Archäologie kann so spannend sein, wie die Aufklärung von Verbrechen in einem guten Krimi. Das war eine der Erkennnisse, die der Archäologe Harald Rosmanitz im Sitzungssaal des Rathauses in Partenstein rund 50 Zuhörern vermittelte. Viele hatten selbst an den Ausgrabungen der letzten Jahre teilgenommen.
Etwa seit der Mitte des 17. Jahrhunderts diente die verlassene Burg oberhalb des Dorfes als Steinbruch. Nach und nach verschwand fast alles, was von ihr übrig war – bis auf einen kleinen Mauerrest. Vom einstigen Aussehen konnte man sich nur noch durch einen Kupferstich aus dem „Politischen Schatzkästlein“ von Daniel Meisner ein Bild machen Dieses Werk vereint in zwei Bänden die Ansichten zahlreicher Städte, Schlösser und Burgen in ganz Europa.
Den Vordergrund bildeten illustrierte Sprichwörter und Redensarten mit gereimten lateinischen und deutschen Kommentaren. Auch der sogenannte „Willigis-Stich“ mit der ältesten genaueren Ansicht der Stadt Lohr stammt aus diesem Werk.
Es bestand aber immer ein leiser Zweifel, ob die Ansicht von „Bartenstein“ (im lateinischen Begleittext „Bartensteinium“) wirklich die Burg Partenstein über dem Lohrtal darstellen sollte. Die Grabungen der letzten Jahre haben jedoch die Fundamente von sechs markanten Gebäudeteilen auf dem Stich zutage gebracht, darunter den Burgfried, das äußere Tor und zwei Türmchen, von denen eines als Treppenturm diente.
Interessante Toranlage
Besonders interessant ist die Toranlage. Gefunden wurde nicht nur das Pflaster, sondern auf der einen Seite auch der Angelstein, in dem sich die Türangel drehte, auf der anderen Seite das Lager in der Mauer, in das sich der schwere Riegelbalken zurück schieben ließ, wenn das Burgtor geöffnet wurde.
Inzwischen lässt sich die Baugeschichte der Burg recht gut rekonstruieren: Die erste Bauphase ist in die Zeit um 1220 zu datieren. Die Anlage bestand hauptsächlich aus einem Wohnturm und einem ummauerten Hof. Dieser Typ findet sich im Spessart auch bei anderen Burgen. Die einfache Anlage wurde im Lauf der nächsten Jahrzehnte erweitert und verstärkt. Immer wieder stießen die Ausgräber auf die Spuren von An- und Umbauten.
Am 3. Juli 1333 starb Graf Ludwig V. von Rieneck-Rothenfels. Damit begann im Zug der Erbauseinandersetzungen eine ganze Kette von Kriegen, in die neben den Herren von Hanau auch die Herren von Hohenlohe und das Erzstift Mainz verwickelt waren.
Schicksalsjahr 1333
In dieses Jahr, das Rosmanitz als schicksalhaft für den Spessart bezeichnete, fiel nicht nur die Verleihung der Gelnhäuser Stadtrechte für die Stadt Lohr, sondern auch die Zerstörung des Rienecker Klosters Elisabethzell.
Brandspuren, Armbrust-Geschosse und andere Teile von Kriegsgerät sowie aufgebrochene Schlösser von Truhen geben Zeugnis von dem, was sich auch auf der Burg Bartenstein abgespielt haben muss.
Nach dem Ende der Auseinandersetzungen mussten sich die Rienecker und nach deren Aussterben 1559 die Mainzer Kurfürsten als Rechtsnachfolger die Herrschaft auf der Burg und im Dorf mit den Herren von Hanau teilen. Das hatte eine deutliche Vergrößerung der Burganlage zur Folge.
Auf Burg Bartenstein wurden nicht nur viele Glasscherben gefunden, was an sich nicht besonders bemerkenswert wäre, sondern auch Teile von Glasschmelzöfen. Das lässt darauf schließen, dass die Burg eine wichtige Rolle für die Glasmacherei im Spessart spielte. Die Grafen von Rieneck waren Schirmherren der Glasmacher in und um den Spessart und bezogen daraus sicher auch Einkünfte.
Aus den Funden auf der Burg zieht Harald Rosmanitz den Schluss, dass dort die Zulieferung von Rohstoffen und der Abtransport von Glaswaren kontrolliert und vermutlich auch besteuert wurde. Das galt wohl auch für Scherben, die ja wieder eingeschmolzen werden konnten.
Das Leben auf der Burg lässt sich aus über 1000 Einzelobjekten aus dem Alltagsleben rekonstruieren. Sie geben auch wertvolle Hinweise auf Handelsverbindungen. Da vor allem bei Metallgegenständen die Korrosion rasch voranschreitet, ist es wichtig, diese Funde rasch zu erfassen, zu registrieren und zu dokumentieren.
Demnächst gehen die Ausgrabungen weiter und nicht nur Rosmanitz, sondern auch die vielen freiwilligen Helfer sind gespannt, welche neuen Überraschungen dabei möglicherweise zutage treten.