Ist Lohr jugend(un)freundlich? Gibt es genug Angebote für Jugendliche oder allzu oft nur Ankündigungen, aus denen dann nichts wird? Zu diesen Fragen sah sich Bürgermeister Mario Paul nun einmal mehr zu einer Positionierung veranlasst. In der Sitzung des Stadtratsausschusses für Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur zählte er die ganze Palette dessen auf, was in Lohr für Kinder und Jugendliche geboten ist.
Hintergrund: Seit im vergangenen September mutmaßlich ein 14-Jähriger auf dem Nägelsee-Schulgelände einen Gleichaltrigen erschossen hat, ist das Thema Jugend in Lohr stärker in den Fokus gerückt. Nicht zuletzt nach einer Diskussionsrunde in der Stadthalle hatte Paul Ende 2023 ein Maßnahmenpaket angekündigt. Es beinhaltete neben einem neuen Jugendraum und der Sanierung des Skaterplatzes auch die Schaffung einer neuen Stelle in der Jugendarbeit. Mittlerweile ist der Jugendraum wieder vom Tisch, die Skaterplatz-Sanierung auf Eis gelegt. Auf die ausgeschriebene Stelle in der Jugendarbeit hat sich niemand beworben.
Reaktion auf Diskussion
Vor wenigen Tagen waren in der Fernsehsendung "quer" des Bayerischen Rundfunks Stimmen laut geworden, wonach in Lohr für Jugendliche kaum etwas geboten und auf Versprechungen kein Handeln gefolgt sei. Es folgten eine rege Diskussion in Internetforen sowie Medienberichte, auch unter Beteiligung Pauls.
Wie er nun sagte, wurde bislang nicht ausreichend dargestellt, was in Lohr für die Jugend geboten ist. Deswegen listete Paul in der Sitzung alle Angebote auf: von der "lückenlosen Kinderbetreuung" in Kitas und Schulen über das Jugendzentrum, die Musikschule, das Freibad, diverse Veranstaltungen, wie das Jugendliteraturfestival und die Vielzahl der Spielplätze bis hin zu Musikschule und Stadtbibliothek. Nicht zu vergessen Vereine, Kirchen und sonstige Organisationen.
Welches Image will die Stadt?
Der Bürgermeister sprach von "weit über 100 Angeboten" und folgerte: "Es wird einem sehr deutlich bewusst, dass faktisch viel passiert." Ermöglicht werde all dies durch unglaubliches Engagement vieler Menschen. Fast alle Angebote würden getragen, finanziert oder wenigstens gefördert von Stadt, Landkreis oder Freistaat.
Auch zu dem Vorwurf, dass die Stadt zwar 150.000 für einen Stadtmarkenprozess ausgeben will, die auf 500.000 Euro veranschlagte Sanierung des Skaterplatzes jedoch auf Eis gelegt sei, äußerte sich Paul: Der Stadtmarkenprozess könne doch gerade die Frage klären, wofür Lohr stehe und welches Image sich die Stadt geben wolle. Es sei "müßig, wenn wir immer wieder neu verhandeln müssen, wofür wir stehen", so Paul.