
Wenn 530 Besucher höchst zufrieden die Stadthalle verlassen, die Stars nach der Show noch lange Autogramme geben und sich publikumsnah präsentieren, dann muss ein außergewöhnlicher Abend in Lohr stattgefunden haben: Die Country-Legende Johnny Cash lebte in Lohr wieder auf.
Punkt 19 Uhr beginnt eine zweistündige Rückblende durch das mehr als 50-jährige Schaffen des 2003 verstorbenen amerikanischen Songwriters. Von Beginn an sind die Zuschauer der ausverkauften Stadthalle – wenn auch ohne Empore – mit dabei, feiern unvergessliche Hits wie "I walk the line" oder "Ring of Fire".
Stimme identisch imitiert
Im Mittelpunkt der Show, die an das Konzert und an das gleichnamige Live-Album "At San Quentin" von 1969 angelehnt ist, steht der US-Musiker Robert Tyson. Nicht nur gesanglich gelingt es dem Sänger Cashs tiefen Bassbariton nahezu identisch zu imitieren. Auch Mimik, Bewegungen und Ansagen sind Cash Eins zu Eins nachempfunden.
Natürlich ist die große Liebe und musikalische Wegbegleiterin an Cashs Seite nicht wegzudenken: June Carter-Cash, gesungen von der Sängerin Valeska Kunath aus Coburg, brilliert als kongeniale Gesangspartnerin. Mit einer Autoharp aus den 60er Jahren spielt sie Nummern aus dem Fundus der legendären Carter Family, wie "Wildwood Flower".
Mit den nachgeahmten, liebevollen kurzen Dialogen zwischen den Liedern, gelingt es Tyson und Kunath vortrefflich, diese einzigartige Symbiose des Ehepaares darzustellen. "I think I go to Jackson now", kündigt Kunath, alias June Carter-Cash, den Klassiker "Jackson" an. Tyson begeistert in seiner Cash-Verkörperung auch mit Lokalkolorit: "It's a fine town here in Lohr am Main."
Die, auch damals im Original, statisch agierende Begleitband "The Tennessee Three" um die Dresdner Stephan Ckoehler, Brenny Brenner und Tobias Fuchs kann neben hervorragenden Gesangseinlagen auch mit Solos an ihren Instrumenten überzeugen.
Der Australier Josh Angus mimt beeindruckend Carl Perkins, der Cash über viele Jahre bei Konzerten begleitete. Mit den späteren Aufnahmen von Cash, die auf den American Recordings-Alben ab Mitte der 90er Jahre erschienen, widmet sich Tyson auch dieser Comeback-Phase des Countrystars. "The men comes around" und vor allem das emotionale "Hurt", eines seiner letzten Lieder, werden im Soloteil zu einem Höhepunkt des Konzertes.
Der Tenor der Zuschauer, einem denkwürdigen Abend beigewohnt zu haben, fiel gleichermaßen aus: Bettina Walch aus Lohr schwärmte von einem "Höhepunkt für die Stadthalle." "Richtig Gänsehaut" hatte Peter Bukor. Rolf Wenzel zeigte sich von der Stilechtheit begeistert.
Der Texaner James Johnson, der seit fünf Jahren in Lohr lebt, wuchs mit Cashs Musik als Kind in seiner Heimat auf. "Meine Oma hatte hunderte Platten", so der 51-Jährige, "und die Johnny Cash Show war Pflichtprogramm im Fernsehen." Die Aufführung der Cashbags fand Johnson "einfach unglaublich gut."