2100 Kilometer hat das Carsharing-Auto auf dem Tacho, das in Karlstadt seit Anfang November ausgeliehen werden kann. Davon gehen 1450 Kilometer auf das Konto von städtischen Bediensteten. 650 Kilometer sind Privatleute gefahren. Unter der Woche ist der vollelektrische VW ID.4 tagsüber für die Stadt reserviert. An den Wochenende beziehungsweise außerhalb der städtischen Arbeitszeiten kann jeder das Auto ausleihen – ohne vorher irgendwo den Autoschlüssel abholen zu müssen.
Wer mitmachen will, lädt eine App aufs Mobiltelefon. Der Link zu dieser App namens MOQO findet sich auf der Homepage der Energie. Achtung: Es ist nicht die, die unter "Registrierung" zu finden ist, sondern die weiter unten unter "So einfach funktioniert das mit den E-Carsharing-Fahrzeugen der Energie".
Die einmalige Registrierung kostet 5,90 Euro. Dabei muss auch die Führerscheinnummer angegeben werden. Die Fahrerlaubnis muss mindestens seit einem Jahr bestehen. Nach der Registrierung lässt sich auf dem Handy sofort nachschauen, wann das Auto frei ist. Außerdem wird der Ladestand der Batterie angezeigt. Sobald der Führerschein verifiziert ist, kann gebucht werden. Vor Ort lässt sich das Auto mit dem Smartphone öffnen. Der Schlüssel findet sich dann im Handschuhfach.
Helmut Kirch hat das eigene Auto verkauft
Einer, der den Wagen schon mehrmals genutzt hat, ist der Karlstadter Helmut Kirch. Er schwärmt: "Ich finde es intuitiv und einfach, wie sich das alles von der Buchung bis zur Bezahlung über die App managen lässt." Einmal ist er zu einem Gans-Essen nach Hafenlohr gefahren, ein anders Mal zu Verwandten nach Laudenbach und das dritte Mal zu Bekannten in Hausen bei Steinfeld. Für den vergangenen Freitag 16 Uhr hatte er es wieder reserviert. Sein eigenes Auto hat er im Oktober verkauft.
Toll findet er, dass das Fahrzeug unabhängig von irgendwelchen Öffnungszeiten zu haben ist und lobt: "Ich finde es richtungsweisend, dass die Energieversorgung und die Stadt Karlstadt das Auto der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, wenn es nicht im Dienst benötigt wird." Er will häufiger davon Gebrauch machen. Die Energie hat das Fahrzeug geleast und mit der Stadt einen Vertrag geschlossen.
Bisher nur positive Bewertungen
Bei der Stadt steht der Wagen allen zur Verfügung – vom Sachbearbeiter bis zum Bürgermeister. Beispielsweise wird damit Post geholt und ausgefahren. Ein klassischer Nutzer ist die Bauabteilung. Die Tiefbauer allerdings machen davon weniger Gebrauch. "Die haben doch öfter mal recht schmutzige Baustellen und Gerätschaften mitzunehmen", berichtet Jan Binner von der Stadtverwaltung. Das Reinigen übernimmt wie bei den anderen Dienstfahrzeugen der Hausmeister. Auch Privatnutzer zahlen fürs Reinigen kein extra Entgelt, sofern sie das Auto nicht unverhältnismäßig verschmutzen.
Seit Mitte Dezember hat es einen festen Platz mit einer Ladesäule direkt vor dem neuen Rathaus. Dort ist es nach der Fahrt wieder aufzuladen. Falls ein Laden an einer anderen Säule als bei der Energieversorgung nötig ist, so findet sich dafür im Handschuhfach eine eigene Ladekarte.
Eine gewisse Lücke ist noch, dass das Auto zu Beginn der Ausleihzeit nicht voll geladen sein könnte, räumt Julian Heinz ein, der für die Energie das Carsharing betreut. Bisher hat es aber offenbar noch nie Probleme wegen zu geringer Ladung gegeben. Die Strecken der Stadtverwaltung sind kurz. 38 Kilometer war die bisher längste Fahrt. Und die anonymen Bewertungen der Ausleiher waren bisher durchweg positiv.
Lohr folgt bald dem Beispiel Karlstadts
Warum wurde für das Projekt ein SUV ausgewählt? Stefan Schinagl von der Energie sagt, man habe neue Technik und ein größeres Auto gewollt, also einen Fünfsitzer. In Lohr wurde, ebenfalls in Zusammenarbeit von Stadt und Energieversorgung, dasselbe Fahrzeug beschafft. Dort ist die Ausleihe für alle jedoch noch nicht möglich, soll aber kommen, sobald die Ladestation errichtet ist.
Bei diesen beiden Autos soll es nicht bleiben. Es werde über eines für Veitshöchheim – den weiteren Standort der Energieversorgung – nachgedacht. Dort komme der viersitzige Elektro-VW-Up infrage, weil sich die Ausleiher vermutlich öfter in den Würzburger Stadtverkehr begeben würden. Und vielleicht werden auch an den anderen Standorten zusätzlich kleinere Fahrzeuge bereitgestellt.
Übrigens: Schon im August 2016 hatte die Energie für zwei Jahre zusammen mit dem Autohaus Grampp eine Auto-Ausleihe mit drei geleasten Elektro-Golf gestartet. Damals sei es weniger um echte Nutzung gegangen, sondern mehr darum, E-Mobilität bekannt zu machen, erklärt Schinagl.