Zum Sturm aufs Rathaus zogen am Samstagmorgen Abordnungen sämtlicher Faschingsvereine Lohrs trotz großer Kälte durch die Altstadt. Die etwa 150 Faschingsnarren versammelten sich im Rathaussaal, um während der nächsten Tage die Herrschaft zu übernehmen. In Vertretung für Mario Paul, der an diesem Tag seinen vierzigsten Geburtstag feierte, empfing zweite Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis die Narrenschar.
Als „graue Maus mit spitze Öhrle“ begrüßte sie die Mopper, denen sie den riesigen Rathausschlüssel nicht ganz ohne Gegenleistung überließ: Erst musste mit großem Einsatz ein zu ihrem Kostüm passendes Stimmungslied gesungen werden: „Da möchste mal ä Mäusle sein“. Ruth Steger, die dritte Bürgermeisterin, unterstützte das närrische Publikum mit großem Einsatz.
Dann erst nahm durfte Thomas Schwab, Präsident des RCV (Rodenbacher Carnevals Verein), den Schlüssel in Empfang nehmen. Er feierte an diesem Tag ebenfalls Geburtstag und wurde mit Ständchen sowie mit dem „Kuschelmäusle“ der „Rathausmaus“ Kohnle-Weis als Geschenk bedacht. Den überdimensionierten Schlüssel bedachte er mit den Worten „Kein Wunder, dass die in der Stadthalle jetzt so eine moderne Schließanlage brauchen“. Als jüngster Büttenredner trat Luca Wiesner an.
Eine „Sechs“ für die Skupltur
Nach pfiffigen Späßen über den Familienalltag und „unbemannte Raumschiffe“ stellte er seine Bastelarbeit aus der Schule vor, die mit einer „Sechs“ benotet worden war: Eine Schneewittchenfigur aus Pappmaché, ähnlich dem Siegermodell des Lohrer Kunstpreises. Seinen Eltern sei geraten worden, mit ihm zum Psychiater zu gehen. Weiter ging es mit einem fetzigen Rock'n'Roll der KCW-Garde, an den sich die erste Schunkelrunde anschloss. Thomas Schwab und Josef Emrich nahmen beim „Eulengezwitscher“ ebenfalls Peter Wittstadts Schneewittchenskulptur aufs Korn, indem sie sich die Reaktion auf die „Touristenattraktion“ ausmalten. „Und leider hält Bronze ewig“, war das Resumee des Duos, das erkältungsbedingt ohne Sängerin auskommen musste.
Für einen Höhepunkt sorgte die Büttenrede von „Herbert und Renate“ (Kurt Völker und Anita Hilpert), einem sich ständig kabbelnden Ehepaar. Nach einigen Späßen über das Thema Mann und Frau, griff Herbert zu Künstlerkittel und Badekappe und gestaltete Renate mit unverkennbarer Wittstadt-Rhetorik zu einem Schneewittchen-ähnlichen Objekt. Nachdem jedoch grüne Mütze und weißer Bart hinzukamen, war klar, dass es sich nur um einen Zwerg handeln konnte, durch den der Künstler Herbert zwei Fliegen mit einer Klappe schlug: „Damit bin ich meine Geldsorgen los und Dich gleich mit dazu.“ Die Garde der Edelmannsköpf fand im überfüllten Saal gerade noch Platz zum Tanzen.
Spontan überraschte der Mopper-Elferrat mit einem Schneewittchenlied das Publikum. Aus „Freude schöner Götterfunken“ (Musik von Beethoven, Text von Friedrich Schiller) wurde: „Freunde schöner Kunstfiguren, Stadträt' aus Begeisterung, kauften Wittstadts Bronzemonster, warfen unseren Haushalt um ...“ Mit einer ausgelassenen Polonaise durch den Saal endete der Rathaussturm.