Mit der Bundestagsabgeordneten Lisa Badum (Bündnis 90/ Die Grünen) hat der Kreisverband der Grünen eine ausgesprochene Fachfrau für die anstehende Wärmewende in die Alte Turnhalle nach Lohr geholt. Sie selbst bezeichnet sich als "Bayerische Klimabeauftragte", denn sie ist die einzige Vertreterin Bayerns im Klimaausschuss. Und das ist ihr wichtig, denn die bayerische Situation sei nun mal speziell. Was das genau heißt, zeigte sie in ihrem Vortrag auf.
Zu dem hätte sich die Bezirksrätin und Vorsitzende des Lohrer Ortsvereins von Bündnis 90/ Die Grünen, Bärbel Imhof, mehr Zuhörer gewünscht. "Das ist ein Thema, das alle Bürgerinnen und Bürger interessieren sollte", sagte sie zur Einführung und tatsächlich, Lisa Badum zeigte auf, wie entscheidend der Umbau der Wärmeerzeugung in den Kommunen für die Energiewende ist.
Bis 2050 klimaneutral werden
Ausgangspunkt war die Idee, dass Deutschland nach einer Vorgabe der EU bis 2050 klimaneutral werden muss. Doch nicht nur Deutschland, sondern alle Mitglieder der EU haben sich beim "Green Deal" zu diesem Vorgehen bekannt und müssen entsprechende Maßnahmen angehen. Wichtigstes Anliegen von Lisa Badum: "Wir müssen zeigen, dass es im Alltag funktioniert".
Um überhaupt einen Überblick über die verfügbaren Wärmegewinnungsmöglichkeiten zu bekommen, müssen Kommunen über 100.000 Einwohner bis 2026, alle darunter bis 2028, eine Wärmeleitplanung erstellen. Darin ist dann genau geregelt, welche Wohngebiete an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden können, welche im "dezentralen Gebiet" liegen und wo mögliche Wasserstoffnetzgebiete aufgebaut werden können. Alle anderen Gebiete sind dann Prüfgebiete, bei denen man noch genauer hinschauen muss.
Der Stadt Lohr, so erfuhr sie im Gespräch mit Bürgermeister Mario Paul, ergeht es im Moment wie vielen anderen Kommunen in Bayern auch. Sie haben noch keinen Förderantrag zur Erstellung der Wärmeleitplanung gestellt, weil die Frist für die Bezuschussung abgelaufen war. Andere Bundesländer, so die Kritik der Bundestagsabgeordneten, seien da schon wesentlich weiter. Derzeit bemüht man sich zusammen mit der bayerischen Staatsregierung eine weitere Förderung aufzulegen. Doch das müsse schnell gehen, denn die Vorgaben sollen ja auch umgesetzt werden können.
Licht ins Dunkel bringen
Badum ging auch auf das Gebäudeenergiegesetz ein, das seit Januar 2024 bei jedem Neubau eines Hauses eine Heizung mit 65 Prozent erneuerbarer Energie verlangt. Es mache keinen Sinn, im Sommer fossile Brennstoffe zu verwenden, wenn die Sonne praktisch zum Nulltarif Energie liefert, verteidigte sie das Ansinnen des Gesetzes. Zudem sollen auch die Heizungen in Altbauten nach und nach durch erneuerbare Alternativen ersetzt werden, eine Anschlusspflicht an ein Nahwärmenetz gibt es in Bayern jedoch noch nicht. Doch ein Nahwärmenetz lasse die Wertschöpfung in der Region, ging die Bundestagsabgeordnete auch auf finanzielle Aspekte ein.
Wie gut ihre Aussagen aufgenommen wurden, zeigte sich in der anschließenden Diskussion, die auch ihr viele Tipps für die Arbeit in Berlin brachte. Viele Leute mit Praxiserfahrung hatten sich unter die Zuhörer gemischt und das tat der Diskussion sichtlich gut. Doch auch die Ausführungen von Lisa Badum hinterließen bei den Zuhörerinnen und Zuhörern Eindruck und manch krause Stirn zu Beginn der Veranstaltung lockerte sich, denn ihre Aussagen brachten etwas mehr Klarheit zur Wärmeleitplanung in Lohr und darüber hinaus.