Mit Kanonendonner und Musketenschüssen wurde die Sternschanze Frammersbach am Sonntag lautstark eröffnet. Als Kanonier gab dabei Bürgermeister Christian Holzemer nach einer kurzen Einführung der beiden Experten Reinhold Kullmann und Johann Breyer vom kurbairischen Dragonerregiment gekonnt eine gute Figur vor rund 100 Besuchern ab.
Dass das Bodendenkmal in dem Waldboden überhaupt entdeckt wurde, ist dem Zufall zu verdanken. Die sternförmige Anlage aus der Zeit des 30-jährigen Krieges konnte im Wellerstal oberhalb der Waldschlossbrauerei nur mittels Airbourne-Laserscan 2017 sichtbar gemacht werden. Für die Überfliegung mit einer Drohne war Christian Büdel aus Frammersbach verantwortlich, bei dem sich der Bürgermeister mit einem Präsent dafür bedankte.
400 Quadratmeter Innenfläche
Die sogenannte Sternschanze mit einer geschätzten Innenfläche von 400 Quadratmetern, auf der 126 Soldaten gelebt haben könnten, ist ein bedeutender Fund für die Marktgemeinde Frammersbach. "Sie stammt aus einer Phase der Ortsgeschichte, die bisher noch nicht so stark erforscht ist", betonte Holzemer.
Das sieht auch die Burgenlandschaft Spessart und Odenwald so. Deren Vertreter Katja Focke-Pellkofer und Darius Lenz erklärten in ihren kleinen Grußreden, warum das Bodendenkmal aufgenommen wurde. Als eine der ersten Anlagen des Netzwerkes Burgenlandschaft wird die Sternschanze Teil einer neuen "Burgen-App" sein, die insbesondere Kinder und Jugendliche ansprechen soll.
Für die Rekonstruktion des damaligen Lebens stellte sich das kurbairische Dragonerregiment Johann Wolf e.V. aus Mömlingen als Darsteller zu Verfügung. Und 15 Mitglieder dieser Truppe, die sich zur Aufgabe gemacht hat, das Leben während des Dreißigjährigen Krieges zu erforschen und so genau wie möglich darzustellen, veranschaulichten das Lagerleben auf der Sternschanze und deren Verteidigungsstrategien am Sonntag.
Ein Blick in das frühere Leben
Angereist am Samstag, bauten sie am Sonntagvormittag das Lager mit den kleinen Soldatenzelten. Da sie recht kurzfristig engagiert wurden, konnte man nur eine kleine, aber feine Truppe präsentieren. Normalerweise zählt der Verein 45 Aktive aus ganz Deutschland und einen Österreicher, informierte Hauptmann Uwe Klotz.
Aber was vor Ort war, spiegelte gut das Leben auf der Sternschanze wider. Die zahlreichen großen und kleinen Besucher stellten viele Fragen, die ihnen gerne beantwortet wurden. Auch zeigten die Vereinsmitglieder einiges aus dem damaligen Alltagsleben und führten verschiedene Waffen- und Kriegstechniken vor. Aufgebaut hatten sie unter anderem Feldgeschütze, einen Blockmörser, einen Stangenmörser sowie Musketier- und Lundenschlossmusketen. Schanzkörbe zeigten eine Deckungsform. Demonstriert wurden Musketen- und Pikenierdrill und lautstark feuerte die Artillerie.
Einige der Gäste unternahmen auch noch einen Spaziergang auf dem benachbarten Walderlebnispfad oder labten sich im Biergarten der Waldschlossbrauerei, wo die Bewirtung des Festaktes stattfand.