
Im Rahmen des Themas Frauengesundheit lud die VHS-Lohr in die Alte Turnhalle zum Vortrag "Burnout und Depression, warum Frauen anders betroffen sind" ein. Simona Kralik, Oberärztin im Bezirkskrankenhaus und ärztliche Leitung der Leitstelle des Krisennetzwerkes Unterfranken, gab Einblicke in das Krankheitsbild und ging besonders auf die Unterschiede bei Mann und Frau ein.
Burnout sei keine medizinische Erkrankung. Genau genommen bezeichne er eine emotionale Erschöpfung und ein reduziertes Engagement. Die Ursachen fußten meist auf hoher Belastung, anhaltender Unzufriedenheit sowie dem Gefühl der Machtlosigkeit. Bei Frauen erhöhe sich das Risiko durch die Mehrfachbelastung Beruf, Familie und Haushalt. Außerdem, so Kralik, seien Frauen emotionsorientiert. Fehlende Anerkennung, Benachteiligung in der Arbeitswelt sowie die Zurückstellung von eigenen Bedürfnissen förderten die Erschöpfung. Betroffene könnten durch Änderung in der Lebensweise den Burnout abwenden.
Bei anhaltender Belastung könne der Burnout zur Depression führen. Aber auch andere Faktoren könnten Auslöser einer Depression sein. Unter anderem Arbeitslosigkeit, fehlende Wertschätzung und soziale Isolation.
Depression als mögliche Folge
Von Depressionen und Angststörungen seien Frauen doppelt so oft betroffen wie Männer. Auch unterschieden sich die Symptome bei den Geschlechtern. Während Männer vermehrt in Aggressivität und Wut verfielen, mache sich bei Frauen Energieverlust, Müdigkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, motorische und kognitive Verlangsamung bemerkbar. Männer neigten dabei zu Alkohol, Nikotin und Drogen und agierten in Feindseligkeit und unkontrollierten Handlungen sowie in antisozialem Verhalten. Frauen litten hingegen unter Ängstlichkeit mit Nervosität und/oder Panik sowie unter körperlichen Beschwerden.
Ursachen für den Geschlechterunterschied, so Kralik, lägen in genetischen und hormonellen Einflüssen sowie auch im Empfinden von Belastungen und deren Bewältigungsstrategien. Depressionen begünstigten das Auftreten von Herzinfarkt und Schlaganfall, wobei bei Männern mit Depression das Risiko um 40 Prozent häufiger sei. Bei Frauen erhöhe sich das Risiko um 65 Prozent.
"Zur Überwindung einer Depression sind Psychopharmaka alleine oft nicht ausreichend", sagte Kralik. Es bräuchte Interventionen, die schädliche Verhaltensweisen beeinflussen und aber auch Frauen im Rollenwechsel unterstützen.
Depressivität habe viele Gesichter und bedürfe einer medizinischen Behandlung. Wir stünden vor dem Problem, dass es zu wenig Ärzte gibt, so Kralik. Es gebe Wartezeiten bis zu einem halben Jahr auf einen Facharzt. Bis dorthin könne der Hausarzt die Behandlung übernehmen. Im Notfall könne man sich auch direkt an das Bezirkskrankenhaus wenden. Für psychische Probleme stehe täglich rund um die Uhr der Krisendienst kostenlos zur Verfügung. (Tel. 0800 655 3000). Dort erhalte man telefonische Beratung (auch gedolmetscht), Vermittlung in ambulante Krisenhilfe, einen mobilen Einsatz am Ort der Krise oder Vermittlung in stationäre Krisenbehandlung.