der fußballerischen Karriereleiter zu schaffen. Das erste Ziel der Mittelfeldspielerin ist es, sich in der mit Nachwuchsnationalspielerinnen gespickten Reservemannschaft des FFC Frankfurt zu etablieren.
Ihren ersten Einsatz hatte sie vor wenigen Tagen bei einem Testspiel in Jossa, wo sie sich gleich mit einem Tor einfügte.
Seit dem 13. Lebensjahr bestimmt der Fußball schon ihren Lebensrhythmus, lässt zwischen Training und Schule kaum Raum für anderes.
Der Wechsel nach Frankfurt biete diesbezüglich den Vorteil, dass Celine nun wieder etwas näher an ihre Familienbasis in Lohr herangerückt sei, sagt Holger Brandt. Während der Zeit im deutlich ferneren Jena habe seine Tochter über Jahre hinweg weitgehend auf Familienleben verzichten müssen.
Reichlich Termine, die sie von der Heimat fernhalten, wird Celine Brandt freilich auch in Zukunft haben. Vor wenigen Tagen beispielsweise trainierte sie erstmals mit der U18-Hessenauswahl.